Schulaufgaben: Auch in der Grundschule ist das zu leistende Pensum durchaus beachtlich. Meine Kinder sitzen das nicht in einer halben Stunde aus, sondern müssen ganz schön ackern und schuften. Oft genug bekommen sie Hausaufgaben auf, die sich nicht mit einfachen Bordmitteln lösen lassen. Dann muss nach Kräften recherchiert werden. Letztens kam mein Sohn nach Hause und sollte herausfinden, was es mit der griechischen Architektur und mit den alten Tempeln auf sich hat.
Wir Eltern konnten da nur mit den Schultern zucken. Griechische Architektur: Keine Ahnung. Die Akropolis in Athen habe ich schon einmal selbst von weitem gesehen - ein ganz schön fetter Bunker. Bücher über die griechische Kunst haben wir aber keine in der eigenen Bibliothek, da stehen nur die Werke von Karl May und Stephen King. Ich biete an, mit meinem Sohn in die Stadtbibliothek zu fahren. Sicherlich wird sich da etwas finden.
Mein Kleiner winkt ab. "Warte, das google ich mal eben", sagt er. Schwupps sitzt er an meinem Praktikumsschreibtisch und wirft den Rechner an. Mit seinen zehn Jahren hat er schnell Google aufgerufen und füttert die Suchmaschine mit den Suchbegriffen, die er seinem Thema zuordnet. Zum Glück gibt es bei "griechische Tempel" keine Verwechslungsmöglichkeiten mit Sexthemen aller Art, sodass die Gefahr nicht so groß ist, dass mein Nachwuchs ganz plötzlich am Rechner aufgeklärt wird.
Mühsam klickt er sich durch zahlreiche Seiten und findet am Ende doch noch ein paar informative Seiten, die ihm weiterhelfen. Ich kriege beim Arbeiten am Nachbar-PC nur mit, dass die griechischen Tempel viel mit den Göttern zu tun haben und dass die Akropolis damals von einem Politiker gebaut wurde, der das größte Tempelgebäude aller Zeiten errichten wollte. Ich staune. Das wusste ich alles nicht. Und das kann man alles im Internet finden? Mein Sohn beschwert sich nur, dass die zweifelsohne im Web vorhandenen Infotexte bei Google so schwer zu finden sind. Wer nach griechischen Tempeln sucht, stolpert auf den Ergebnisseiten nämlich immer wieder über kommerzielle Artikel. So gibt es "Griechische Tempel" zu "niedrige Preise, Riesenauswahl und kostenlose Lieferung ab 20 EUR" bei Amazon.de. Super, da muss man ja aufpassen, dass einem der Junge nicht die Akropolis ins Haus bestellt.
Cool finde ich, wie die Kids inzwischen ihr Bilderproblem lösen. Mein Kurzer wechselt einfach zu Google Bilder und sucht nach "Akropolis". Schon bekommt er eine riesengroße Auswahl an passenden Bildern präsentiert, die er über die Zwischenablage in seinen Word-Text übernimmt. Ich habe meinem Sohn gesagt, dass er bei der Auswahl der Bilder nicht nur auf das Motiv achten soll, sondern auch auf die Dateigröße. Ganz winzige Bilder lassen sich nicht in adäquater Größe ausdrucken, also kann man sie gleich ignorieren.
Am Ende steht die Hausaufgabe - mit selbst getippten Texten und Bildern aus dem Google-Fundus. Kurios. Ich habe meine Hausaufgaben damals vor 30 Jahren noch ganz anders gemacht. Da gab es für mich noch nicht einmal eine Schreibmaschine, sondern nur einen Füller, Papier und die Fahrradtour zur Stadtbücherei.