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"Assassin's Creed 4: Black Flag" im Test Ahoi, Assassinen!

Gold, Entermesser und 'ne Buddel voll Rum: Der neue Teil der Abenteuerspielreihe "Assassin's Creed" sticht in See. "Black Flag" ist eine Hommage an das Goldene Zeitalter der Piraten.
Von Nina Ernst

Auf Kurs in der Karibik. Direkt nach Havanna segeln, um den nächsten Auftrag zu erfüllen? Oder vorher noch eben das kleine Eiland in Sichtweite untersuchen? Dort könnte ein Schatz vergraben sein. Aber halt, da naht ein fremdes Schiff. Also Segel setzen und Kurs nehmen. Flott mit dem Ruder den Winkel anpassen und feuern. Planken fliegen durch die Luft. Eine weitere Salve, und das Patrouillenboot qualmt. Schnell näher ran, bevor es sinkt. Und dann ab zum Entern! In "Assassin's Creed 4: Black Flag" wird der Spieler zum Piraten. Und kann plündern, was das Zeug hält.

Die Gier nach Gold

Als Edward Kenway segelt der Spieler durch die Karibik und verbreitet Angst und Schrecken. Mal mit Säbelrasseln und Pistolen, mal auf leisen Sohlen kämpft er gegen das Imperium und für die Freiheit. Ob er zwischen zwei Aufträgen noch kurz den Dschungel erkundet, zu einem Schatz am Meeresboden taucht oder sein Schiff mit geplünderten Gütern nach dem erfolgreichen Entern aufmotzt, bleibt ihm überlassen. Während ihrer Reise treffen Bildschirm-Matrosen auf bekannte Piraten wie Blackbeard und Charles Vane. Und jede Menge Piratenklischees wie Seemannslieder, Goldgier und Gelage mit Unmengen Rum.

"Bei 'Assassin's Creed' suchen wir uns immer einen Zeitpunkt in der Geschichte aus, der unsere Kultur beeinflusst hat", sagt Ashraf Ismail. Als Game Director hat er die Entstehung von "Black Flag" koordiniert. Als es um die Wahl des neuen Schauplatzes ging, haben die Entwickler spontan gesagt: "Wir müssen ein Piratenspiel machen!". Keine lange Rede, keine Diskussion. Alle waren sofort begeistert. Schließlich sind Piraten ein großes Thema in der Popkultur.

"Das reicht zurück bis ins Goldene Zeitalalter der Piraten Anfang des 18. Jahrhunderts, als die wirklich existierten", so Colin Woodard. Als Autor des Buches "The Republic of Pirates" war er historischer Berater des Entwicklerteams. Er hat an der Geschichte und den Dialogen mitgearbeitet, damit das Spiel möglichst authentisch wirkt. Neben anderen Beratern wie Experten für historische Waffen. Wenn Held Edward meuchelt und plündert, wirkt das weniger romantisch als in "Fluch der Karibik". "Assassin's Creed" zeigt raue Kerle, die nicht zimperlich sind.

Im Sonnenschein durch die Karibik

"Ich war beeindruckt vom Level der historischen Korrektheit. Viel besser als in der üblichen Hollywood-Version", so Woodard. "Das waren harte Zeiten. Auf uns heute wirken die Piraten brutal, aber die offizielle Regierung war nicht weniger skrupellos", so der Journalist. Viele Menschen in der Bevölkerung haben mit den Freibeutern, die es den hohen Herren gezeigt haben, sympathisiert oder sind übergelaufen. Sie hatten eine Art Robin-Hood-Status. Die Klischees vom goldgierigen Trunkenbold in alter Kleidung, der Lieder am Lagerfeuer grölt, sei dennoch ziemlich nah an der Realität.

So wird auch in "Assassin's Creed "viel gesungen. An Bord ertönen historische Seemannslieder. Die richtige Atmosphäre, um im Sonnenschein durch die Karibik zu schippen. An der nächsten Insel angelegt, gilt es wie immer in der Reihe einen Aussichtspunkt zu finden, um aus der Höhe die Geheimnisse der Umgebung zu aufzudecken. Mehr als 50 Inseln befinden sich in der virtuellen See. Einige so klein, dass sie in zehn Minuten komplett erkundet sind, andere so riesig, dass sie etliche Aufträge, Händler und große Städte beinhalten.

