Nie wieder... ...Insassen-Unfallsversicherung

Wer eine Insassen-Unfallversicherung abschließt, verpulvert Geld. Meist reicht die Haftpflicht.

Trotz Gurt, Airbag und ABS-Bremse: Noch immer werden viele Menschen im Auto bei Unfällen verletzt. 2004 waren es laut Statistischem Bundesamt fast 260 000. Das ist für viele Versicherungen Anlass, Insassen-Unfallpolicen anzubieten. "Denken Sie auch an Ihre Mitfahrer!", warnt beispielsweise die Kölner Axa und appelliert unterschwellig daran, dass der Fahrer für die Mitfahrer Verantwortung trägt. Edda Castelló, Verbraucherschützerin aus Hamburg, empört sich über diese Art der Geschäftemacherei: "Alle Schäden für Mitfahrer, ob Fremde oder Verwandte, werden von der Kfz-Haftpflicht des Unfallverursachers bezahlt."

Autoinsassen sind seit einer Gesetzesänderung vor drei Jahren rundum geschützt. Einzige Ausnahme: höhere Gewalt - Ereignisse also, die nicht vorhersehbar sind. Der Begriff ist eng definiert. Erdbeben etwa zählen dazu. Dann zahlt die Haftpflicht nicht, weil es keinen Schuldigen gibt. Bei Insassenschäden nach geplatzten Reifen, Blitzschlag oder Wildunfällen hingegen ist die Haftpflicht zur Stelle. Doch das wird von den Assekuranzen gern verschwiegen, um hohe Umsätze mit der Insassen-Unfallversicherung zu machen.

So kommt es, dass etwa fünf Millionen deutsche Autofahrer solche Policen haben, schätzt Experte Manfred Poweleit. "In kaum einer anderen Sparte verdienen die Versicherer so viel Geld wie in dieser", sagt der Herausgeber des Branchen-Informationsdiens-tes "map-report". Insgesamt rund 180 Millionen Euro jährlich kassieren die Autoversicherer laut Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in dieser Sparte - während sich die Insassen-Schäden nur auf 25 Millionen Euro belaufen dürften.

Eine spezielle Absicherung für den Fahrer hingegen ist ratsam. Verletzt er sich bei einem selbst verschuldeten Unfall, kann er keine Ansprüche gegen seine Kfz-Haftpflichtversicherung geltend machen, was kaum bekannt ist. Genau für diese Lücke haben Versicherungsstrategen ein neues Produkt ersonnen: den Fahrerschutz. Doch aufgepasst! Das Produkt, das den Fahrer angeblich "perfekt schützt", wie zum Beispiel die VHV aus Hannover lockt, hat einen Geburtsfehler: Wurde der Unfall grob fahrlässig verursacht, erhält der Fahrer keinen Cent. "Damit verkaufen die Versicherer eine Mogelpackung", wettert Hans-Jürgen Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Verkehrsanwälte. "Wer einen Unfall hat, weil er nach einer Biene schlägt, eine CD einlegt oder in der Stadt 30 Kilometer zu schnell ist, muss damit rechnen, leer auszugehen."

Ähnlich ist es mit der Fahrerunfallversicherung, die viele Assekuranzen im Angebot haben. Auch dieser Schutz hat Schwächen. Gezahlt wird nämlich nur, wenn das Unfallopfer eine lebenslange Behinderung davonträgt. "Besser ist da eine allgemeine Unfallversicherung. Die zahlt überall, rund um die Uhr und nicht nur bei der Autofahrt", sagt Expertin Castelló. Einen sinnvollen Fahrerschutz ohne Haken und Ösen bieten beispielsweise die Wiesbadener R+V und ihre Hamburger Tochter Kravag an. "Egal, aus welchem Grund der Fahrer den Unfall verursacht hat, wir zahlen seine Schäden so, als ob ein Dritter für den Unfall aufkommen muss", verspricht R+V-Vorstand Bernhard Meyer.

Zwei Einschränkungen gibt es: Wenn der Fahrer Alkohol im Blut hatte oder ohne gültigen Führerschein unterwegs war. Dann wird abgelehnt. Bei allen anderen Schnitzern ist der Fahrer geschützt. Die Police kostet 20 Euro pro Jahr. Einziger Wermutstropfen: Der Schutz ist nur erhältlich, wenn das Auto bei der R+V/Kravag auch haftpflichtversichert ist.

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Uwe Schmidt-Kasparek