Hewlett-Packard will sich neu erfinden und sein Touchpad-Tablet, seine Smartphones und das dazu gehörende Betriebssystem WebOS nicht weiterentwickeln. Durch radikale Preissenkungen sollen die Lager leergeräumt werden – und so kann das Touchpad doch noch einen Erfolg verbuchen. Am Wochenende hatte das US-Unternehmen zunächst in Nordamerika die Geräte für ein Viertel des Originalpreises angeboten. Der Ansturm war riesig, in vielen Onlineshops ist das Touchpad inzwischen vergriffen.
Am Montag senkte Hewlett-Packard auch in Europa die Preise. Das HP Touchpad kostet in der 16-GB-Version nur noch 99 Euro statt rund 450 Euro. Die Version mit 32 Gigabyte gibt es für 129 Euro, das Flaggschiff mit 64 Gigabyte soll für 179 Euro erhältlich sein. Für diese Geräte wären normalerweise rund 500 beziehungsweise 600 Euro fällig. Die Smartphones werden ebenfalls drastisch reduziert, das HP Veer kostet nur noch 59 Euro, das HP Pre 3 ist auf 79 Euro reduziert. Die Preise für WebOS-Zubehör werden außerdem um 50 Prozent gesenkt. Extreme Schnäppchen, also. Jetzt müsste man sie nur noch bekommen.
Billig? Will ich!
Denn der deutsche Internetshop von HP war dem Ansturm nicht gewachsen und ließ sich über Stunden nicht aufrufen. Im Web ergießen sich Spott und Hohn über das Unternehmen, das sich in Zukunft vor allem auf Unternehmenslösungen wie Server konzentrieren will. Und auch die kostenpflichtige telefonische Bestellhotline war offenbar nicht nutzbar. Die IT-Website Golem.de berichtet, 45 Minuten in der kostenpflichtigen Hotline gehangen zu haben, um am Ende doch kein Gerät bestellen zu können.
Auf Facebook hat HP Deutschland noch am Abend mitgeteilt, dass die beiden Smartphones sowie das 64-GB-Touchpad im eigenen Onlineshop ausverkauft seien. Die Vorräte für die beiden kleineren Tablets sind inzwischen offensichtlich ebenfalls zur Neige gegangen. Im deutschen HP Store werden zum Touchpad keine Preisangaben mehr gemacht, und man kann die Geräte nicht in den Warenkorb legen.
Nur noch Glückssache
Mit seiner Ankündigung hat Hewlett-Packard den Handel offenbar überrumpelt - oder der zieht nicht mit. Bei Amazon und Ebay ist von den Kampfpreisen bisher nichts zu sehen. Gleiches gilt für diverse Preisvergleiche im Netz. Wer sich also noch ein Billig-Gerät organisieren will, wird im Web lange suchen oder eine Tour durch die Elektronikmärkte machen müssen. Vielleicht hat er Glück.
Da die Zukunft von WebOS alles andere als sicher ist, reagieren die Käufer offensichtlich ausschließlich auf den günstigen Preis. Dass es für das - zweifellos gute - Betriebssystem nur einen Bruchteil der Apps im Vergleich zu Googles Android und Apples iPhone gibt, ist da wohl zu verschmerzen. Wie es mit WebOS weitergeht, ist noch offen. Es könnte in Lizenz von anderen Herstellern mobiler Geräte verwendet oder auch komplett eingestellt werden.