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In der Piratenhochburg Nassau etwa können durstige Freibeuter in der Taverne einen heben. Spieler, die Freude am Erkunden haben, kommen hier kaum zur Ruhe. Es gibt so vieles zu entdecken in der liebevoll designten Welt. Ob karges Eiland, das nur von Krabben und Echsen bewohnt ist, dichter Dschungel mit Wasserfällen oder belebte Stadt voller Hütten und Prunkbauten: Der Trip durch exotische Kulissen bringt einen Hauch von Urlaub ins Wohnzimmer. Dafür sind die Entwickler durch die Karibik gereist, haben Fotos und Tonaufnahmen gemacht.

Viel Altbekanntes aus "Assassin's Creed"

Die offene Spielwelt ist für Ismail die größte Neuerung an "Black Flag." Schiffe gab es bereits im Vorgänger, wenn auch nur als Beiwerk. Auch sonst bietet das Spiel viel Altbekanntes. Edward schleicht ebenso geschickt über den Bildschirm wie seine Vorgänger der "Assassin's Creed"-Serie, klettert Wände hoch und springt von einer Palme zur nächsten. Er taucht in der Menge unter und lenkt Wachen durch das Werfen von Münzen ab. Keine großen Gameplay-Experimente bei einer Bestseller-Serie. Verständlich, aber für Kenner der Reihe, die bereits hunderte von Dächern erklommen haben, hält sich der Neuigkeitswert nach einigen Stunden Herumsegelns in Grenzen.

Trotzdem macht das Assassinen-Dasein wegen des spannenden Settings Spaß. Auch den Entwicklern, die spätestens bei ihren Recherchen zu Piratenfans geworden sind. "Viele tragen jetzt Bart. Ich habe noch nie so viele Bärte in einem Team gesehen", so Ismail. "Und Flaggen. Es hängen nun überall Flaggen". Am meisten beeindruckt hat ihn Pirat Blackbeard. Ein Mythos, den Edward Thatch 1715 selber um sich kreiert hat. "Er wollte niemanden töten. Er hat die Leute so verängstigt, dass sie kampflos aufgegeben haben. Das wissen die wenigsten. Diese Details wollten wir zum Leben erwecken", so Ismail. Auch im Spiel trägt der legendäre Pirat Lunten in seinem Bart, die ihn in eine Rauchwolke hüllen. "Er war der meist gefürchtete Seeräuber von allen", sagt Woodard. "Seine kleine Mannschaft konnte durch sein Image riesige Schiffe kapern, ohne jemanden zu töten."

"Alles soll sich echt anfühlen"

In "Black Flag" segeln noch mehr Piratenlegenden über den Bildschirm. "Wir wollen etwas kreieren, das glaubwürdig und authentisch ist", so Ismail. "Natürlich machen wir ein Spiel, bei dem Spaß an erster Stelle steht. Aber alles soll sich echt anfühlen." Für den Entwickler war es eine Herausforderung, ein Piratenspiel zu machen. Seeschlachten mit Kämpfen an Land in einer schönen Spielwelt zu kombinieren. Sieben Teams haben an dem Abenteuer gearbeitet. "In jeder Minute der Woche hat irgendwo auf der Welt jemand an 'Assassin's Creed 4' gearbeitet. Das war schon verrückt", so Ismail. Der Entwickler erzählt von schlaflosen Nächten und Anrufen morgens um zwei Uhr aus Singapur. "Aber von diesem Koordinationsaufwand wird der Spieler nichts merken."

Das stimmt. Hier passt alles zusammen, wirkt wie aus einem Guss. Schade, dass das Spielprinzip schon allzu vertraut ist und der geübte Kenner der Serie das Gefühl hat, so vieles bereits getan und erledigt zu haben. Denn das Setting wirkt überzeugend und mitreißend. Und die Spielwelt lockt Hobby-Piraten zu einer Entdeckungstour.

"Assassin's Creed 4: Black Flag"

Hersteller/VertriebUbisoft
GenreAbenteuerspiel
PlattformPC, Playstation 3, Playstation 4, Wii U, Xbox 360, Xbox One
Preis50 - 70 Euro
AltersfreigabeAb 16 Jahren

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