Was ist eigentlich eine Powerbox? So ziemlich das gleiche wie eine Powerbank für ein Smartphone nur in größer. Wie groß, das kann man sich aussuchen, und es kommt auf den Einsatzzweck an. Jedenfalls kann es schon sehr groß werden. Im Prinzip besteht eine Powerbox aus einem Stromspeicher (Akku) und der nötigen Peripherie, um Strom zu laden und abzugeben. Je nach Modell kann man die Speicherkapazität auswählen und sich entscheiden, welche Anschluss-Optionen man benötigt.
Wir haben die Bluetti Power Oak AC 200Max ausprobiert. Sie kann man als Alleskönner bezeichnen und dabei ist sie eben gerade noch mobil. Mit ihrem Gewicht von 27 Kilogramm will sie mit dem Auto transportiert werden. Die Größe entspricht in etwa einem PC-Midi-Tower ( 42 x 28 x 38.65 Zentimenter). Kurze Strecken kann man sie tragen, bei längeren ist man für eine Karre dankbar. Um eine Fahrradtour mit Strom zu versorgen, ist sie deutlich zu schwer.
Der Vorteil: An die AC200Max kann man nicht nur 12 Volt Geräte und die verschiedenen USB-Kabel anschließen, sie liefert auch 230 Volt Wechselstrom – mit echter Sinuskurve, die Geräte mit bis zu 2200 Watt Leistungsaufnahme versorgen. In der Spitze können kurzzeitig 4800 Watt abgerufen werden. So kann man Wasser erwärmen, ein Notebook, einen Kühlschrank betreiben oder eine Elektrosäge in der Wildnis anwerfen.
Schwer aber kompakt
Oder aber: Im Zuge des Vanlife-Booms kann mit diesem Gerät seinen Van einfach elektrifizieren. Wenn die Elektrik nicht zu komplex ist, wird das Stromnetz an Bord einfach in die Anschlüsse der Box eingestöpselt. Die AC 200Max kostet regulär etwa 2000 Euro, die sonst üblichen Sonderaktionen fallen im Jahr der Lieferengpässe leider etwas spärlicher aus. Für den Laien hört sich das zunächst teuer an, doch wenn man ein System mit vergleichbaren Leistungswerten nachbauen will, wird man bei hochwertigen Komponenten eher noch mehr Geld für die Einzelteile ausgeben müssen. Der Akkua basiert auf der LiFePO4-Technik, dass heißt er kann sich nicht entzünden.
Wenn die Box geliefert wird, hat der Bote ein Trinkgeld verdient. Einmal ausgepackt, wird sie zwar nicht leichter, aber deutlich kompakter. Die beiden integrierten Griffe machen es wesentlich einfacher, sie zu heben. Die Anschlüsse befinden sich an zwei Seiten – die Ausgänge an der Front – der Input an der schmalen linken Seite. Das ist schon mal ein Vorteil, die Box lässt sich so leichter an eine Wand, in eine Ecke oder in ein Schränkchen stellen, als wenn an allen vier Seiten Anschlüsse angebracht wären. Alle Eingänge sind mit Spritzschutzklappen versehen, dennoch sollte man so ein System nicht im strömenden Regen stehen lassen.
Die Inbetriebnahme ist denkbar einfach – einfach einschalten und los gehts. Die AC 200Max verbessert das Vorgängermodell noch einmal. Sie liefert jetzt 2200 Watt bei Wechselstrom und nimmt zum Aufladen bis zu 900 Watt Solarenergie an. 2048 Wh-Speicher befinden sich in der Box. Der USB-C Anschluss liefert bis zu 100 Watt, die 12-Volt-DC-Augänge einmal 30 Ampere und dreimal je 10 Ampere. Wireless Charging ist auf der Oberseite mit zweimal 15 Watt möglich.
Vielzahl an Anschlüssen
Über den USB-C-Ausgang kann man nun auch ein leistungshungriges Notebook betreiben. Die 12-Volt-Ausgänge sind mehr als ausreichend, um etwa eine übliche Wohnmobilelektrik (Pumpe, Licht, Kühlbox etc.) zu betreiben. 2200 Watt genügen auch für Kochplatten. Interessant sind sie auch, wenn kurzfristig sehr leistungsstarke E-Geräte betrieben werden – etwa ein Bohrhammer oder eine Säge. Die Station kann in vielen Fällen für Handwerksarbeiten einen mobilen Stromerzeuger ersetzen. Die Box kann mit weiteren Akkumodulen betrieben werden, dann vergrößert sich der Stromspeicher, aber eben auch das Gewicht. Die augenfälligste Neuerung ist die Bluetti App, über die man das Gerät nun via Bluetooth steuern kann.
Wie kommt der Strom in die Powerbox?
So fett die AC2000 auch dimensioniert ist, man wird den Akku doch leer saugen. Wie lange, das hält von den Verbrauchern ab. Sollen nur ein Smartphone und ein iPad geladen und ein paar LED-Leuchten betrieben werden, wird die Füllung locker für eine Woche ausreichen. Steckt man aber eine Kochplatte ein und benutzt die mehrfach am Tag, dürfte nach zwei Tagen bereits Schluss sein. Füllen kann man die Box auf drei Wegen. Beim Camper kann Strom von der Lichtmaschine abgezweigt werden. Hier erfolgt die Aufnahme über einen Zigaretten-Anzünder-Anschluss, damit ist die Aufnahme auf 10 Ampere begrenzt. Dann kann die Box ganz normal am Stromnetz aufgeladen werden. Die Kühlung des Laders erzeugt allerdings ein nerviges Fauchen.
