Unfallsimulation Studie zeigt: Silikonbrüste können im Auto wie kleine Airbags funktionieren

Frau im Auto
Laut Studie verringerte sich der maximale Druck an der Brustwand bei Unfällen um 23 Prozent.
© ferdinandas / Getty Images
Bei geringem Tempo können Brustimplantate das Verletzungsrisiko bei Autounfällen deutlich mindern – das fanden US-Forscher in einer Studie heraus. Fährt man schneller, sieht es allerdings ganz anders aus.

Bei Unfällen mit dem Auto wird die Brustwand oft hohem Druck ausgesetzt. Das kann schon bei geringen Geschwindigkeiten, also noch unter 20 Kilometern pro Stunde, zu Rippenbrüchen führen. US-Forscher aus Spokane und Seattle haben in einer Studie geprüft, ob Silikonimplantate bei Frauen das Verletzungsrisiko beeinflussen – und fanden heraus, dass die zusätzliche Polsterung tatsächlich Wirkung zeigt.

Für die Studie nutzten die Forschenden allerdings keine Crash-Test-Dummies in echten Autos. Sie simulierten den Aufprall mit einem Fallturm. Für das Experiment wurden unterschiedliche Gel-Blöcke verwendet. Die Kontrollblöcke bestanden ausschließlich aus Gel, die eine Naturbrust simulieren, andere Exemplare statteten die Forscher zusätzlich mit einem großen, eingebetteten 800-Kubikzentimeter-Brustimplantat aus.

Implantate helfen im Auto nur bedingt

Der Turm wurde so eingestellt, dass sein Gewicht von 7,46 Kilogramm mit einer Kraft von 1,9 Kilonewton auf die Gelblöcke traf. Dies sei ein bekannter Punkt für Rippenbrüche, so die Wissenschaftler. Ein vergleichbarer Autounfall mit einer 70 Kilogramm schweren, nicht angeschnallten Person hätte sich bei etwa 16 Stundenkilometern ereignet, heißt es. Die Ergebnisse der Studie beziehen sich also ausschließlich auf Auffahrunfälle bei niedrigen Geschwindigkeiten, aber ohne angelegten Sicherheitsgurt.

Dies ist auch deshalb von Interesse, weil viele Airbags erst ab 20 km/h auslösen und Unfallopfer bei Kollisionen unterhalb dieser Schwelle je nach Bedingungen und einwirkenden Kräften ohne die üblichen Sicherheitsmaßnahmen auskommen müssen. Da es sich manchmal auch nur um ein Umparken handeln kann, ist zudem nicht auszuschließen, dass dabei Personen nicht angeschnallt sind.

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Das Ergebnis: "Brustimplantate verringern den maximalen Druck, dem die Brustwand ausgesetzt ist, um 23 Prozent", schreiben die Forscher im Fazit der Studie. "Dies deutet darauf hin, dass Patientinnen mit Brustimplantaten vor Verletzungen der Brustwand, wie zum Beispiel Rippen- und Brustbeinfrakturen oder Lungenquetschungen, geschützt sein könnten, wenn sie mit der allgemeinen, nicht angeschnallten Bevölkerung verglichen werden, die in einen Verkehrsunfall mit geringer Geschwindigkeit verwickelt ist."

Doch natürlich gibt es klare Grenzen, ab welchem Punkt die theoretische Schutzwirkung von Implantaten mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Rolle mehr spielt – und diese sich sogar zur Gefahr entwickeln können. Italienische Wissenschaftler der Poly­technischen Universität Mailand fanden in einer anderen Studie mit angegurteten Crash-Test-Dummies und kleineren (und damit üblicheren) 300-Kubikzentimeter-Brustimplantaten heraus, dass Unfälle bei hohen Geschwindigkeiten dazu führen können, dass die Implantate Schaden nehmen.

Wann Silikon zur Gefahr werden kann

Sie schreiben: "Crashtests haben gezeigt, dass ein Aufprall mit einer Geschwindigkeit von 90 km/h ausreichen könnte, um Implantate zu beschädigen." Die Forscher merken an, dass sich diese Geschwindigkeit überdies auf neuwertige Einsätze bezieht und ältere Exemplare oft noch weniger belastbar sind, bevor die Hülle bricht.

Bei beiden Studien handelt es sich natürlich in erster Linie um Versuche. Daraus abzuleiten, dass Silikonimplantate tatsächlich eine verlässliche Schutzwirkung haben, wäre falsch. Auch die immergleichen Bedingungen bei Unfallsimulationen im Labor spiegeln die Realität nicht wieder. Bei einem Autounfall spielen zahlreiche Parameter eine Rolle, die ein Fallturm oder ein genormter Crash-Test nicht abbilden können.

ch