Klassischer Frühstart: Bereits einen Monat vor dem Entzünden des olympischen Feuers im kanadischen Vancouver bringt Sega das offizielle Spiel zu den Winterspielen für Xbox 360, PlayStation3 und PC in die Läden. Vom besonderen Flair der Großveranstaltung, die vom 12. bis zum 28. Februar die Blicke der Welt auf sich zieht, ist bei der virtuellen Fassung aber kaum etwas zu spüren: Es gibt keine Eröffnungsfeier, dafür halbherzige Medaillenvergaben an namenlose Athleten und eine Auswahl von Wettbewerben, die klar der jungen Zielgruppe geschuldet ist.
Entwickler Eurocom, für sein fantastisches "Bejing 2008" bereits mit Spielspaß-Gold ausgezeichnet, verspricht hier vollmundig "14 erstklassige Disziplinen", verschweigt aber, dass sich das Gros ziemlich ähnlich ist. Allein die Ski-Alpin-Abteilung ist mit dem Abfahrtslauf, Super-G, Riesenslalom und Slalom übermächtig vertreten. Hinzukommen der Snowboard-Parallelslalom sowie die Duelle beim Snowboard- und Ski-Cross, in denen vier Sportler gegeneinander antreten. Kurzum: Es geht oft und schnell die Hänge von Vancouver hinab - die Abwechslung hält sich in engen Grenzen.
Apropos eng: Mit Zweierbob, Skelleton und Rodeln sind drei weitere Disziplinen im Eiskanal von Vancouver angesiedelt, wobei die Schlitten deutlich einfacher in der Spur zu halten sind als der klobige Bob. Abgerundet wird das Ganze von zwei Short-Track-Varianten, Freestyle Skiing und - klar - Skispringen. Das war's jedoch. Von Curling, den Snowboard-Wettbewerben in der Halfpipe, Eiskunstlaufen und Biathlon fehlt hingegen jedwede Spur. Letztere findet man allenfalls beim inoffiziellen Konkurrenten "Winter Sports 2010 - The Great Tournament", wenngleich auch der nicht allumfassend ist.
Im Gegensatz zum RTL-Spiel ist auch die Steuerung etwas simpler ausgefallen. So muss beim Skispringen etwa nicht auch noch die Anlaufspur korrigiert werden. Leicht ist "Vancouver 2010" aber dennoch nicht - vor allem die knackigen Abfahrts- und Slalombestzeiten sind nur mit viel Mühe und Übung zu knacken. Und mit einem Blick ins Handbuch. Denn nur dort wird im Gegensatz zu den interaktiven Tutorials erwähnt, dass man bei Abfahrtsrennen Sprünge mit der A- beziehungsweise X-Taste zu nehmen hat. Wahre Gamepad-Athleten messen sich aber ohnehin online mit dem Rest der Welt - oder zumindest mit bis zu drei Kumpels vor einer Konsole.
Auch wenn auf Kommentatoren verzichtet werden muss: Edelmetall verdient sich "Vancouver 2010" zumindest für die schöne 3-D-Grafik, die mit detaillierten Athleten und Umgebungen, schicken Licht- und Nebeleffekten sowie einem guten Geschwindigkeitsgefühl aufwarten kann - vor allem, wenn man in die Ego-Perspektive wechselt und so Pisten und Eiskanal hinabjagt. Dafür müssen an anderer Stelle kleinere Schönheitsfehler und Atmosphäre-Dämpfer in Kauf genommen werden. Beim Skispringen werden schon mal Noten von "16.7" verteilt - ein Wert, den es in der Realität mit ihren 0.5-Punkteschritten nicht gibt. Und beim etwas aufgesetzt wirkenden Herausforderungsmodus müssen - so gar nicht olympisch - Schneemänner von der Piste gerempelt werden ...
Fazit: "Vancouver 2010" ist technisch ganz ordentlich geworden, völlig aus dem Starthäuschen dürften allerdings nur die wenigsten sein.
Vancouver 2010
Hersteller/Vertrieb | Eurocom/Sega |
Genre | Sportspiel |
Plattform | PC, PS3, Xbox 360 |
Preis | ca. 40 bis 48 Euro |
Altersfreigabe | ohne Beschränkung |