Rund 60 Weltpremieren zeigen die Autokonzerne auf der 61. Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) dem erwarteten Millionenpublikum vom 15. bis 25. September. Echte Hingucker werden aus deutscher Sicht sicher die neue S-Klasse von Mercedes-Benz, der Porsche Cayman, der erste Audi-Geländewagen Q7, die Kombis vom VW- Passat und vom 3er BMW oder die neuen Cabrios von Volkswagen und Opel sein.
Marke: "nie gehört"
Und dann sind da noch Autos von Geely, Brilliance und Landwind. Da werden viele Messe-Besucher sagen "nie gehört". Doch das wird sich nach Ansicht des Automobilexperten Prof. Ferdinand Dudenhöffer bald ändern. "Das, was vor 40 Jahren die Japaner waren und vor 15 Jahren die Koreaner machten, deutet sich für 2005 für die Chinesen auf der IAA an." Die drei genannten chinesischen Autobauer kommen erstmals nach Frankfurt. Sie seien "sehr, sehr ernst zu nehmen", sagt Dudenhöffer. Die Chinesen seien sehr qualitäts-orientiert und brächten einen massiven Preisdruck vom erwarteten Markteintrittsjahr 2010 an. "Wer jetzt nicht seine Kostenstrukturen in Ordnung bringt, wird es schwer haben", sagt der Direktor des Center of Automotive Research der FH Gelsenkirchen.
Die Hoffnungsträger
Dabei denkt Dudenhöffer wie andere Branchenbeobachter auch an Fiat. Die Italiener präsentieren in der Frankfurt den neuen Punto - der zum Erfolg verdammt ist und als der große Hoffnungsträger für die Turiner gilt. Ebenfalls im Kleinwagensegment ist der neue Clio für Renault ein ganz wichtiges Modell - der Vorgänger war sehr in die Jahre gekommen und zuletzt nur mit großen Rabatten abzusetzen. Die Franzosen benötigen den Erfolg in der für sie so wichtigen Kleinwagenklasse. Da allerdings ist die Konkurrenz bekanntlich groß - so stellt auch Honda mit dem neuen Civic ein Volumenmodell vor.
Das Imperium trumpft auf
Mehrere Nummern größer geht es bei der neuen S-Klasse von Mercedes-Benz zu. Der traditionelle Marktführer der Luxusklasse will seine Top-Position zurückerobern, die auf Grund des Lebenszyklus der alten S-Klasse zumindest in Deutschland zwischenzeitlich an neuere Modelle wie den Audi A8 oder 7-er BMW verloren worden war. 2006 werde die Marke die weltweite Top-Position mit der S-Klasse wieder erobern, zeigt sich Dudenhöffer zuversichtlich.
Die weiteren Verdächtigen
Audi habe das Segment der so genannten SUV sträflich vernachlässigt, so dass der Q7, der Anfang 2006 auf den Markt kommen soll, von großer Bedeutung sei, meint der Wissenschaftler. Porsche will mit dem Cayman, einem Sportwagen auf Boxster-Basis, die 100 000- Autos-Absatz-Marke schaffen. Die geplante vierte Baureihe wird in Frankfurt noch nicht gezeigt.
Viele Neuauflagen von Fiesta bis Vectra, Cabrios wie der neue Volvo C 70, Toyotas Angriff in der Premium-Mittelklasse mit dem Lexus IS, dazu Studien und Traumwagen aus aller Welt - die IAA-Besucher können sich auf ein glänzendes Automobil-Angebot freuen. Doch vor den Toren des Messegeländes holt sie die Realität mit enormen Spritpreisen wieder ein.
Deshalb dürfte das Thema Treibstoffeinsparung und alternative Antriebe zu einem wichtigen Trend der weltgrößten Automesse werden, schätzt das Prognose-Institut B&D-Forecast (Leverkusen). Alle wichtigen deutschen Hersteller werden am Main ihre Hybrid-Modelle zeigen, die teilweise schon 2006 in Serie gehen könnten. "Und der Partikelfilter für Dieselmotoren steht auf jedem Stand", erwartet das Institut.
Frank Heidmann/DPA