Gerade erst wurde mit der Datenbrille Vision Pro ein Apple-Produkt vorgestellt, über das jahrelang spekuliert worden war (hier erfahren Sie, wie sich die Brille trägt). Nun kommt wieder Schwung in die Gerüchteküche des zweiten geheimen Großprojekts des Konzerns. Eine Teststrecke in der Wüste soll heimlich von Apple genutzt werden und befeuert so neue Spekulationen zu dessen Autoplänen.
Konkret geht es um ein 5500 Hektar großes Gelände in der Wüste Arizonas. Auf der dort angelegten Piste hatte Daimler-Chrysler jahrelang seine Wagen getestet. Nach einem gescheiterten Bauprojekt wird das Grundstück seit 2015 von einem geheimnisvollen Unternehmen genutzt. Journalisten des Autoportals "Car and Driver" sind sich sicher: Dahinter steckt niemand geringeres als Apple.
Starke Indizien
Dafür gibt es zwar nur Indizien, die sind allerdings stark. Bei einem Besuch vor Ort fotografierten die Journalisten Wagen, die frappierend an im Silicon Valley beobachtete Testautos erinnern. Diese könnten ebenfalls zu Apple und seinem "Project Titan" genannten Auto zählen.
Noch stärker ist die Verbindung über eine am Zaun des Geländes angebrachte Plakette der zuständigen Umweltverantwortlichen. Diese haben nicht nur dieselbe Vorwahl wie Apples Hauptquartier. Der genannte Verantwortliche William Lynch nennt sich auf seiner Mailbox auch noch selbst Ken Lynch. Und ein Mann dieses Namens ist bei Apples Umweltabteilung beschäftigt.
Offene Fragen
Was genau der Besitzer in Arizona testet, konnten die Journalisten allerdings nicht herausfinden – schließlich wollten sie nicht auf das Gelände einbrechen. Die beobachteten Lexus-Wagen mit ihren Sensorenkästen sprechen aber dafür, dass dort an Technologie zu selbstfahrenden Autos gebastelt wird. Da die beobachteten Wagen aber schon auf echten Straßen in Kalifornen unterwegs sind, stellt sich die Frage, welche Erkenntnisse man sich von zusätzlichen Tests auf abgelegenen Pisten weitgehend ohne Verkehr erhofft.
Tatsächlich spricht viel dafür, dass Apple das Gelände bereits in der Anfangsphase seines Autokonzepts benötigte. Erste Gerüchte zu "Project Titan" kamen etwa 2015 auf, das Grundstück ist seit 2016 verpachtet. 2021 wurde es dann an den geheimnisvollen Pächter verkauft. Apple selbst wollte sich gegenüber "Car and Driver" nicht zu dem Gelände äußern.
Dass Apple immer noch an der Technologie forscht, lässt sich auch Dokumenten der kalifornischen Verkehrsbehörde entnehmen. Der US-Bundesstaat sieht vor, dass Tests für autonomes Fahren dort angemeldet werden müssen. Erkenntnissen von "Mac Reports" zufolge hat Apple dort 67 Testwagen auf der Straße, beschäftigt dafür 197 Fahrer. Zum Vergleich: Für Mercedes sind dort 55 Wagen auf der Straße.
Was steckt wirklich hinter Apples "Project Titan"?
Ob Apple tatsächlich ein eigenes Auto entwickeln will, ist in der Gerüchteküche umstritten. Der Konzern setzt in der Regel darauf, den Kunden regelmäßig neue Geräte zu verkaufen, will eine möglichst hohe Marge erzielen. Beides ist auf dem Automarkt eher ungewöhnlich. Deshalb argumentieren einige Beobachter, es könnte sich eher um eine Technologie handeln, die dann an andere Hersteller lizensiert wird.
Tatsächlich ist das nicht unwahrscheinlich. Mit Carplay hat Apple eine der beliebtesten Software-Lösungen für Autos im Portfolio, eine ausführliche Überarbeitung des Systems wurde bereits letzten Sommer angekündigt. Das bisher auf Mediensteuerung spezialisierte System soll dann auch mehr Zugriff auf die Steuerung des Wagen selbst bekommen, Instrumente und andere Anzeigen ersetzen. Erste Wagen mit dem neuen System sollen noch dieses Jahr erscheinen. Dass Carplay irgenwann auch ein Auto selbst steuern könnte, wäre durchaus denkbar.
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Auch die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit einem Autohersteller steht immer wieder im Raum. Statt den Wagen von Grund auf selbst zu bauen, könnte Apple dann ein Sondermodell nach eigenen Vorstellungen gestalten. Gerüchte zu einer Zusammenarbeit mit Hyundai und der Tochtermarke Kia hatte es in den letzten Jahren immer wieder gegeben.
Quellen: Car and Driver, Mac Reports