Ich muss Ihnen an dieser Stelle ein Geständnis machen. Ich kaufe mir meine Musik auf die ehrliche Weise. Ich kaufe sie albenweise bei iTunes ein und bezahle dafür 9,99 Euro. Auch meine DVDs werden ehrlich bei Amazon eingekauft. Ich stelle mir die Scheiben nämlich gerne im Original in den Schrank. Meine Freunde schütteln zwar verständnislos den Kopf, aber ich fühle mich so einfach besser. Und so hoch sind meine Ausgaben nun auch wieder nicht, da ich nicht alles haben muss - ein echtes Raubkopierersyndrom -, sondern nur das, was mich auch wirklich interessiert und begeistert.
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Mein dreckiger Schreibtisch Müssen eigentlich alle Kreativen kleine Dreckferkel sein, was die Ordnung auf ihrem Schreibtisch anbelangt? Fast scheint es so! Carsten Scheibe sammelt die "schlimmsten" Tatsachenfotos aus der ganzen Welt. Staunen, Erschrecken, Mitmachen: DreckigerSchreibtisch.de
Unberechtigte Strafe
Leider hält die Freude über meine eigene Ehrlichkeit nicht lange vor. Immer wieder bekomme ich die Strafe ab, die eigentlich für die echten Diebe vorgestehen war. Das beginnt bereits im Laden. Haben Sie in letzter Zeit einmal eine neue Vase, ein paar Gläser oder Holzbrettchen für die Küche gekauft? In der Regel klebt auf diesen Waren ein Preisetikett, das sich grundlegend von denen unterscheidet, die etwa auf einer Tüte Milch befestigt sind. Richtig. Der Aufkleber auf der Milch lässt sich problemlos abziehen. Der auf dem Glas klebt hingegen so fest, dass er sich weder mit dem Messer noch mit dem Bunsenbrenner entfernen lässt. In der Folge polkt man ihn millimeterweise mit dem Fingernagel ab, hat aber noch Wochen später die Klebeschmiere am Glas zu haften. Das ist kein Versehen, sondern blanke Absicht. Potenzielle Betrüger sollen nämlich nicht dazu in der Lage sein, bei teuren Artikeln einfach die Preisschilder auszutauschen - zum Nachteil des Verkäufers. Aber müssen wegen drei schlauen Dieben gleich zig Millionen Deutsche darunter leiden?
Ein Übel ist auch das Handling der ec- oder Bankkarte, mit der man eigentlich überall so gut bargeldlos bezahlen kann - bei der Tankstelle, im Supermarkt und anderswo. Aufgrund der vielen Betrügereien nehmen viele Einzelhändler die Karte aber längst nicht mehr gegen Unterschrift, sondern nur noch gegen die Abgabe einer Geheimnummer entgegen. Ich habe allerdings drei Konten - zwei fürs Geschäft und eine private - und damit auch drei Karten. Ich kann mir die Geheimnummern einfach nicht merken. Und ich bin zu unorganisiert, um sie mir irgendwo zu notieren, sodass ich sie jederzeit ablesen kann. In der Folge kann ich oft nicht per Karte bezahlen und muss mein letztes Bargeld plündern. Letztens habe ich bei einem Einkauf mit meiner VISA-Karte gelöhnt. Auf der Rückseite der Karte ist mein Foto abgedruckt. Da freute sich die Verkäuferin sehr und meinte: "Super. Eine Unterschrift kann jeder fälschen. Aber ein Foto ist eindeutig. Wenn das jede Karte aufweisen würde, könnten wir uns den ganzen Zirkus sparen." Also: Warum sind nicht alle Geldkarten mit einem Foto des Besitzers ausgestattet?
Ärger mit dem Kopierschutz
Am schlimmsten empfinde ich die Schikane bei Musik-CDs und Video-DVDs. Ich besitze keinen "klassischen" CD-Player mehr, sondern nutze den DVD-Player im Wohnzimmer zum Abspielen der Scheiben. Immer häufiger verweigert der aber seinen Dienst, weil eine kopiergeschützte CD Ärger macht. Moment einmal: Habe ich die CD nicht ordnungsgemäß gekauft? Warum werde ich dann aber gezielt so beschränkt? Bei den Video DVDs ist das nicht anders. Keine Frage: Wenn ich das Original habe, brauche ich mir keine Kopie zu ziehen, das ist unnötig. Aber ich schaue mir die DVDs gerne auf meinem Computer an. Da habe ich einen 16:9-Monitor und ein 6.1-Lautsprechersystem. Bestimmte DVDs laufen hier aber nicht. Man hört, wie das Laufwerk immer wieder neu hochfährt und einen Leseversuch startet - und dann scheitert. Ein paar meiner DVDs konnte ich mir deswegen noch gar nicht ansehen. Auch die Raubkopierer-Spots beim Start einer Scheibe nerven. Oft kann ich sie nicht vorspulen und muss mir dann zum tausendsten Mal ansehen, wie die Familie dem inhaftierten Knackie-Papa ein Ständchen singt. "Wie oft noch singen?" fragt dann ein Kind die Mama. Ich frage: Wie oft werde ich noch als ehrlicher Kunde verarscht, bevor ich mir dann doch gleich die Raubkopie bei einem Kumpel borge - mit herausgeschnittenem Raubkopierer-Spot?
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania