Ausbaupläne in Grünheide Branchenexperte Dudenhöffer warnt vor Tesla: "Die Autobauer müssen sich warm anziehen"

Tesla-Chef Elon Musk steht vor mehrere Autos und spricht neben Olaf Scholz und Dietmar Woidke
Tesla-Chef Elon Musk bei der Eröffnung der Gigafactory in Grünheide im März 2022 an Seite von Bundeskanzler Olaf Scholz (M.) und Dietmar Woidke (l.), Ministerpräsident von Brandenburg
© ASSOCIATED PRESS | Patrick Pleul / Picture Alliance
Der Branchenexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer warnt vor den bekannt gewordenen Plänen zur Erweiterung der Tesla Gigafactory in Grünheide. Er sieht darin eine ernsthafte Bedrohung für andere Hersteller. Gegenüber dem RBB sagte er: "Die europäischen Autobauer müssen sich warm anziehen."

Tesla will sein Geschäft durch eine Erweiterung der Gigafactory in Grünheide weiter ankurbeln. Einem Bericht des "Tagesspiegel" zufolge sollen hier künftig eine Million Fahrzeuge jährlich vom Band rollen. Die Belegschaft in der Fabrik in Brandenburg, in der das Erfolgsmodell Model Y gefertigt wird, soll von 11.000 auf 22.500 Mitarbeiter:innen ansteigen. Zu den Plänen gehört auch eine 700 mal 700 Meter große Produktionshalle, was einer Grundfläche von 490.000 Quadratmetern entspricht. Damit verfolgt das Unternehmen unter CEO Elon Musk das ehrgeizige Ziel, weltweiter Marktführer zu werden.

Branchenexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer bewertet die Pläne als "eine Kampfansage an alle Autobauer weltweit", wie er dem RBB sagte. Musk habe einen "knallharten Plan und ein Teil seines Plans ist es, alle anderen in die Knie zu zwingen". "Er wird mit seinen Preisstrukturen im Weltautomarkt furchtbar wüten – im deutschen, im europäischen." Laut Dudenhöffer könne man nicht ausschließen, dass es in der Folge bei anderen Autobauern zu Konkursen kommen werde. Etwa in den USA und in China hat Tesla durch seine wiederholten Preisrabatte in den vergangenen Monaten bereits Konkurrenzmarken dazu gebracht, die Verkaufspreise ihrer Autos nach unten hin anzupassen. 

Tesla: Dudenhöffer rechnet mit "etwa zwei oder dreimal" höheren Produktionszahlen als VW

Schließlich wolle Musk, dass Tesla der weltweit größte Autobauer werde. "Dazu braucht er die Produktionskapazitäten", erklärt der Branchenexperte. Er rechnete vor: Würde man den Produktionsplan von 20 Millionen E-Autos gleichmäßig auf die Produktionsstandorte China, USA und Europa verteilen, so würde dies sieben Millionen Fahrzeuge für Europa bedeuten. Da Tesla die meisten Fahrzeuge davon in Deutschland produziere, sei dies "also eher eine zu kleine Kapazität für Elon Musk". Dudenhöffer erwartet deshalb, dass Tesla seine jährliche Produktionsrate bis zum Jahr 2030 sogar auf 30 Millionen Fahrzeuge ausbauen könnte. "Das wäre in etwa zwei oder dreimal so groß wie VW", stellt der Branchenexperte klar.

VW hat in seinem Stammwerk in Wolfsburg eine Jahreskapazität von rund 800.000 Fahrzeugen. Aufgrund der Chipkrise und den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs kam der deutsche Autobauer zuletzt aber lediglich auf die Hälfte der Produktionen. Mittlerweile läuft die Produktion jedoch wieder gut.

Zwar war der Volkswagen-Konzern, zu dem unter anderem auch Audi, Porsche und Seat gehören, am globalen Umsatz gemessen im Jahr 2022 der größte Automobilhersteller weltweit, doch hat es der Elektropionier Tesla bereits zum wertvollsten Autobauer der Welt geschafft. Seit einigen Jahren meldet das US-Unternehmen immer wieder Auslieferungsrekorde. 

In der im März 2022 eröffneten Gigafactory in Grünheide laufen derzeit 5000 Tesla Model Y-Fahrzeuge vom Band. Mit 105.307 verkauften Einheiten in Europa war es im ersten Quartal 2023 das meisterverkaufte Elektroauto. Danach folgte mit deutlichem Abstand der Volvo XC40 (35.226 verkaufte Einheiten) und auf Platz 3 der VW ID.4 (31.481 verkaufte Einheiten). Zuletzt gab Tesla wieder einen neuen Auslieferungsrekord bekannt. Nach Unternehmensangaben wurden im zweiten Quartal 2023 gut 466.000 Fahrzeuge ausgeliefert – mehr, als von Experten erwartet. Bevor ab dem kommenden Jahrzehnt 20 Millionen Teslas pro Jahr vom Band rollen sollen, strebt der E-Auto-Hersteller für dieses Jahr eine Produktion von insgesamt 1,8 Millionen Fahrzeugen an. 

nk

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