Mit Windows 10 betrat Microsoft Neuland: Es ist nicht nur das erste Betriebssystem des Unternehmens, das auf allen Geräten läuft - vom Smartphone über die Xbox One bis zum Laptop. Es soll auch das letzte, große Windows sein. Statt alle paar Jahre eine komplett neue Version auf den Markt zu werfen, will Microsoft regelmäßig größere Updates zum Download bereitstellen. Am Mittwoch gab der Konzern einen Ausblick auf die Zukunft von Windows - und stellte in diesem Zusammenhang auch zwei neue Geräte vor. Wir zeigen die Highlights des Microsoft-Events.
Windows 10 bekommt Creators Update
Zu Beginn des Events lag das Augenmerk auf einer Zahl: 400 Millionen. So viele Menschen nutzen mittlerweile Windows 10 seit dem Start vor 15 Monaten. Das ist zwar weit weg von der angepeilten Milliarde, aber dennoch eine beachtliche Nutzerbasis. Alle Nutzer von Windows10 dürfen sich im Frühjahr 2017 auf die nächste Aktualisierung freuen, das Creators Update.
Im Mittelpunkt stehen diesmal zwei Dinge: die Produktivität und die Kreativität der Nutzer, und zwar im dreidimensionalen Raum. "Produktivität ist Stand heute für die meisten von uns geprägt von 2D-Mails, Dokumenten, Arbeitsblättern und Folien", sagt Microsoft-Manager Terry Myerson. "Wir denken in 2D, wir produzieren in 2D."
Das soll sich bald ändern: "Mit dem Creators Update fragten wir uns, wie 3D den Künstler in jedem von uns entfesseln kann?" Das Ergebnis ist eine neue Version des Zeichenprogramms Paint, die auch das Erstellen von 3D-Objekten ermöglicht. Das Motto von Microsoft: "3D für jedermann". Mit der neuen Paint-Version zielt Microsoft nicht nur auf Kreative, sondern auch auf den Bildungsbereich und jene Kinder, die auch gerne 3D-Welten in Spielen wie "Minecraft" erschaffen.
3D in PowerPoint und HoloLens
Microsoft unterstützt 3D in seinen wichtigsten Anwendungen. PowerPoint gewährt etwa Zugriff auf eine 3D-Community, mit der Augmented-Reality-Brille HoloLens kann man die 3D-Objekte sogar in die echte Welt bringen. Doch wozu? Microsoft stellt viele Anwendungsszenarien in Aussicht. So könne man etwa mit dem 3D-Modell eines Stuhls schauen, ob dieser optisch in die eigene Küche passt.
Im Schatten der 3D-Offensive gab es noch ein paar kleinere Änderungen: Die wichtigsten Kontakte kann man nun in die Taskleiste ziehen, Nachrichten von ihnen (E-Mail oder Skype) poppen direkt auf dem Desktop auf. Außerdem kann man den Auserwählten nun auch Emojis auf den Desktop schicken - darauf hat die Welt aber sicherlich nicht gewartet. In der neuen Foto-App kann man in Bilder oder Videos kritzeln und diese Dateien per E-Mail oder Skype verschicken.
Ein paar Neuigkeiten gab es auch für Besitzer der Xbox One S: Mit dem Creators Update unterstützt die Konsole auch Dolby Atmos, außerdem kann man zukünftig leichter seine eigenen Gaming-Sessions ins Netz streamen..
Surface Book mit 16 Stunden Laufzeit
Das Highlight des Abends war aber die neue Hardware, mit der Microsoft einen Tag vor dem Mac-Event Apple die Show stahl. Gezeigt wurde die zweite Generation des Surface Book. Das Notebook war mit seinem abnehmbaren Bildschirm eines der spannendsten Geräte des vergangenen Jahres. "Doch wissen Sie, was sich jeder wünscht? Akkulaufzeit", betonte Microsofts Hardware-Chef Panos Panay. Die Laufzeit bei der zweiten Generation sei 30 Prozent höher, verspricht der Microsoft-Mann. Das Gerät soll bis zu 16 Stunden durchhalten. Eine sportliche Ansage, erst ein Test wird zeigen, ob das stimmt.
Außerdem bekommt das Surface Book einen schnelleren Prozessor (i7) und erreicht nun eine doppelt so hohe Grafikleistung. Die Rechenpower sei dank der neuen Prozessoren "dreimal so hoch wie bei einem 13-Zoll-Macbook", betont Panay - das gilt zumindest bis morgen. Dann dürfte Apple mit neuen Macbooks kontern. Ob diese in puncto Leistung mithalten können, wird sich zeigen.
Das Gerät erscheint im November und kostet stolze 2400 Dollar.
Surface Studio als iMac-Konkurrent
Der Hingucker des Abends war das Surface Studio, eine Art aufgemotzter iMac mit Windows. Das Herzstück ist ein 28-Zoll-Bildschirm im 3:2-Format. An Leistung mangelt es nicht: Neben 32 Gigabyte Arbeitsspeicher gibt es eine 2 Terabyte-Hybrid-Festplatte und eine GeForce 980M. Das Surface Studio habe den "dünnsten LCD-Monitor, der je gebaut wurde", behauptet Microsoft. Das Touchscreen-Display misst in der Dicke gerade einmal 12,5 Millimeter und stellt 13,5 Millionen Pixel dar.
Die Anschluss-Ports (Ethernet, Audio, 4x USB 3.0, Audio, Mini DP) befinden sich im Sockel, der über zwei Chrom-Arme mit dem Display verbunden ist. Die Besonderheit: Drückt man gegen das Display, kann man den Bildschirm nach unten schieben, bis er schräg vor einem liegt. "Wir wollen damit die Art und Weise verändern, wie Sie kreativ arbeiten und über Kreativität nachdenken", erklärt Panay.
Das Gerät richtet sich vor allem an professionelle Anwender. Ruft man ein DIN-A4-Dokument in Word auf, ist die virtuelle Seite exakt so groß wie ein echtes Blatt Papier. So können Profis schon am Bildschirm sehen, wie das fertige Dokument aussieht. Dank eines eingebauten Mikrofons kann man auch den Sprachassistenten Cortana steuern, eine eingebaute Kamera ermöglicht Videotelefonie und die Gesichtsentsperrung mit Windows Hello. Der Zeichenstift Surface Pen ist selbstverständlich kompatibel. Ein flexibles Display mit Zeichenstift-Unterstützung bietet Apple in seinem iMac nicht. Ob der Konzern am Donnerstag mit einem neuen Desktop-Rechner kontert?
Ob und wann das Surface Studio nach Deutschland kommt, ist derzeit noch nicht klar. Nur eines ist sicher: Wer es haben will, sollte besser schon jetzt anfangen zu sparen. Das Einstiegsmodell kostet 2999 US-Dollar, für das Premium-Modell werden 4199 Dollar fällig.
Update: in der ersten Version des Artikels hieß es, Microsoft verbaue die neuen KabyLake-Prozessoren. Das ist nicht richtig.