Technik Der verkappte Nachfolger

BMW XM 2023
BMW XM 2023
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Er sieht zwar nicht so aus, doch der mächtige Koloss ist der Nachfolger des BMW M1. Das zweite eigens von der M GmbH entwickelte Fahrzeug ist anders als von den meisten erwartet keine elektrische Neuauflage des BMW M1, sondern ein gewaltiger Luxus-SUV. Wir waren mit dem Hybridkoloss bereits unterwegs.

Die umfangreichen Tarnfolien können nicht verheimlichen, dass es der Gigant aus Garching feuerrot hinter den Ohren hat. Deutlich über fünf Meter lang, mehr als 2,5 Tonnen schwer und in der späteren Topversion rund 750 PS stark, soll er der direkte Wettbewerber von Lamborghini Urus, Aston Martin DBX 707 oder dem Bentley Bentayga Speed sein. Die Basisvariante ist mit ihren rund 650 PS dabei alles andere als eine solche. Das Antriebspaket stammt im Grunde vom neuen BMW X7 / 7er. Dabei wird der knapp 500 PS starke und doppelt aufgeladene 4,4-Liter-V8-Motor der Bauart S68 wird von einem Elektromotor unterstützt, der zwischen Triebwerk und Achtstufenautomatik im Getriebetunnel versteckt, einen mächtigen Schub bietet. Bei der Feinabstimmung von V8-Verbrenner und rund 150 kW starkem Elektromotor hapert es noch etwas, doch die BMW-Entwickler haben noch ein knappes Jahr zum Feinschliff, denn der XM kommt erst im Frühjahr 2023 auf den Markt. Ebenso wie der neue BMW 7er ist er dabei kaum ein Fahrzeug für den europäischen Markt, sondern soll sich mit üppiger Leistung und dem mutigen Außendesign insbesondere an Kunden in den USA, den Emiraten und wohl auch China wenden – zu Preisen über 150.000 Euro.

Ebenso wie sich das Äußere noch unter schwarz-weißen Tarnfolien versteckt, hält sich auch der Innenraum bedeckt. Weiches Leder allenthalben, Lümmelecken im Fond und in der Serienversion wohl auch sportliche Dreingaben wie Karbon und Farbelemente sollen das neue Topmodell von BMW begehrlich machen für alle, denen einen Porsche Cayenne Turbo S, ein Audi RS Q8 oder der Mercedes AMG GLE 63s schlicht zu langweilig ist. Entsprechend gewaltig ist der Auftritt, denn die Front erscheint mit dem mächtigen Kühlergrill und schmalen LED-Augen wie die unbezwingbare Eiger-Nordwand. Wenn dieser Kühlerschlund im Rückspiegel auftaucht, sollte man sich schnell auf die rechte Spur verziehen. Die Fahrleistungen sollen gewaltig sein und genauso fahren sich diese beim Erstkontakt auch.

Besonders imposant dabei nicht nur, wie der über 2,5 Tonnen schwere Koloss anschiebt und auf Wunsch die Tempo-100-Marke wohl rund vier Sekunden durchbricht, sondern auch der Schub in allen Lagen. Dafür sorgen nicht nur die 650 PS des Testwagens, sondern auch ein gewaltiges Drehmoment von 800 Nm. Doch es ist nicht der Schub allein, der begeistert und auch nicht die Höchstgeschwindigkeit, die später wahlweise bei 250 oder 280 km/h liegen dürfte. Es ist die Fahrbarkeit des Kolosses im Kurvengeschlängel. Etwas überraschend haben die BMW-Entwickler auf eine Luftfederung verzichtet, weil sich diese nicht so sportlich und filigran abstimmen ließe. Dafür gibt es adaptive Dämpfer, Wankstabilisierung und eine Hinterradlenkung, die den BMW XM locker um zwei Klassen schrumpfen lässt. Die Rückmeldung der Lenkung ist trotz Prototypenstand prächtig und das Fahrwerk zeigt, wie man deutlich über fünf Meter Länge und mehr als 2,5 Tonnen Leergewicht im Grenzbereich überspielen kann.

Richtig wild wird es Sportmodus mit nachgeschärfter Fahrwerksabstimmung, präziser Lenkung und einem Vorwärtsdrang, der nicht nur in dieser Liga eine Schau ist. Dazu bollert und tönt der Nord-Münchner auf seinen vier opulenten Endrohren und lässt einen ein paar kurze Sekunden vergessen, dass es mit solchen Spaßmachern – politisch von vielen geächtet - bald vorbei sein wird, wenn die Elektromodelle vollends das Regiment übernommen haben. Die M-Verantwortlichen machen keinen Hehl daraus, dass es sich mit dem Projekt eines solchen Powerhybriden gerade noch ausgegangen ist. Dabei kann der polarisierende BMW XM nicht nur bolzen und donnern, sondern auch flüsterleise. Dank seines Plug-in-Hybridantriebs liegt die rein elektrische Reichweite bei 80 Kilometern. Nicht, dass das die Ökojünger beruhigen würde, aber so kann man zumindest morgens um sechs Uhr in der Früh leise aus der Siedlung herausrollen. Auffallen kann man ja bereits mit der Optik genug.

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