Anzeige
Anzeige

Flucht durch die Karibik Waffen, Knast – und Präsidentschaftskandidat: Das bizarre Leben des Computerpioniers McAfee

John McAfee bei einem Interview im Juni 2019 in Kuba
John McAfee bei einem Interview im Juni 2019 in Kuba
© Adalberto Roque / AFP
John McAfee, Entwickler der nach ihm benannten Anti-Viren-Software, führt ein Leben wie im Actionfilm. In den vergangenen Monaten irrte er mit seiner Jacht durch die Karibik – angeblich auf der Flucht vor der CIA.

Der Name McAfee kommt vielen Menschen bekannt vor, vor allem Computernutzern ist er geläufig. McAfee heißt ein weltweit bekanntes Anti-Viren-Programm. Entwickelt wurde es von seinem Namensgeber John McAfee. Doch vom Software-Pionier entwickelte sich McAfee zu einer bunten Persönlichkeit. Er lebte in Belize, flüchtete nach Guatemala und ist seit einiger Zeit mit seiner Jacht in der Karibik unterwegs. Seine Odyssee endete jüngst im dominikanischen Knast.  

Wie die Nachrichtenagenturen Reuters und AP berichten, wurde er mit einigen Mitreisenden von der dominikanischen Einwanderungsbehörde in Puerto Plata gefasst, darunter war auch seine Frau Janice. Laut den Berichten hatten der 73-jährige und seine Entourage Waffen und Munition auf seiner Jacht "Great Mystery". Ein Foto von McAfee auf Twitter könnte dies bestätigen: Er posiert mit seiner Frau Janice mit Gewehren an Bord einer Jacht auf offener See. Darüber schreibt der Software-Entwickler: "Die CIA hat versucht, uns einzusammeln. Wir sind nun auf See und werden bald mehr berichten. Ich werde die nächsten Tage weiter untertauchen." Das Foto stammte vom 19. Juli.

McAfee posiert im Knast

Am 23 Juli erschien ein Tweet auf seinem Account, in dem mitgeteilt wurde, dass McAfee, seine Frau und weitere Personen festgesetzt wurden. In dem Tweet heißt es weiter: "Wenn John seinen nächsten Check-in verpasst, werden Ereignisse in Gang gesetzt, die ich nicht verhindern kann, sobald sie begonnen haben. John hat geheime Daten von Personen auf der ganzen Welt. Ich kenne weder ihre Identität noch ihren Ort. Sie werden ihre Nutzlast freigeben, wenn John vermisst wird. Unsere Kampagne für individuelle Freiheit und ein Ende der staatlich geförderten Tyrannei wird trotz dieser Entwicklungen fortgesetzt."

Am 24. Juli erfolgten Tweets auf dem Account von John McAfee, die seine Freilassung aus der Haft bestätigen sollen. Reuters berichtet, dass die Gruppe vier Tage inhaftiert worden sei. Bilder zeigen, wie er mit Beamten posiert. Andere Fotos sollen McAfee zeigen, wie er auf einem Hochbett in seiner Zelle posiert, mit nacktem Oberkörper, der mit Tattoos versehen ist. Später bestätigte McAfee selbst, dass er, seine Frau und seine Crew inhaftiert wurden. Die Geschichte sei "zu komplex, um sie schnell zu erzählen", aber die Behörden hatten die starke Vermutung, dass er der echte John McAfee sei.

John McAfee auf Twitter: Sind in London

Die Gruppe habe sich dazu entschieden weiterzureisen, heißt es in einem Tweet. In einem seiner letzten Tweets schreibt er, er sei "heute Nacht in London" und deutete an, sich für das Amt des britischen Premierministers zu bewerben (welches gerade neu vergeben wurde). Seine Odyssee durch die Karibik wäre nicht seine erste Flucht.

John McAfee hat eine vielfältige und turbulente Vergangenheit: Er gründete 1987 sein Unternehmen "McAfee Associates", die Firmen und Privatleuten bei Computerproblemen half. Er entwickelte die Software "VirusScan", die weltweit erste Anti-Viren-Software, die ihn reich machte. 1994 trat er aus seinem selbst gegründeten Unternehmen aus – es trägt aber bis heute seinen Namen.

Die vielen Geschäfte des John McAfee

Es folgten viele weitere Entwicklungen und Geschäfte, so betrieb er beispielsweise ein Yogazentrum und verfasste Bücher darüber. Im Zuge der Immobilienkrise in den USA 2007 soll er ein Großteil seines Vermögens wieder verloren haben, am Ende soll er "nur" vier Millionen Dollar übrig gehabt haben, wie der "Spiegel" damals berichtete. Er verkaufte mehrere seiner Anwesen und wanderte 2008 in das mittelamerikanische Belize aus, vermutlich, um einen Rechtsstreit in den USA zu umgehen. McAfee selbst sagte, er wolle sich Yoga und der Entwicklung von Medikamenten widmen. Er wollte mit seiner Firma Quorumex ein neues Antibiotikum mit tropischen Pflanzen entwickeln.

Doch in Belize geriet er schnell in Konflikt mit den Behörden. Ein Nachbar von McAfee wurde im November 2012 tot in seinem Haus aufgefunden, erschossen. McAfee geriet in Verdacht. Als die Polizei sein Anwesen betrat, versteckte er sich, indem er sich selbst im Sand vergrub – mit einem Karton über dem Kopf, um atmen zu können. Dies berichtete damals das US-Magazin "Wired". Er befürchtete, dass er getötet werde, wenn er zwecks Befragung in Gewahrsam genommen werden würde, so das Magazin damals weiter. Er gab an, dass derjenige, der seinen Nachbarn umgebracht hatte, auch hinter ihm her sei.

