Wer im Internet Sex oder gar einen Seitensprung sucht, landet schnell auf den einschlägigen Portalen. Dort angemeldet, findet man ohne großen Aufwand Gleichgesinnte für ein kurzes Schäferstündchen. Schneller und unkomplizierter war anonymer Sex noch nie. Doch genau diese vermeintliche Anonymität macht die Sex-Börsen auch für eine ganz andere Gruppe interessant: Hacker.
Denn die nehmen die schlüpfrigen Seiten immer häufiger ins Visier. Erst gestern wurde bekannt, dass mit Ashley Madison das weltgrößte Fremdgehportal um seine Kundendaten gebracht wurde. Vor gerade einmal zwei Monaten hatte es die Mutter aller Sex-Börsen, das Internet-Urgestein Adult Friendfinder erwischt. Doch warum genau greifen Hacker ausgerechnet diese Seiten an?
Peinliche Nutzerdaten als Erpressungs-Material
Die Antwort ist denkbar einfach: Die Datenbanken der Sex-Börsen sind prall gefüllt mit pikanten Informationen über ihre Nutzer - und lassen sich so ideal für Erpressungen nutzen. Denn die Portale speichern nicht nur die sexuellen Vorlieben, schlüpfrige Fotos und intime Nachrichten. Sie verknüpfen sie praktischerweise häufig auch noch intern mit dem echten Namen und den Kontaktdaten.
Für die Hacker ist das ein gefundenes Fressen. Schließlich gelten Details zum eigenen Sex-Leben als eines der intimsten Geheimnisse, die wenigsten wollen sie im Internet ausgebreitet wissen. Bei Ashley Madison kommt noch hinzu, dass es sich explizit um ein Fremdgeh-Portal handelt - das Erpressungspotenzial ist also noch einmal deutlich größer. Denn wer riskiert schon das Ende seiner Ehe, statt ein kleines Lösegeld zu bezahlen. Auf einem ähnlichen Prinzip beruhen auch Trojaner, die mit Sexbildern oder gar Kinderpornos die Nutzer erpressen.
Ob solche Erpressungen bei Ashley Madison überhaupt folgen werden, ist aktuell noch unklar. Bislang geben die Hacker als Grund für ihren Angriff etwas völlig anderes an: Sie werfen der Seite vor, seine Kunden zu betrügen. Denen bietet sie nämlich an, für 19 Euro sämtliche bei sich gespeicherten Daten zu löschen. Die Hacker werfen der Seite vor, die Daten trotzdem zu behalten. Ashley Madison dementiert das - und macht die Löschfunktion nun kostenlos.
Echte Anonymität als Lösung
Für die Betreiber von Dating-Portalen gibt es eigentlich nur zwei Auswege aus dieser Misere. Entweder sie verzichten auf eigene Accounts und nutzen wie Tinder die echten Facebook-Accounts. Oder sie müssen ihre Nutzer wirklich anonymisieren - und auf Klarnamen und Kontodaten verzichten. Denn um ihre Dienste anbieten zu können, brauchen sie die echte Identität ihrer Kunden gar nicht. Es reicht völlig, die Vorlieben und die Selbstbeschreibung zu speichern. Wenn dann auch noch die Zahlung über anonyme Internetwährungen wie Bitcoin erfolgt, können die Anbieter endlich auch das bieten, was sie versprechen: echte Anonymität.