"Animal Crossing: Let's Go To The City" Niedliche Realitätsflucht

Alltagssimulation, interaktiver Chatchannel, virtueller Urlaub - "Animal Crossing" bewegt sich irgendwo dazwischen.

Aber der Reihe nach. Wie beim großen Vorbild "Die Sims" sind die Möglichkeiten, seine Zeit in "Animal Crossing" vergnüglich zu verplempern, enorm. Wer will, plaudert mit den tierischen Dorfbewohnern, schließt Freundschaften oder bringt seine anfangs spärlich möblierte Bude mit neuen Tapeten, Teppichen und Tischen auf Hochglanz. Oder man entspannt sich im Garten, gräbt nach Fossilien, pflückt Blumen, designt T-Shirts, schreibt Briefe, geht Angeln oder erledigt diverse Botengänge, um den aufgenommenen Immobilienkredit beim geschäftstüchtigen Waschbären Nook abzubezahlen ...

Ungewöhnlich: Das Ganze läuft in "Echtzeit" ab. Die Uhr im Spiel tickt genauso schnell wie in der Realität und orientiert sich dabei an den Systemeinstellungen der Wii-Konsole. Neben den Jahres-, Tages- und Nachtzeiten werden auch Fest- und Feiertage wie Halloween, Weihnachten und Silvester berücksichtigt. Sprich: Am 24. Dezember leuchten im Spiel die Christbäume, zum Jahreswechsel gibt's ein Feuerwerk, und wer seinen Geburtstag angegeben hat, bekommt passend ein kleines Geschenk.

Wer nun aber glaubt, bestimmte Ereignisse in "Animal Crossing" durch ein Drehen an der Systemuhr früher herbeiführen zu können, wird schnell eines Besseren belehrt. Cheater bekommen eine ellenlange "Betrügen ist böse!"-Standpauke und müssen zur Strafe auf das Ereignis des Tages verzichten. Gemein.

Aufrichtige Gamer werden indes immer wieder mit kleinen Überraschungen belohnt und dürfen ihre mühsam verdiente Kohle in der Stadt auf den Kopf hauen. Im großen Einkaufszentrum gibt's viele exklusive Einrichtungsgegenstände, beim Friseur kann das Aussehen des Charakters an die Mii-Avatare angepasst werden und beim Besuch eines erfolglosen Comedians im Theater lernt die eigene Figur neue Gesichtsausdrücke ...

Das alles klingt absurd, hanebüchen, unsinnig. Ist es auch. Nur kommt man - wie bei den "Sims" - nicht mehr so schnell von diesem drolligen Kaff los, das von allerlei schrägen Tieren bewohnt wird. Zumal "Animal Crossing" dank des neuen Online-Modus, in dem sich bis zu vier Freunde einladen lassen, auch zu einer Art interaktivem Chat-Channel mutiert. Und weil Tippen selbst mit einer Wiimote furchtbar müßig ist, hat Nintendo kurzerhand einen neuen Wii-Speak-Kanal eröffnet, über den man sich - das separat erhältliche Wii-Speak-Mikrofon vorausgesetzt - frei unterhalten kann. Das rund 25 Euro teure Zubehör wird per USB an die Wii-Konsole angeschlossen, ermöglicht auch ohne das Spiel Voice-Chat-Konferenzen mit bis zu vier Teilnehmern und erfasst Stimmen einwandfrei. Hintergrundgeräusche werden einfach herausgefiltert.

Animal Crossing: Let's Go To The City

Hersteller/Vertrieb

Nintendo/Nintendo

Genre

Simulation

Plattform

Wii

Preis

ca. 50 Euro

Altersfreigabe

o.A.

Einziger Kritikpunkt: Das Fantasie-Gebrabbel der Dorfbewohner, das zusammen mit unauffälligem Fahrstuhlgedudel aus den Boxen dringt, geht tierisch schnell auf die Nerven. Noch schlimmer: die bonbonbunte, Karies verursachende 3-D-Grafik. Die befindet sich mit ihren grobschlächtigen Figuren und spärlichen Texturen allenfalls auf N64-Niveau.

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Gerd Hilber/Teleschau

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