Bei den Arbeitnehmern der deutschen Automobilindustrie darf man sich freuen: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) reformiert die Besteuerung von so genannten Jahreswagen. Und die Neureglung ist zudem von den Finanzbehörden rückwirkend ab Januar 2009 anzuwenden.
Durch diese Neuregelung sinkt die steuerliche Belastung der Mitarbeiter von Automobilherstellern und Autohändlern, die ein Fahrzeug ihres Arbeitgebers erwerben. Jetzt berechnen die Finanzbehörden den geldwerten Vorteil von Jahreswagenkäufern nicht mehr anhand fiktiver Verrechnungspreise. Stattdessen dient der Marktpreis als Berechnungsgrundlage. Das geht aus dem stern.de vorliegenden Schreiben des Bundesfinanzministeriums hervor.
Ein Beispiel: Angenommen der Listenpreis eines Neuwagens beträgt 35 000 Euro, der Marktpreis jedoch liegt durch offene und verdeckte Händlerrabatte bei 30.000 Euro. Dann betrug der vom Finanzamt berechnete steuerpflichtige geldwerte Vorteil bisher 3365 Euro. Nach der Neuregelung beträgt er jetzt nur noch 1205 Euro.
Nachhaltige Belebung des Marktes
Auf Druck vor allem der baden-württembergischen CDU-Abgeordneten Clemens Binninger und Thomas Strobl war im schwarz-gelben Koalitionsvertrag festgeschrieben worden, dass die "Besteuerung von Jahreswagenrabatten für Mitarbeiter zügig auf ein realitätsgerechtes Maß" zu bringen sei.
Dass die Forderung so schnell und rückwirkend umgesetzt wird, dürfte den betriebsinternen Absatz von BMW, Audi, Mercedes, Ford, Opel und Volkswagen erheblich beflügeln. Bei Mercedes waren beispielsweise 2002 noch über 40.000 Autos an Mitarbeiter verkauft worden. 2008 waren es nur noch rund 7000 Fahrzeuge. Der frühere Finanzminister Peer Steinbrück hatte eine Reform abgelehnt. Nachdruck erhielt die Forderung der CDU-Abgeordneten erst, als ein Urteil des Bundesfinanzhofs die bisherige Besteuerungspraxis in Teilen für nichtig erklärt hatte.
Der Abgeordnete Binninger sagte zu stern.de: "Die jetzt marktgerechte Besteuerung des Jahreswagenverkaufs wird den Markt für Modelle deutscher Hersteller nachhaltig und langfristig beleben." Außerdem sei die marktgerechte Besteuerung von Jahreswagen ordnungspolitisch im Gegensatz zur Abwrackprämie ein sauberes Instrument.