Versteigerung von Handles 50.000 Euro für einen Account-Namen: So verzweifelt versucht Musk mit Twitter Geld zu machen

Elon Musk benennt Twitter um
Elon Musk hat Twitter vor einem knappen Jahr gekauft und mittlerweile in X umgetauft
© NurPhoto / Imago Images
Auch ein Jahr nach der Übernahme verdient Elon Musks Kurznachrichtendienst kein Geld. Nun greift man dort zu einer neuen Maßnahme.

Seit Elon Musk vor knapp einem Jahr Twitter übernommen hat, ist der Wert des Kurznachrichtendienstes im Sinkflug. Jetzt setzt der mittlerweile in X umbenannte Dienst offenbar auf eine neue Einnahmequelle: X soll versuchen, ungenutzte Accountnamen zu verkaufen – zu absurden Preisen.

Das berichtet "Forbes" unter Berufung auf interne Mails des Unternehmens. Demnach soll ein eigens dafür eingerichtetes Team damit begonnen haben, eine Art Marktplatz für die seit Twitter-Zeiten "Handles" genannten Accountnamen aufzubauen. Die intern "@HandleTeam" getaufte Arbeitsgruppe hat demnach auch schon erste Angebote an potenzielle Käufer bestimmter Handles verschickt – zum Preis von 50.000 Dollar (etwa 46.500 Euro).

Keine Überraschung

Dass man diesen Schritt erwägt, ist kein Geheimnis. Schon kurz nach der Übernahme Twitters hatte sich Musk nach Einsicht in die internen Zahlen darüber echauffiert, wie viele Handles von "Bots und Trollen" blockiert wären – und gewohnt vollmundig angekündigt, sie "nächsten Monat" freizugeben. Ein knappes Jahr später scheint nun die Umsetzung anzustehen.

Wie genau der Verkauf der Handels ablaufen soll, ist laut "Forbes" aus den E-Mails nicht ersichtlich. Als Reaktion auf Musks Ankündigung hatte es von Nutzerseite den Vorschlag gegeben, dass Kontoinhaber selbst untereinander die Handles verkaufen könnten – mit einer Gebühr an das Unternehmen. Ob das nun so umgesetzt würde, sei aus den Mails nicht herauszulesen, so die Seite.

Dass Twitter-Handles verkauft werden, ist an sich nichts neues. Bislang muss dazu aber der gesamte Account übergeben werden. Ließe sich nur der Name verkaufen, hätte das also auch für die beteiligten Nutzer einen Vorteil: Sie würden ihre Nutzerschaft behalten, könnten die abgesetzten Posts im Account lassen, statt von Null anfangen zu müssen. Der Vorteil für X liegt ohnehin auf der Hand: An den derzeitigen Verkäufen ist das Unternehmen nicht beteiligt – und verdient entsprechend auch nichts daran.

Ungeklärte Fragen

Sollte der Handle-Handel nicht von den Nutzern selbst, sondern von X veranlasst werden, stünde aber eine wichtige Frage im Raum: Wie entscheidet der Konzern, wann ein Handle als "ungenutzt" gilt – und damit wieder zum Handel freigegeben werden könnte? Immerhin nannte Musk im Januar eine Zahl von 1,5 Milliarden ungenutzten Handles, die man wieder freigeben könnte.

Als Twitter im Mai begann, ältere Accounts zu löschen, hatte Musk noch betont, dass diese mehrere Jahre nicht genutzt worden seien. Es könnte allerdings auch schneller gehen: Den Nutzungsbedingungen zufolge gilt ein Account als "nicht aktiv", wenn er nur 30 Tage in Folge nicht eingeloggt hat. Das wäre allerdings eine ziemlich extreme Auslegung, um einen Verkauf zu genehmigen.

Zumal noch offen ist, wie das Unternehmen mit Missbrauch bei der Nutzung bekannter Handles umgehen wird. Zahlreiche Unternehmen und Prominente hatten dem Dienst zuletzt den Rücken gekehrt. Das Potenzial für einen Missbrauch dieser Accounts durch einen neuen Besitzer ist also hoch.

Musk braucht Geld

Dass X auf solch verzweifelt wirkende Maßnahmen setzt, um Geld einzunehmen, verwundert indes nicht. Seit der Übernahme durch Musk sind die Werbeumsätze extrem eingebrochen, der Fokus auf das Abo-Angebot Blue konnte diese Ausfälle nicht in Ansätzen ausgleichen. Entsprechend harsch ist der Wertverfall des Unternehmens: Selbst nach Berechnung des Unternehmens selbst ist X noch 19 Milliarden Dollar wert. Musk hatte vor einem Jahr noch 44 Milliarden Dollar bezahlt.

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