Genug mit dem leidigen Krisengerede! Anti-zyklisches Marketing gefällig? Die USA, ganz offensichtlich eine Nation voll willfähriger Optimisten, macht sich langsam wieder auf den Weg zur wirtschaftlichen Erholung, glaubt man den zarten ersten Zeichen, die von der nahenden Rückkehr hedonistischer Zustände künden. Ab sofort kann sich der Mann von (Neuer) Welt eine hübsche Immobilie an der hauseigenen Rennstrecke kaufen, ganz wie im Golfclub in Marbella, Mitgliedschaft im elitären Club gleichgesinnter Oktan-Köpfe im Preis mit eingeschlossen - praktizierte Rezessionsinvestition im allerbesten Sinne des Wortes also.
Der Motor Sport Country Club im US-Bundesstaat Colorado ist ein prächtiges Beispiel für solch positive Perspektiven. Nicht allzu weit entfernt von den üblichen Luxus-Spielplätzen wie Aspen oder Vail in den Rocky Mountains, wird unter der Leitung des Stars unter den Race Course-Architekten, dem Deutschen Hermann Tilke, eine exklusive Automobilrennstrecke aus dem Boden gestampft. Finanziell potente Liebhaber zügigster Fortbewegung, die bislang ihre Ferraris, Vipers oder Bugattis verschämt in der Garage versteckt hielten, um bei den Einkommens-reduzierten Nachbarn kein unziemliches Neidverhalten zu erwecken, dürfen ihre teuren Toys dort sorgenfrei auspacken und sie um die Club-eigene Rennstrecke jagen, und weder die Radarpistolen der Highway Patrol noch die politisch-korrekten Aufpasser aus dem Bailout-besorgten Washington werden sie zum prophylaktischen Lüpfen des Gasfusses auf dem über zwölf Kilometer langen Rundkurs zwingen. Geht es nach den Plänen des Finanzkonsortiums, das den Bau der Strecke bezahlt, werden auch weder alkoholfreudige Sozialhilfeempfänger mit Schumacher-Käppi noch Mittelständler in fiskalischer Bedrouille den PS-starken Spass in den Bergen verderben. Zwar sind in der Planung Zuschauertribünen durchaus vorgesehen, aber Bernie Ecclestone muss sich keine Gedanken um eine eventuelle Aufwartung machen, denn der Kurs in den Rockies ist ein Privatclub. Absolut.
Eigenheim für Motorsportler
Die Idee von sogenannten Racing Country Clubs, asphaltierten Spielwiesen für gut betuchte Autosportler, ist nicht neu in den USA. Kein Land der Erde hat so viele privat finanzierte Rennstrecken wie die Heimat von Ford und (noch) GM. Und einige davon - vor allem, wen wundert's, in Texas - gehören privaten Vereinen, deren Mitglieder genügend Bares haben, um den Vintage Lotus Formel 1 oder die Callaway Corvette in der Club-eigenen Garage zu lagern und am Wochenende damit die sprichwörtliche Sau raus zu lassen. Neu jedoch ist die Idee, neben der Strecke gleich noch das Eigenheim für den Motorsportler zu verkaufen, auf Grund der doch erheblichen Geräuschentwicklung beim Abfahren der Slicks ein etwas fragwürdiges Konzept, bedenkt man, dass der echte Rennfan den Achtzylinder gerne kurz nach Sonnenaufgang startet, da um diese Zeit die Streckentemperatur die besten Voraussetzungen bietet, um dem neureichen Hedgefund-Manager von nebenan den Rundenrekord wieder abzujagen
"Wir haben das Konzept eines luxuriösen Country Clubs auf wohlhabende Motorsportenthusiasten übertragen", schwärmt Tim Bird, sonst eher wortkarger Sprecher des MSCC in Colorado, "und dafür bieten wir einmaliges Vergnügen an der Kreuzung zwischen Geschwindigkeit und Luxus." Den 'Ring of the Rockies' nennt die aufwändige Broschüre die Strecke, das grandiose Clubhaus entwarf Alan Grant, der auch das LeMay Car Museum in Washongton baute, mit wohlgefüllten Wine Bars, einer Cigar Lounge und einem Spa, in dem sich die Dame des Hauses massieren lassen kann, während Papa mit dem Porsche rumorgelt.
Villa für 2 Millionen
Bis Mitte des Jahres hofft Bird, mit dem Bau des exklusiven Immo-Motodroms beginnen zu können. Bis dahin sollen mehr als die Hälfte der Bauplätze hinter den Auslaufzonen verkauft sein. Voll erschlossene Areale beginnen in der Region von 125.000 Dollar, Luxuswohnungen in den Appartmentkomplexen neben der Strecke sollen Preise von bis zu einer Million erzielen, die angebotenen Villen kosten schon mal zwei, Garagenstellplatz für den Lambo allerdings im Preis inbegriffen. Nicht wenig Moos für eine Bleibe im kargen Coloradischen Hinterland. Wer die Kollektion im Haus haben möchte, kann klimatisierte Ausstellungsräume erstehen (Preise stehen noch nicht fest), und selbst die erfahrene Boxencrew kann für einen kleinen Aufpreis angemietet werden. Umtriebige Unternehmensberater, denen die motorisierte Diaspora dann doch zu weit weg ist vom Schuss, haben die Möglichkeiten, Clubmitgliedschaften ohne Häuschen zu kaufen, dafür darf man dann mit dem Fuhrpark des Clubs - laut Herrn Bird immerhin bestehend aus Maseratis, Aston Martins, McLarens oder Ducatis - im Kreis fahren.
Es seien noch einige ausgewählte Immobilien zu haben, gibt Tim Bird zu, er sei aber sicher, dass der Restbestand in Bälde an den Mann ginge, selbst in diesen zugegeben harten Zeiten. Wie schon oben angeführt - die Amis sind ein optimistisches Völkchen.