"Sacred 2 - Fallen Angel" Der Teufel steckt im Detail

Mit "Sacred 2 - Fallen Angel" schickte sich Hersteller Ascaron an, das wohl beste Action-Rollenspiel aller Zeiten zu kreieren. Grobe Schnitzer gab es dennoch.

Der erste Teil von "Sacred" war ein voller Erfolg für den deutschen Entwickler Ascaron. Um die 1,8 Millionen Mal verkaufte sich der Titel weltweit. Grund genug für die Gütersloher Softwareschmiede, einen Nachfolger zu produzieren. Dieser hört auf den schmucken Beinamen "Fallen Angel" und ist zeitlich 2.000 Jahre vor den Geschehnissen des ersten Teils angesiedelt.

In der Geschichte geht es um die mysteriöse T-Energie, die durch ganz Ancaria fließt. Eines Tages geriet sie außer Kontrolle und ein Bürgerkrieg entbrannte. Des Krieges müde hoffen die Einwohner Ancarias, dass ein Retter kommt, der die entfesselte Macht der T-Energie wieder unter Kontrolle bringt und dem Krieg ein Ende setzt.

Zur Auswahl stehen dabei sechs Recken und Kriegerinnen, die jeweils eine unterschiedliche Ausrichtung in ihrem Kampfstil haben. Ist die Dryade beispielsweise eine Meisterin im Fernkampf, die ihre Gegner mit Pfeil und Bogen und Naturzaubern beharkt, sucht der Schattenkrieger sein Heil in der direkten Konfrontation. Die Hochelfe hingegen besinnt sich auf die Magie. Änderungen am Aussehen oder den Fertigkeiten der Figuren können jedoch nicht vorgenommen werden.

Allen Charakteren gemeinsam ist der Wunsch, die T-Energie zu kontrollieren - im Guten oder im Bösen. Ascaron stellt den Spieler nämlich vor die Wahl, dem Spielverlauf auf der guten oder der bösen Seite zu folgen. Beiden Wegen gleich ist die hohe Killrate: Hundertschaften von Kobolden, Skeletten, Zombies, Geistern oder anderem Ungeziefer werden wild ins Jenseits geklickt. "Sacred 2" ist in dieser Hinsicht klassisch gehalten: Die linke Maustaste löst einen Angriff aus, die rechte Spezialfähigkeiten. Lobenswert ist die Möglichkeit, die insgesamt 15 Spezialfähigkeiten in Komboslots zu packen, die - geschickt kombiniert - ordentlich Schaden anrichten.

In Sachen Gameplay schlägt "Sacred 2" eine moderne, an Online-Rollenspiele erinnernde Richtung ein. Denn anstelle eines streng linearen Spielverlaufs punktet das Spiel mit einer offenen, frei erkundbaren Spielwelt und vielen Nebenaufgaben. Zwar beschränken sich jene meist auf die typischen "Töte x, bringe x"-Aufgaben, verleiten aber dennoch zu unterhaltsamen Abschweifungen von der Haupt-Quest. Zudem können charakterspezifische Aufträge angenommen werden, die sich im Falle der naturverbundenen Dryade rund um Flora, Fauna und Wildtiere drehen.

Was wäre ein Action-Rollenspiel ohne die Bedienung des Jäger-und-Sammler-Triebs? Auch in dieser Kategorie befriedigt "Sacred 2" die Erwartungshaltung. Neben Unmengen an Waffen, Rüstungen und Gold lassen besiegte Gegner auch schon früh besonders wertvolle Utensilien fallen, was motivierend wirkt. Chaos im Inventar kann nicht entstehen, die Designer haben eine vorbildliche Sortierfunktion eingebaut.

Wie auch im Spiel selbst hat Sacred 2 eine Licht- als auch eine Schattenseite: Das Gameplay motiviert, und die wunderschöne Grafik verzaubert mit Detailverliebtheit. Die Musik kann ebenfalls als gelungen bezeichnet werden, zumal die Krefelder Bombast-Metaller Blind Guardian einen exklusiven Auftritt im Spiel haben.

Als Schattenseite präsentiert sich ausgerechnet die Technik: Framerate-Einbrüche, Soundloops und Abstürze gehören zum Tagesgeschäft und holen Ascarons berühmt-berüchtigten Ruf in Erinnerung, Spiele unfertig und zu früh in den Laden zu bringen. Ein Tag nach Erscheinen des Spiels wurde zwar ein 450 Megabyte großer Patch veröffentlicht, der die gröbsten Schnitzer beseitigen sollte, rund läuft "Sacred 2" deshalb aber noch lange nicht.

Sacred 2 - Fallen Angel

Hersteller/Vertrieb

Ascaron/Deep Silver

Genre

Rollenspiel

Plattform

PC, Xbox 360, PS3

Preis

50 Euro

Altersfreigabe

Ab 16 Jahren

Wer darüber hinwegsehen kann, über eine Engelsgeduld verfügt und endlich wieder ein ordentliches Action-Rollenspiel genießen möchte, sollte dennoch zugreifen. Denn trotz der technischen Macken bietet "Sacred 2" stundenlangen, wenn auch nicht sonderlich abwechslungsreichen Spielspaß. Zunächst erscheint das Spiel auf PC, im November dann auch für PlayStation3 und Xbox 360.

TELESCHAU
Alexander Hildebrand/Teleschau

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