Die eleganteste Möglichkeit sind natürlich Solarpaneele. Die können müssen aber nicht von Bluetti sein. Die Panels von der gleichen Marke sind genauso mobil wie die Box, sie werden zusammengefaltet in einer Tasche transportiert. Am Einsatzort kann man sie dann dort aufstellen, wo sie die größte Lichtausbeute erreichen. Und selbst mit dem Camper im Schatten parken.
In der Praxis
Im regenkalten Februar wollten wir nicht mit Zelt und Box in einem Wald campieren. Wir haben die Box für Arbeiten am eigenen Van-Projekt genutzt. Zugegeben war das eine Trockenschwimm-Übung, denn ein Verlängerungskabel hätte es auch getan. Genutzt wurde im Wesentlichen der Wechselstrom, fürs Licht und Geräte wie Bohrmaschine, Multitool, Flex und Sägen. Wie zu erwarten, hat die Box alle Teile klaglos mit Strom versorgt. Nach zwei (Hobby-)Arbeitstagen war das Gerät leergesaugt. Das kommt natürlich auf die Nutzung an, wer nonstop Bretter sägt, dürfte nach ein paar Stunden ans Ende kommen. Auch ein 230-Volt-Schweißgerät lässt sich betreiben, wenn man mit der Dauerleistung von 2200 Watt auskommt.
Was spricht dagegen?
Spricht man mit Camping-Elektroexperten raten sie meist von einer Powerbox ab. Ihr Argument lautet: Man könne sich mit guten Einzelkomponenten so eine Anlage maßgeschneidert zusammenstellen. Dann kenne man alle Bausteine, könne die optimal aufeinander abstimmen. Und komme es mal zu einer Störung, muss eben nur eine Komponente gewechselt werden. Das ist alles richtig, solange man über die notwendigen Kenntnisse verfügt. Der Laie kann auf dem Weg zur "Individual-Lösung" nämlich auch eine Menge Fehler machen. Das ist bei einer Powerbox, die nur eingestöpselt wird, kaum möglich. Und nicht vergessen: Das komplette System hat Garantie. Wer alles selbst zusammenstellt und verdrahtet, haftet auch für eigene Fehler.
Es dürfte auch dem Könner schwerfallen, die eigene Anlage so platzsparend in einer Kiste unterzubringen. Dadurch ist die Powerbox mobil. Sie kann die Hütte elektrifizierten und den Camper und bei Bedarf geht sie mit zum Angeln oder zum Arbeiten. Während eine festverbaute Elektrik in einer Hütte oder einem Camper nur in den meist wenigen Urlaubswochen benutzt wird, kann man Box und Solarpanel auch zu Hause aufstellen. Eine Einspeisung ins Hausnetz ist gar nicht nötig, man könnte einfach passende Verbraucher an die Box anschließen und so sein Homeoffice auf Solarpower umstellen.
Zubehör
Wie erwähnt, dürften Solarpanels für viele User die sinnigste Ergänzung sein. Bei einem Camper sind sie unumgänglich, wenn man eine längere Energieautarkie wünscht, ohne dass der Motor läuft. Außerdem bietet Bluetti zusätzliche Akku-Packs an, um die Speicherkapazität auf bis zu 6144 Wh zu erweitern. Sie befinden sich einem eigenen Gehäuse und werden per Kabel verbunden. Das Gesamtsystem wird dann merklich schwerer, lässt sich getrennt aber immer noch ohne Lastkarre bewegen.
Fazit
Eine Powerbox dieser Dimension und zu diesem Preis ist kein Gerät, dass man sich zulegen sollte, ohne zu wissen, wofür man es braucht. Man sollte regelmäßig in die Verlegenheit kommen, Strom dort zu benötigen, wo es keine Dose gibt. Etwa bei einem Camper-Projekt. Dann nimmt die AC200Max viele Probleme auf einmal ab, die ein Laie nur schwer selbst lösen kann. Den Tester überzeugt am meisten die platzsparende kompakte Bauweise und die damit verbundene Mobilität der Box. Solche Boxen gibt es in kleiner und noch größer. Doch noch größere Geräte büßen in der Praxis die Mobilität ein. Kleinere Boxen sind gut für LED-Licht, Aufladen des Smartphones und anderes. Beim Betrieb starker Verbraucher müssen sie passen, können aber für kleine Camper oder für den Zelturlaub die bessere Alternative sein.
Powerboxen werden auch von anderen Herstellern angeboten. Auch wenn die Namen sich nach Kalifornien anhören, kommen die Boxen allesamt aus China. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Bluetti ist hervorragend, vor allem wenn man doch eine Sonderaktion erwischt. Für den Endkunden ist zudem die Zubehör-Palette interessant. Dazu bietet Bluetti ein sehr breites Portfolio verschiedener Boxen an, doch meist wird sich der Kunde nur eine Box zulegen. Derzeit kostet die Box im Bluetti Shop 2199 Euro minus einem 200 Euro Coupon.
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