Kurze Zusammenfassung für all jene, die mit "Ridge Racer" nichts anfangen können: Rennspiele aus dieser Serie gehören eher zu den spaßigen Vertretern des Genres und verstehen sich nicht als knochentrockene Simulationen. Im Umkehrschluss bedeutet diese Ausrichtung aber nicht, dass der Spieler kopflos über die Rundkurse heizen kann. Ganz im Gegenteil: Ohne Fingerspitzengefühl geht gar nichts.
Der Weg zum Sieg führt in "Ridge Racer 6" über perfekte Drifts und den gezielten Einsatz von Nitro. Ersteres ist nötig, um die zahlreichen Kurven in Rekordzeit zu nehmen und den Turbo überhaupt aufzuladen. Die Lachgaseinspritzung sorgt dafür, dass der Spieler - der jedes Rennen von der letzten Position aus starten muss - seine Gegner auf der Zielgeraden noch abfangen kann. Wie schwer ein Sieg ohne den Booster ist, zeigt allein die Tatsache, dass dies den Gamerscore erhöht.
Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten ist es in "Ridge Racer 6" nicht möglich, seine fahrbaren Untersätze zu tunen oder das Fahrzeugsetup zu verändern. Um dennoch Unterscheide zwischen den rund 130 fiktiven Autos mit unaussprechlichen Fantasienamen wie "Age Phelios Abeille", "Danver Sheonite Bayonet" und "Soldat Cybersled Raggio" herzustellen, sind die Karren in vier Klassen eingeteilt. Zudem gibt es drei Drifttypen - sanft, Standard und dynamisch. Letzteres bedeutet, dass man es mit einer unberechenbaren Heckschleuder zu tun hat.
"Viel Spiel fürs Geld" lautet das Motto von "Ridge Racer 6". Der Gamer fährt alleine in "Einzelrennen" und "Globus-Zeitrennen", tritt in den Modi "Online-Kampf" und "Multi-Kampf" gegen andere menschliche Bleifüße an und versucht sich an der unheimlich motivierenden "Welterforschung". In dieser Varianten warten 111 Rennen. Witzig: Diese müssen nicht der Reihe nach absolviert werden. Der Spieler kann sich also für eine beliebige Route entscheiden, indem er auf der wabenförmigen Karte die entsprechenden, in Zonen eingeteilten Herausforderungen anwählt. Hat der Racer eine Zone abgeschlossen, gibt es als Belohnung ein neues Auto.
Die Optik ist auf HDTV-Geräten phänomenal, was in erster Linie an den gestochen scharfen Bauwerken liegt. Die Boliden sehen ebenfalls ziemlich imposant aus, wirken aber wesentlich schneller, als sie in Wirklichkeit sind. Schwach: Bei Nachtrennen stellt sich die Frage, ob es in Japan keine Bi-Xenon-Scheinwerfer gibt oder ob die Autos - wie in "Ridge Racer 6" - auch mit Funzeln ausgestattet sind, die einen kaum drei Meter weiten Lichtkegel auf das Asphaltband streuen ...
Wie dieser Kritikpunkt zeigt, sind nicht alle Features positiver Natur: Arcadelastiges Gameplay hin, Anti-Simulation her - die Straßenlage der Autos erinnert an Bobby Cars, ein Gefühl für die gefahrene Geschwindigkeit stellt sich erst bei Autos der Klassen 3 und 4 ein. Und auch die Spurtreue bei Lastwechseln ohne Drifts, etwa in engen S-Kurven, dürfte den einen oder anderen Spieler entsetzen. Einsteiger freuen sich hingegen darüber, dass ein Aufschaukeln unmöglich ist.
Ridge Racer 6
Hersteller/Vertrieb | Namco/Electronic Arts |
Genre | Rennspiel |
Plattform | Xbox 360 |
Preis | ca. 70 Euro |
Altersfreigabe | keine Einschränkung |
Über die Sounduntermalung darf man zurecht geteilter Meinung sein. Hörenswert sind die housigen Background-Songs, nervig der Kommentator und die extrem mauen Motorengeräusche. Hier hätten sich die Macher an den Konkurrenztiteln "Project Gotham Racing 3" und "Need for Speed: Most Wanted" orientieren sollen.