Manche verkehrspolitischen Fragen sind wie Zombies: einfach nicht totzukriegen. Kurz nach Günther Becksteins Vorstoß zur PKW-Maut ist nun die jährliche TÜV-Überprüfung für ältere Autos an der Reihe. Losgetreten hat die neue Diskussion der Vorstandsvorsitzende des TÜV Rheinland, Prof. Dr. Bruno Braun. "Das hohe Durchschnittsalter der Autos entwickelt sich zunehmend zum Sicherheitsrisiko, weil so auch immer mehr Fahrzeuge mit zum Teil schwerwiegenden Mängeln unterwegs sind", sagte Braun in einem Interview mit der Rheinischen Post. Bei Autos, die sieben Jahre und älter sind, solle man daher über eine jährliche Hauptuntersuchung nachdenken, um das Sicherheitsrisiko zu vermindern.
Andere TÜV-Verbände äußern sich eher zurückhaltend zu Brauns Vorstoß. "Sollte eine unabhängige Studie zu dem Ergebnis kommen, dass eine jährliche Hauptuntersuchung zu einem Plus an Sicherheit führt, wäre diese Untersuchung sinnvoll", sagt Jochen May, Pressesprecher des TÜV Nord. "Allerdings müssen der volkswirtschaftliche Gesamtaufwand und der Nutzen der Maßnahme in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen", schränkt May ein. Beim TÜV Süd heißt es nur, dass das Thema schwierig zu beurteilen sei und es dazu unterschiedliche Meinungen gebe. Lothar Nicholas von der Sachverständigen-Organisation DEKRA Automobil GmbH sagt, dass die jährliche Untersuchung älterer Autos "im Sinne der Verkehrssicherheit sinnvoll" sei. Die DEKRA wolle aber abwarten, was zu diesem Thema auf europäischer Ebene entschieden werde.
Technische Mängel nur sehr selten Unfallursache
Dass ältere Autos im Durchschnitt häufiger von Mängeln befallen sind als neue, ist kein Geheimnis. Der Knackpunkt ist jedoch, ob damit auch ein Sicherheitsrisiko einhergeht. Maximilian Maurer von der Technik-Kommunikation des ADAC hält die jährliche Überprüfung älterer Autos für eine "völlig überflüssige" Maßnahme. "Die Häufigkeit technischer Mängel ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit einer Häufigkeit von Unfällen. Nur bei rund 1% aller Unfälle spielen technische Mängel eine Rolle, die Hälfte davon sind Reifenschäden", so Maurer. Es sei deshalb nicht einzusehen, "noch weiter an der Kostenschraube zu drehen". Schließlich seien die Autofahrer unter anderem durch steigende Benzinpreise schon genug gebeutelt.
Alte Autos - junge Fahrer
Ein generelles Sicherheitsrisiko sehen Experten allerdings in schlecht reparierten Unfallschäden. "Unsere Sachverständigen erleben immer wieder, dass Kraftfahrzeuge nach einem schweren Unfall unprofessionell instand gesetzt wurden. Auf unseren Straßen sind viele rollende Zeitbomben unterwegs, welche die Verkehrssicherheit erheblich gefährden", so Werner von Hebel, Geschäftsführer der DEKRA Automobil GmbH. Dass es mit älteren Autos öfter knallt, könnte aber auch einen ganz banalen Grund haben: Fahranfänger, die nicht unbedingt von Papi einen neuen Sportwagen zum Führerschein bekommen, greifen aus Kostengründen gern zu älteren Autos. Die Gruppe der 18 bis 24-jährigen Autofahrer verursacht laut ADAC rund 25% aller Unfälle mit Personenschaden und jeden dritten Unfall mit Todesfolge, obwohl diese Altersgruppe nur 8% der Bevölkerung repräsentiert.