Wurde er in Belize gejagt?

Medienberichten zufolge soll McAfees Nachbar im Streit mit ihm gelegen haben - wegen der Hunde des Internet-Pioniers. McAfee beschuldigte später belizische Behörden, Schuld am Tod seiner Hunde zu sein. Im April 2012 stürmte die Gang Suppression Unit, eine Spezialeinheit der örtlichen Polizei, das Anwesen und beschuldigte McAfee, Methamphetamin hergestellt zu haben und Waffen zu besitzen. Die Anschuldigungen wurden fallen gelassen, aber McAfee ging davon aus, dass die Regierung sich an ihm rächen wollte. Er glaubte, der Tod seiner Hunde sei ein Versuch gewesen, ihn zum Verlassen des Landes zu bewegen.

Der zu dem Zeitpunkt amtierende Präsident von Belize bezeichnete ihn als "paranoid, sogar bekloppt". McAfee floh nach den Ereignissen in das Nachbarland Guatemala. Nachdem er für Wochen untergetaucht war, meldete er sich in Guatemala-Stadt wieder und beantragte politisches Asyl. Er sagte damals, er befürchtete ermordet zu werden, weil er die Regierung von Belize – die er als korrupt bezeichnete – nicht länger finanziell unterstützen wollte.

Asyl in Guatemala abgelehnt

Doch statt in Guatemala eine Zuflucht zu finden, wurde er dort festgenommen. Er hatte gegen das Einwanderungsgesetz verstoßen, sagte damals ein Regierungssprecher. McAfee sei nach eigenen Angaben gemeinsam mit seiner 20-jährigen belizischen Freundin mit einem Motorboot in das Land geflüchtet, ohne sich den Migrationsbehörden vorzustellen. Zum Verhängnis wurde ihm offenbar ein Bild im Magazin "Vice". In den Meta-Daten des iPhone-Fotos wurde die Geolocation nicht ausgeschaltet, weshalb man ihn Orten konnte, wie "Wired" berichtete. Sein Asylantrag wurde später abgelehnt. Er kam in Haft und wurde im Dezember 2012 in die USA abgeschoben.

John McAfee bei seiner Abschiebung aus Guatemala im Dezember 2012
John McAfee bei seiner Abschiebung aus Guatemala im Dezember 2012
© Saul Martinez/ / Picture Alliance

Nach seiner Ankunft in Florida traf er die damalige Prostituierte Janice Dyson, mit der er eine Nacht verbrachte, wie unter anderem "Newsweek" schrieb. Später wurden er und die dreißig Jahre jüngere Janice ein Paar und heirateten 2013. Mit ihr ist er jetzt auch in der Karibik unterwegs.

John McAfee, der Präsidentschaftskandidat

Doch seine Jacht "Great Mystery" dient offenbar nicht nur als Fortbewegungsmittel. Sie dient ihm auch als Wahlkampfzentrale. Denn er ist selbst ernannter Kandidat für die US-Präsidentschaftswahl 2020. Dies gab er 2018 auf Twitter bekannt. Es gibt sogar eine Webseite, mit einem ungewöhnlichem Wahlkampfslogan: "Don't Vote for Me", also "stimmt nicht für mich". Er müsse den Wahlkampf vom Exil aus ausführen, weil er acht Jahre keine Steuern bezahlt habe und von der US-Steuerbehörde gesucht werde.

Zu seinem Team gehört auch seine Frau Janice. Zuvor hatte er angekündigt, für die Libertarian Party anzutreten, falls diese ihn darum bitte. Falls nicht, werde er seine eigene Partei gründen. In einem Tweet schrieb er zu seiner Kandidatur, er glaube nicht, dass er eine Chance habe zu gewinnen: "Was Amerika jedoch wirklich verändert, ist nicht der Präsident, sondern der Prozess der Schaffung eines Präsidenten", schrieb er.

Hände tippen an einem Laptop

Bereits 2015 verkündete er seine Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahl 2016. Dafür gründete er eine eigene Partei, die Cyber Party. Später trat er als Kandidat der Libertarian Party an. Seine politischen Programmpunkte: Stopp der Überwachung durch die NSA, Entkriminalisierung von Cannabis, Stopp des "Krieg gegen Drogen", ein freier Markt und eine neutrale US-Außenpolitik.

Doch mit all dem nicht genug: John McAfees Leben ist immerhin so spannend, dass Netflix einen Dokumentarfilm über ihn und Hollywood einen Film aus seiner Lebensgeschichte produzieren wollte mit dem geplanten Titel "King of the Jungle", wie moviebreak.de berichtete. In den Hauptrollen: Seth Rogen und Michael Keaton

Quellen: Nachrichtenagenturen Reuters und AP, Twitter John McAfee, "Spiegel", "USA Today" "The Hill", ABC, "Newsweek", NPR, "Investors and Inventions", "Süddeutsche Zeitung" (1), "Süddeutsche Zeitung" (2), "Wired" (1), "Wired" (2), "The Daily Dot", McAfee Präsidentschaftskandidatur 2020, "Fortune", "Frankfurter Allgemeine Zeitung", Libertarian Party, moviebreak.de

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel