Engagement Zeigen Sie Charakter im Gasfuß!

Diese Menschen setzen sich für mehr Verkehrssicherheit ein. Sie wollen das Unfallrisiko junger Fahrer verringern.

Susanne Bahr betreibt in Reinheim bei Darmstadt eine ungewöhnliche Fahrschule. Wenn zum Beispiel Autobahnfahrten anstehen, dann gehen die bei ihr gleich über mehrere 100 Kilometer. Denn nur so könne man sich an höhere Geschwindigkeiten gewöhnen. Zum Wohlfühlen beim theoretischen Unterricht ist ihr auch etwas eingefallen, sie spendiert ihren Kunden Gummibärchen und kalte Limonade. Macht ein Schüler einen Fehler, brüllt der Lachsack los. Und auch nach bestandener Prüfung ist die Betreuung noch nicht zu Ende: Susanne Bahr bietet Seminare für Fahranfänger zum Erfahrungsaustausch an.

Martin Kühn (2. v. l.) engagiert sich für die Verkehrserziehung Jugendlicher. Das Bild zeigt den Rostocker Pastor mit seiner Gruppe an einem symbolischen Baum-Kreuz. Denn insbesondere Alleebäume werden jungen Fahrern in Mecklenburg-Vorpommern zum Verhängnis. Kühn: "Bei uns passieren die meisten Verkehrsunfälle mit jungen Leuten." Deshalb veranstaltet er Kurse, "damit über den Tod nachgedacht wird, der auf der Straße mitfährt". Für ihn spiegeln sich im Verkehr Eigenschaften wider, die in der Gesellschaft leider hoch im Kurs stehen: Durchsetzen um jeden Preis, einseitiges Beurteilen nach Leistungsvermögen oder Aggressionsbereitschaft. Mit seinen Kursen will der engagierte Seelsorger erreichen, "dass ein Prozess gegen diese Entwicklung in Gang kommt".

Alfred Schmitt (l.) organisiert im Auftrag der bayerischen Verkehrswacht Fortbildungskurse für Führerscheinneulinge. An 32 Wochenenden ist der pensionierte Münchner Kripo-Kommissar deshalb ehrenamtlich unterwegs. Unter anderem gibt es für junge Fahranfänger ein Jahr nach ihrer Prüfung ein kostenloses Fahrfertigkeitstraining. Damit auch die Theorie nicht zu kurz kommt, ist ein ausrangierter Linienbus als mobiles Klassenzimmer mit vor Ort. Das Bild zeigt den Bus mit Schmitts Kollegen Roland Barthel am Steuer. Der Erfolg ihres Engagements lässt sich messen. Der TÜV Bayern hat in einer Studie herausgefunden, dass die Teilnehmer im zweiten und dritten Praxisjahr im Durchschnitt ein Drittel weniger Unfälle bauen als Nichtteilnehmer.

Heinz F. Kugler hat die "Aktion Besser Fahren" gegründet, die speziell für junge Soldaten und ihre Familien gedacht ist. Der Oberstleutnant vom Streitkräfteamt in Bonn engagiert sich, weil Militärangehörige eine stark unfallgefährdete Gruppe sind. Allein im vergangenen Jahr verunglückten 98 Soldaten und zivile Bundeswehrmitarbeiter auf den Straßen tödlich. Kugler ist außerdem Vater von Kindern mit Führerschein. "Da weiß man, was alles passieren kann", sagt er. Mehr als 25 000 Teilnehmer sind seit 1998 zu seinen Veranstaltungen gekommen. Da gibt es neben Seh-, Hör-, und Reaktionstests oder einem Geschicklichkeitsparcours auch einen Trunkenheitssimulator, in dem die fatalen Auswirkungen von Alkohol am Steuer erlebt werden können.

Axel Uhle hat's mit plakativer Optik. Der Diplompsychologe, der beim TÜV Süddeutschland in Saarbrücken als MPU-Gutachter ("Idiotentest") ständig mit Verkehrssündern befasst ist, entwirft nebenher Plakate und Postkarten mit witzigen Motiven gegen Drogen und Alkohol am Steuer. Hauptfigur ist die Kuh Adelheit (o.), die zwar säuft, "aber nicht fährt". Oder Marienkäfer Ludwig, der in Anspielung auf die Punktekartei des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) "mit seinen sieben Punkten leben muss". Dieser Käfer kam so gut an, dass sich die Verantwortlichen des KBA entschlossen haben, ihn über ihre Internetseite krabbeln zu lassen. Uhles humorige Werke mit ernstem Hintergrund kann man im Internet (www.adelheit.de) für drei Euro pro Stück bestellen.

Werner Michajlezko weiß, was es bedeutet, großes Glück zu haben. Vor gut zwei Jahren überlebte sein Sohn einen Verkehrsunfall nur knapp. Seither kümmert sich der Polizeibeamte aus Kleve darum, die Fahrsicherheit junger Auto- und Motorradfahrer in der Stadt am Niederrhein zu verbessern. Zum Beispiel kam Michajlezko zusammen mit Kollegen auf die Idee, an den Straßenstellen, an denen im vergangenen Jahr tödliche Unfälle mit jungen Leuten passiert sind, mannshohe Kreuze aufzustellen (o.). Zusätzlich lässt die Klever Polizei sechs Monate lang im Vorprogramm der Kinos Kurzfilme über Unfälle mit Fahranfängern laufen. Michajlezko: "Jahrelang stand unser Landkreis auf Platz eins in der Unfallstatistik. Jetzt haben wir es geschafft, dort runterzukommen."

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