Das Spiel schreibt das Jahr 1920. Die Nachwehen des Ersten Weltkriegs sitzen den Menschen noch in den Knochen. Der junge Pater Arno Moriani erhält vom Vatikan eine Aufgabe, deren Tragweite er zunächst gar nicht absehen kann: Er wird in ein kleines rumänisches Dorf beordert, um sich dort um die Seligsprechung einer verstorbenen Ärztin zu kümmern, die offenbar Wunder wirken konnte. Doch bereits am zweiten Tag seines Aufenthalts in Transsilvanien wird Moriani mit einer geheimnisvollen Todesserie konfrontiert, bei der nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Sollte die Blutarmut der Todesopfer auf Vampire zurückzuführen sein? Gibt es Vampire überhaupt? Pater Moriani geht der Sache auf den Grund und riskiert dabei selbst Leib und Leben.
Im Verlauf der Story, die trotz ellenlanger Textpassagen schnell an Fahrt gewinnt, greift Entwickler Kheops immer wieder tief in die Gruselmottenkiste und bemüht einen zwielichtigen Geheimbund ebenso wie kryptische Bibelsprüche oder kaum zu entziffernde Codes.
Dennoch stimmt die Stimmung: Schon Morianis Ankunft in dem kleinen Städtchen Vladoviste ist seltsam bedrückend. Kaum ein Bewohner wagt sich noch auf die Straßen des vom Krieg gebeutelten Kaffs. Nebelschwaden wabern durchs Bild, wenn der junge Gottesmann den Weg in das Wirtshaus antritt, in dem ein Zimmer zum Ausruhen auf ihn wartet. Doch was hat die Schale mit den Knoblauchknollen auf dem Rezeptionstresen zu bedeuten?
Während Moriani zu Beginn vor allem die Umgebung erforscht und sich ausgiebig mit den wenigen Personen unterhält, fordern die späteren Puzzles seinem akademisch geschulten Intellekt einiges ab: Es gilt, Blutproben zu analysieren, knifflige Buchstabenrätsel zu lösen oder auch im einen oder anderen Kombinationspuzzle seinen logischen Verstand zu bemühen. Die Aufgaben sind abwechslungsreich, werden aber gerade Adventure-Unerfahrene so manches Mal in die Tischplatte beißen lassen. Denn Hinweise sind dünn gesät und meist gut versteckt in Morianis umfangreichen Aufzeichnungen. Wer jedoch bereits frühere Kheops-Adventures wie "Cleopatra" oder "The Secrets of Da Vinci" gespielt hat, weiß, was ihn auf dem Pfad des Drachen in etwa erwartet
Etwas angestaubt und steril wirken die Locations, durch die sich der Spieler bewegt: Dafür könnten die überzeichneten Charaktere manchmal der Bildwelt eines George Grosz entsprungen sein. Der dezente Kammermusik-Soundtrack mit seinen sparsamen Schockeffekten trägt enorm zur beklemmenden Atmosphäre bei. Die Sprecher der deutschen Lokalisierung verleihen den Charakteren zudem Profil und Glaubwürdigkeit - lediglich die Stimme von Pater Moriani wirkt angesichts der Ereignisse eine Spur zu unbekümmert. Gesteuert wird "Dracula 3" in bester "Myst"-Tradition ausschließlich mit der Maus. Per Linksklick mit dem Cursor wandelt Moriani in der Egoperspektive auf vorgegebenen Pfaden oder nimmt Gegenstände auf. Ein Rechtsklick öffnet Inventar und Systemmenü.
Dracula 3: Der Pfad des Drachen
Hersteller/Vertrieb | Kheops Studios/Peter Games |
Genre | Adventure |
Plattform | PC |
Preis | ca. 40 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Der Gesamteindruck ist zwiespältig: Während die Atmosphäre zu überzeugen weiß und die Story wesentlich mehr originelle Einfälle bietet als manch andere Blutsauger-Mär, haben sich die Kheops Studios beim Puzzle-Design etwas vergaloppiert. Manche Rätsel sind derart knackig, dass sie den Spielfluss ins Stocken bringen - dramaturgisch unbefriedigend gelöst. Dennoch: Adventure-Freunde mit viel Geduld und Vorliebe für morbide Geschichten dürfen einen Blick riskieren.