Vanlife ist in und Camper boomen. Die Umbauten von Kastenwagen wie Sprinter, Ducato und Co haben den "Joghurtbechern" mit ihrem Kunststoffaufbau vor allem bei Jungen den Rang abgelaufen. Ein wesentlicher Grund ist, dass sich die Transporter noch in etwa wie ein großer PKW bewegen lassen. Die großen Ausrüster haben sich darauf spezialisiert, alles was in einem richtigen Wohnmobil dazugehört, auch in einem kleineren Kastenwagen unterzubringen. Das geht, wenn die Lösungen auch etwas gestopft bzw. verbaut wirken. Dazu gibt es einen anderen Trend, nämlich ein möglichst vielseitiges Fahrzeug, das sich als Camper, aber auch als Transporter oder Bus bewegen lässt. Also ein Auto wie ein Schweizer Taschenmesser. Der deutsche Ausrüster Southvan hat so ein Wunderwerk auf Basis des nur 4,97 Meter langen Ford Nugget vorgestellt. Das ist kaum länger als ein Passat Kombi.
Schwenkbarer Küchenblock
Der Entwurf baut auf einem besonderen Küchenblock auf, dem Allrounder. Der Küchenblock ist hinter dem Fahrersitz befestigt, und lässt sich aus der Schiebetür herausschwenken. Es kann bei gutem Wetter leicht im Freien gekocht werden. Man kann den Block auch ganz aus dem Auto hieven. Bei einem Camper dieser Größenklasse findet das Leben ohnehin möglichst outdoor statt. Ein Schlechtwetterurlaub ist mit so einem kleinen Fahrzeug keine Option.
Dazu ist die Kochplatte nicht fest im Küchenblock eingebaut und kann außerhalb des Fahrzeuges benutzt werden. Im Angebot sind zwei Allrounder-Küchen. Das besser ausgestattete Modell kostet immerhin 5900 Euro. Dafür gibt es eine kleine Kühlbox, eine Goal Zero Yeti 1.000X-Stromstation, ein Induktionskochfeld und einen ausziehbaren Wasserhahn, der sich als Außendusche verwenden lässt. Die Kühlbox mit 29 Litern und die Frisch- und Abwassertanks von je 12 Litern fallen naturgemäß klein aus. Der Allrounder Light für 4.690 Euro verzichtet auf die Yeti-Stromversorgung, das Induktionskochfeld wird dann durch einen Kartuschenbrenner ersetzt, der Kühlschrank wächst auf 47 Liter.
Schmale zweite Reihe
Zweiter Bestandteil des Campers ist eine kompakte Dreier-Rückbank, die auf Bodenschienen befestigt wird. Neben ihr kann ein weiterer Einzelsitz montiert werden oder der Platz wird als Stauraum genutzt. Mit den beiden Sitzen vorn, ergibt sich eine Konfiguration von 2+3 beziehungsweise 2+4 Sitzen. Zusätzlich können weitere drei Sitze in der letzten Reihe eingebaut werden – 2+4+3 ist das Maximum. Und das alles, ohne den Küchenblock aus dem Wagen heben zu müssen.
Wozu ist das gut? Neun Sitze werden wohl vor allem Trainer von Jugendmannschaften erfreuen. Als Erwachsenen-Bus auf der Langstrecke sind die Plätze dann doch etwas schmal. Spannend ist die Kombination von zwei Erwachsenen Sitzen vorn und der schmalen Dreierbank für Kinder. Für drei Erwachsene ist sie auch etwas knapp bemessen, aber für zwei gut.
Die schmalere Bank macht das Raumwunder möglich. Sie lässt sich immer noch in ein Bett verwandeln, lässt aber genügend Raum an der Seite, um langes Ladegut wie Surfboards oder Fahrräder mitzunehmen. Die Fotos der Galerie zeigen, dass sich auch ein wirklich ausgewachsenes Motorrad einpacken lässt. Mit der Bank geht dann doch nur ein Mountainbike. Wie beim Ford Nugget gibt es dazu ein 125 Zentimeter breites Bett im ausklappbaren Dach.
Interessant ist das Angebot, wenn man die Flexibilität nutzen will. Auf den Bodenschienen lässt sich die Sitzbank ganz nach vorne schieben oder ganz herausnehmen, um den Laderaum zu vergrößern. Eine Drehkonsole für den Beifahrersitz nutzen den Raum perfekt aus. Interessant ist auch die Optik. Es werden schöne und wertige Materialien verarbeitet. Das Interieur setzt sich wohltuend vom Rentnerlook der meisten Camper ab und bringt trotz der technischen Verstellbarkeiten einen Hauch "Van Life" mit.
55.000-Euro-Klasse
Der Camper startet bei 51.990 Euro und baut dann auf einem Ford Transit Custom Trend mit dem 129 PS starken 2,0-Liter-EcoBlue-Dieselmotor auf. Die Trail-Variante für 54.300 Euro hat zwar keinen Allradantrieb, aber ein mechanisches Sperrdifferential und einen Kühlergrill im martialischen Raptor-Look. Für den Preis gibt es das Auto, das Hochdach mit Bett und die verschiebbare Bank, die Schienen und das schöne Design, doch das Küchenmodul kommt noch einmal extra. Mit dem Allrounder Light kostet das Wohnmobil also mindestens 56.680 Euro.
Teurer geht es allemal: Jeder weitere Sitz kostet 830 Euro und Zusatzausstattungen wie Standheizung, Solaranlage, chemische Toilette und Dachgepäck- und Fahrradträgeroptionen kosten extra. Ein besonderer Geschmack geht immer ins Geld. In dem Preisniveau bekommt man auch einen weitaus größeren und ganz gut ausgestatteten Pössl Roadcruiser Heavy auf Citroen Basis. Vorteil bleibt aber, dass der Southvan ohne Einschränkungen als Alltagsauto benutzt werden kann. Man sich also nicht für ein extra Auto nur für die Freizeit entscheidet.
Quelle: Southvan
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