Streaming-Dienst Netflix wird teurer: Wer muss mehr zahlen – und wer nicht?

Der Streamingdienst Netflix erhöht den Preis des Standard-Abos. Bestandskunden bleiben von der Preiserhöhung zunächst verschont, doch langfristig wird Netflix noch teurer werden. Das ist unvermeidlich.

Netflix wächst in irrem Tempo: Weltweit hat der populäre Streamingdienst mittlerweile 65 Millionen Kunden. Vor allem abseits des Kernmarkts USA findet Netflix schnell neue Anhänger. Doch in der Kasse macht sich das starke Wachstum bislang nicht bemerkbar. Zwar legte der Umsatz deutlich zu, der Gewinn brach im letzten Quartal aber um satte 64 Prozent ein. Dafür gibt es zwei Gründe: Der aggressive Expansionskurs verschlingt viel Geld, außerdem werden die Lizenzkosten für die zahlreichen Filme und Serien allmählich teuer für das Unternehmen. In mehreren europäischen Ländern hat Netflix deshalb den Preis für das Standard-Abo erhöht.

Bestandskunden bleiben ein Jahr verschont

In Deutschland kostete das Standard-Abonnement bislang 8,99 Euro, nun werden 9,99 Euro fällig - eine Preiserhöhung um 11 Prozent. Netflix hat dem Internetportal "Golem" zufolge in der vergangenen Nacht die ersten Kunden per E-Mail über die Preiserhöhung informiert.

Die Begründung für die Preiserhöhung: Netflix möchte seinen Kunden auch in Zukunft hochwertige Inhalte anbieten. Der Anbieter setzt zunehmend auf opulente Eigenproduktionen wie "House of Cards", "Orange Is The New Black" oder "Marco Polo". Ohne einen Preisaufschlag sei das aber nicht länger realisierbar. Dass Netflix die Preise erhöht, ist nicht überraschend: Erst im Juli hatte Unternehmens-Chef Reed Hastings in einer Telefonkonferenz erklärt, dass der Dienst teurer werden müsse, um profitabel zu bleiben.

Bestandskunden bleiben von der Preiserhöhung zunächst verschont. Netflix verspricht, dass sie das Standard-Abo ein Jahr lang weiterhin zum Preis von 8,99 Euro buchen können. Doch spätestens im August 2016 werden dann für alle Netflix-Kunden 9,99 Euro für das Standard-Abo fällig.

Populärstes Abo wird teurer

Das Standard-Abo ist das vermutlich populärste der drei Abo-Modelle. Damit ist es möglich, Netflix auf zwei Geräten parallel in HD-Qualität anzuschauen. Das günstigere Basis-Abo zum Preis von 7,99 Euro im Monat erlaubt nur einen gleichzeitigen Abspiel-Vorgang. Außerdem werden Inhalte nur in SD-Qualität dargestellt - auf den meisten modernen Fernsehern wirkt das Bild deshalb unscharf und nicht mehr zeitgemäß. Das Premium-Abo kostet 11,99 Euro und erlaubt vier Geräte, auf denen man Netflix gleichzeitig anschauen kann. Zudem sind einige Serien in der extrem hohen Auflösung Ultra-HD (4K) verfügbar. Ob auch die anderen Abo-Modelle in Zukunft teurer werden, ist derzeit nicht bekannt.

Krieg der Streaming-Anbieter

Manch einer mag sich fragen: Könnte Netflix nicht auf die milliardenteure Werbung und zahlreichen Eigenproduktionen verzichten und stattdessen den Dienst günstiger anbieten? Keineswegs. Der Wettbewerb im Streaming-Markt ist hart, zahlreiche Anbieter buhlen um die Gunst der Kunden.

So bietet der weltgrößte Online-Händler Amazon einen deutlich günstigeren Streamingdienst an, der nicht nur einige hochkarätige Exklusivtitel umfasst - derzeit beispielsweise die Serie "The Affair" -, sondern auch immer mehr aufwendige Eigenproduktionen. Mit der Serie "Transparent" gewann Amazon dieses Jahr sogar den Golden Globe, die wichtigste Auszeichnung der Branche. Nur mit Eigenproduktionen gelingt es Netflix, die Kunden länger bei der Stange zu halten.

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