Fantasy-Szenarien beherrschen nach wie vor das Online-Rollenspiel-Genre. Versuche wie Richard Garriotts Sci-Fi-Ballerei "Tabula Rasa", dem Einerlei etwas Neues entgegenzusetzen, bleiben die Ausnahme. Noch seltener stellt sich der erhoffte Erfolg bei den Ausreißern ein. Vor einem Jahr ging bereits das Team Yusho mit dem Piratenspiel "Bounty Bay Online" an den Start - segelt aber wegen einem Defizit an Abwechslung mittlerweile in sehr ruhigen Gewässern. "Pirates of the Burning Sea" will nun den Fluch brechen und alles anders machen: Im Gegensatz zu "Bounty Bay Online" steuern wagemutige Online-Seebären ihre Schoner hier nicht über die gesamten Weltmeere, sondern nur durch die Karibik. Dafür sollen zahlreiche Quests und hitzige Machtkämpfe die Begeisterung fürs Piratenleben schüren.
Der Einstieg ist denkbar unkompliziert. Der Spieler stylt sein Alter Ego vom Papagei auf der Schulter bis hin zum Stiefelriemen, entscheidet sich für eine der vier spielbaren Fraktionen (Spanien, Frankreich, England oder Pirat) und wählt eine Klasse, die das weitere (Online-)Leben maßgeblich bestimmt: Marineoffiziere wollen sich vornehmlich in der Seeschlacht bewähren, Freibeuter lieben es, andere Schiffe zu entern und suchen die Herausforderung im Kampf Mann gegen Mann. Händler transportieren auf ihren flinken Schonern Waren von A nach B, während Piraten genau das tun, was man von ihnen erwartet: rauben, plündern, brandschatzen.
Ohne Schiff kein Piratenspiel: Aus diesem Grund steuert der Spieler von Anfang an seinen eigenen, kleinen Segler samt Computer-Mannschaft über die Wellen der karibischen See. Später darf er - genügend Gold und Erfahrung vorausgesetzt - immer größere Pötte befehligen. Wind und Wetter spielen bei der Navigation eine wesentliche Rolle. Im Seekampf gilt es, das Schiff in eine günstige Position zum Gegner zu bringen - nur dann lässt sich dieser wirkungsvoll unter Beschuss nehmen. Je nach Bedarf bestückt man die Kanonen hierfür mit unterschiedlicher Munition. Im Zentrum der Auseinandersetzungen stehen die rund 70 Hafenstädte, mit deren Hilfe man im Lauf der Zeit mit seiner Fraktion die ganze Karibik unter seine Kontrolle bringen kann.
Die Rohstoffe und Materialien, die zur Eroberung eines Hafens notwendig sind, produzieren Spieler im Rahmen eines ausgefeilten Wirtschaftssystems selbst - bis hin zum eigenen Schiff. "Pirates of the Burning Sea" legt das Schwergewicht auf den Seekampf, während die Aufgaben zu Lande vergleichsweise wenig Abwechslung und Herausforderung bieten. Hoffentlich werden bei künftigen Updates hier weitere motivierende Spielinhalte nachgereicht.
Dank imposant inszenierter Seeschlachten und schöner Wind-, Wasser- und Wettereffekte schafft "Pirates of the Burning Sea" eine stimmige Atmosphäre. Gesteuert wird ganz einfach per Maus und Hotkeys, wobei das Bildschirm-Interface noch nicht ganz ausgereift ist. Insbesondere die Kommunikation der Spieler untereinander sollte noch verbessert werden.
Pirates of the Burning Sea
Hersteller/Vertrieb | Flying Labs/Deep Silver |
Genre | Online |
Plattform | PC |
Preis | ca. 40 Euro + Abo-Gebühren |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Fazit: "Pirates of the Burning Sea" hat seine Reize, kann jedoch in Sachen Spieltiefe noch nicht mit den Großen des Genres mithalten. Auf der anderen Seite bietet es gerade Gelegenheitsspielern, die nicht ihre gesamte Freizeit online verbringen wollen, für eine ganze Weile hervorragende Unterhaltung.