Bei Volkswagen wirft man derzeit mit Superlativen. Höher, schneller, weiter, breiter, besser. Wenn es um den neuen Golf geht, ist dem Konzern nichts zu teuer. 500 Journalisten aus aller Welt wurden zur Geburt des neuen Golf nach Wolfsburg gekarrt.
Technische Daten (Modelle zur Markteinführung)
Golf 1.4 | Golf 1.6 FSI | Golf 1.9 TDI | Golf 2.0 TDI | |
Motor | 4-Zyl. Benzinmotor | 4-Zyl. Benzinmotor | 4-Zyl. Dieselmotor | 4-Zyl. Dieselmotor |
Leistung | 75 PS / 55 kW | 115 PS / 85 kW | 105 PS / 77 kW | 140 PS / 103 kW |
Hubraum | 1.390 ccm | 1.598 ccm | 1.896 ccm | 1.968 ccm |
Getriebe | 5-Gang | 6-Gang | 5-Gang | 6-Gang |
Länge/ Breite/ Höhe | 4.204/ 1.759/ 1.483 Millimeter | 4.204/ 1.759/ 1.483 Millimeter | 4.204/ 1.759/ 1.483 Millimeter | 4.204/ 1.759/ 1.483 Millimeter |
Kofferraum- volumen | 350 Liter | 350 Liter | 350 Liter | 350 Liter |
Grundpreis | 15.220 Euro | n.n. bekannt | n.n. bekannt |
Golfsburg
Wolfsburg? Da war doch was. Die Sache mit dem Namen. Wie mit viel Getöse angekündigt, hatte Wolfsburgs Oberbürgermeister Rolf Schnellecke am Morgen vor der Präsentation eigenhändig das "W" auf einem Ortsschild mit einem "G" überklebt. Wenn das erfolgreichste Auto der Welt in seinen nächsten Modellzyklus geht, kann man schon mal vorauseilenden Gehorsam beweisen. Zumal die Volkswagen AG mit der gezahlten Gewerbesteuer einen nicht unerheblichen Teil der Stadtfinanzen bestreitet und rund 50.000 Menschen aus Stadt und Region einen Arbeitsplatz bietet.
In Golfsburg also sollte der nächste Golf auf die Welt kommen. Im Kreise seiner Vorgänger und gut 500 Journalisten aus aller Welt. Für die hatte man eigens das Kundenzentrum der Autostadt gesperrt und zum "Kreißsaal" umgebaut.
Erst reden, dann kucken
Wie das bei einer echten Geburt so ist, ziehen sich die Wehen in die Länge, bevor es dann doch ganz schnell geht. Will heißen, dass über den Golf erst ausführlich geredet wurde, bevor man ihn zu sehen bekam. Wichtigster Geburtshelfer: VW-Chef Bernd Pischetsrieder. Mit einem ausführlichen Blick in die Vergangenheit, dem Hinweis auf die Konkurrenz, die sich im Laufe der Jahre versiebenfacht habe, und dem obligatorischen Satz "Ein Golf hat wie ein Golf auszusehen", hatte es den Anschein, der oberste VW-Lenker müsse sich schon vorab für das entschuldigen, was die Journalistenmeute zu sehen bekam.
Ein Golf, ist ein Golf, ist ein Golf...
Die Enttäuschung hielt sich jedoch in Grenzen, als der Golf V sich seinen Weg durch Nebelschwaden und Stroboskop-Blitze bahnte. Was da von der Rampe rollte, war ein Golf. Und am Maßstab seines Vorgängers gemessen, einer mit geradezu waghalsig neuem Design. Die Motorhaube hat auf der Breite des Kühlergrills eine pfeilförmige Delle. Ganz so, als hätte jemand ein riesiges Bügeleisen auf das Auto geschmissen. Dadurch treten die großen Klarglas-Scheinwerfer deutlich hervor und lassen den Golf schon im Stand recht grimmig blicken. Verstärkt wird dieser Eindruck noch dadurch, dass die Motorhaube im Bereich der Scheinwerfer ein Stück übersteht.
Mehr Golf
Vom VW-Logo im Kühlegrill bis zur Stoßstange am pummelig runden Heck vergehen 4.204 Millimeter. 55 mehr als beim Vorgänger. In Breite (1.759 Millimeter) und Höhe (1.483 Millimeter) hat der Golf 24, beziehungsweise 39 Millimeter zugelegt. Der zusätzliche Platz kommt vor allem Passagieren zu Gute, die nun auch auf der Rückbank vernünftige Unterbringungsmöglichkeiten haben.
Hochwertiger Innenraum
Mit dem deutlich gewachsenen Innenraum will VW "eine Brücke in die nächsthöhere Klasse" schlagen, tönt es aus der Pressemappe. In der Tat haben es die Ingenieure offensichtlich geschafft, den ohnehin hochwertigen Innenraum des Vorgänger-Golfs noch zu toppen. Egal ob Lenkrad oder Zierleiste im Fußraum, man fasst einfach gerne hin. Auffällig ist der sehr steile Mittelteil des Armaturenbretts, der neben drei Drehknöpfen für Heizung und Klimaanlage auch ein großes Multifunktionsdisplay beherbergt. Das System stammt in Grundzügen aus dem Phaeton und kommt außerdem schon im Golf-Van Touran zum Einsatz. Je nach Ausstattungsvariante lassen sich hier Radio, Navigationssystem, Bordcomputer, CD-Wechsler und Telefon steuern. Die beiden trapezförmigen Haltegriffe der Mittelkonsole kennt man so schon aus dem Plattform-Bruder Audi A3.
Phaeton-Annehmlichkeiten
Das Schielen in die nächsthöhere Fahrzeugklasse hat den Vorteil, dass der Golf Annehmlichkeiten des Phaetons erben kann. Das lässt sich immer publikumswirksam mit "Synergien" umschreiben und rechtfertigt so die sündhaft teure Entwicklung des Super-VW Phaeton. So erbt der Golf unter anderem die zugfrei arbeitende Klimaanlage und die quer unter den Scheinwerfern angeordneten Blinker.
Gleicher Preis
Vier Motoren stehen bereit, wenn der Golf im Oktober zu den Händlern rollt. Zwei Benziner mit 75 und 115 PS sowie zwei Turbodiesel mit 105 und 140 PS. Alle Motoren erfüllen die EU4-Norm. Weitere Benzin-Direkteinspritzer und die Spitzenmotorisierungen werden erst später folgen. 15.220 Euro muss man für die Basisversion mit 75 PS auf der Kante haben. Gleich viel wie für den Vorgänger, bei einer um 200 Euro hochwertigeren Ausstattung.
Die Masse der 600.000 Golf, die VW im nächsten Jahr verkaufen möchte, werden allerdings deutlich teurer sein. Laut einer These des Hamburger Trendbüros, dessen Leiter Peter Wippermann bei der Präsentation auch was sagen durfte, ist es vor allem die solvente Kundschaft, die an gut ausgestatteten Varianten des Allerweltsautos Golfs gefallen findet. "Vielfalt in der Einheit schafft Erfolg", versuchte sich Wippermann an einer Erklärung. Manchmal ist es einfach besser, wenn bestimmte Sachverhalte nicht erklärt werden...