Notebooks mit SSD-Technik Flashbeschau

Von Benjamin Prüfer
Bald hat die Festplatte ausgedient: Flashspeicher, bekannt von MP3-Playern und Digitalkameras, arbeiten schneller und besser. In kleinen Rechnern leisten sie schon jetzt große Dienste.

Erinnert sich noch jemand an das heisere Trällern der Modems? Plötzlich wurde es verdrängt von der stimmlosen DSL-Technik. Schon in einigen Jahren wird ein weiteres vertrautes Geräusch aussterben: das "Takalatack" der Festplatten beim Hochfahren des Rechners. Flashspeicher, wie man sie in Handys, USB-Sticks und Digitalkameras benutzt, verdrängen sie aus dem PC.

Zum Verhängnis wird Harddisks vor allem ihre Trägheit: Sie arbeiten mit rotierenden Scheiben, die nach dem Einschalten erst auf Touren kommen müssen. Die Flashbausteine dagegen sind augenblicklich bereit. Ein Laptop mit Flashspeicher, auch Solid State Disk (SSD) genannt, fährt daher etwa doppelt so schnell hoch wie sein Gegenstück mit Festplatte.

Warum klackern unsere Computer also weiterhin? SSDs sind noch zu klein und zu teuer. Bisher sind nur solche mit 32 Gigabyte Speicherkapazität in Endgeräten verfügbar - aktuelle Standard-PC haben aber eine 120 Gigabyte große Festplatte. Diese Verkleinerung bezahlt der Kunde teuer: Wer seinen Laptop mit einer SSD statt mit einer Harddisk ausstatten lässt, muss einige Hundert Euro drauflegen.

Bisher sind aber erst wenige Computer mit Flashspeicher auf dem deutschen Markt. Doch die Preise für SSD-Technik fallen dramatisch. Auch deshalb wird sich die neue Technik langfristig durchsetzen.

Schnell und handlich: UMPC

Als Erstes kamen die revolutionären Festspeicher in einer neuen Generation von Geräten zum Einsatz: den Ultra Mobile PC. Diese Minicomputer sollen ein altes Dilemma lösen: Handys und PDAs haben zu kleine Displays, um damit unterwegs auf das Web zuzugreifen - Laptops dagegen sind zu schwer, zu empfindlich und haben zu kurze Akkulaufzeiten, um sie ständig mit sich rumzutragen.

Die UMPC sind ein Zwischending: ideal zum Lesen, Musikhören, um Videos zu betrachten oder über ein Bluetooth-Handy im Internet zu surfen. Für den Einsatz in diesen Geräten sind SSDs wie geschaffen. Da sie keine beweglichen Teile besitzen, vertragen sie Stöße viel besser als Festplatten. Beschleunigungen bis 1500 G stecken sie weg - deshalb werden sie auch in Flugschreiber eingebaut.

Schön und teuer: Subnotebooks

Demnächst werden Flashspeicher leichte Subnotebooks erobern. Für diese Rechner sind besonders geringe Wärmeentwicklung und wenig Stromverbrauch gefragt. Auch hier sind SSDs überlegen - sie fressen nur halb so viel Strom wie ihre Vorgänger. Als einzige PC-Hersteller trauen sich bisher Dell und Fujitsu Siemens, Notebooks ohne Festplatte in Deutschland anzubieten.

Auf weitere Produkte müssen die Kunden hierzulande noch warten. Toshiba hat in Japan ein Zwölf-Zoll-Notebook vorgestellt, das in Deutschland dieses Jahr unter dem Namen Portégé R500 auf den Markt kommen soll. Sony bietet in Japan bereits das Vaio G an, statt mit Festplatte mit einem 32-GB-Flashspeicher. Seit Mai ist außerdem das Vaio TZ in Japan erhältlich, das dank SSD auf eine Laufzeit von acht Stunden kommt.

Nur beim konservativen europäischen Markt sind die Japaner vorsichtig. Für Deutschland lässt sich der Konzern die Aussage abringen, dass ein solches Gerät "möglicherweise, aber völlig unverbindlich" im Frühjahr 2008 eingeführt wird. Immerhin: Im Herbst wird Sony in England ein Flash-Notebook auf den Markt bringen. Wer nicht so lange warten will, kann importierte Vaio-Versionen schon bei Ebay kaufen.

Halb und halb: Hybriddisks

Für Laptopbesitzer, denen es weniger auf geringes Gewicht als auf Schnelligkeit ankommt, könnten Geräte mit Hybriddisks interessant werden. Sie sollen die Vorteile von SSD-Speichern und Festplatten verbinden. Diese Zwitter bestehen aus einer herkömmlichen Festplatte, in die zusätzlich noch ein kleiner Flashspeicher bis 512 Megabyte Größe eingebaut ist. In diesem lagern die am häufigsten benötigten Daten. Bisher kann allerdings nur ein einziges Betriebssystem mit dieser Technik arbeiten: Windows Vista. Ob die SSD-Technik Leistungsvorteile bringt, ist umstritten.

Trotzdem kann man davon ausgehen, dass man von den Zwitterspeichern noch hören wird. Denn ab 2008 sollen sie Pflicht für Laptops werden, die das "Vista Ready"-Logo von Microsoft tragen wollen. Dell will in den nächsten Wochen seine Laptops D630 und D830 optional mit Hybridfestplatten ausrüsten lassen.

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