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Rekordstrafe Chinesische Influencerin muss 186 Millionen Euro Strafe zahlen – aber geht es wirklich nur um Steuern?

Auf ihren Kanälen erreicht Huang Wei 120 Millionen Menschen
Auf ihren Kanälen erreicht Huang Wei 120 Millionen Menschen
© CHINATOPIX/AP / DPA
Mehr als 90 Millionen Euro soll die Mega-Influencerin Wei Ya an Steuern hinterzogen haben. Nun kommt die fette Strafe ihrer Heimat China. Doch womöglich steckt noch mehr dahinter.

Es sind Zahlen, die einem schnell die Spucke wegbleiben lassen: Dank ihrer mehr als 120 Millionen Follower soll Influencerin Huang Wei unter dem Pseudonym Wei Ya alleine dieses Jahr 4,3 Milliarden Euro umgesetzt haben. Nun holt sie die lange Hand des Staates ein: Ihre Heimat China hat sie mit einer Rekordstrafe belegt. Doch eine andere Maßnahme dürfte sie noch härter treffen. Und deutet darauf hin, dass es den Behörden um mehr geht.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Indem sie die Herkunft eines großen Teils ihrer Einnahmen verschleiert habe, soll die Internet-Persönlichkeit knapp 643 Millionen chinesische Yuan an Steuern hinterzogen haben, heißt es in einer Meldung der chinesischen Steuerbehörden vom Montag. Das entspricht etwa 90 Millionen Euro. Als Strafe wurde ihr nun eine in diesem Bereich bisher ungeahnt hohe Strafe aufgelegt: Wei muss 1,341 Milliarden Yuan (etwa 186 Millionen Euro) an den Staat überweisen. 

Live-Shopping als Superhype

Wei ist die erfolgreichste Vertreterin des aktuell größten chinesischen Internet-Hypes: Shopping verschiebt sich dort immer mehr vom traditionellen Ladengeschäft und dem Online-Handel in Livestreams von Internet-Prominenten. Ähnlich wie in TV-Shoppingsendern preisen die auf ihren extrem reichweitenstarken Profilen in Liveauftritten die Produkte an - und verkaufen sie auch gleich selbst. Und Wei ist eine der erfolgreichsten: Sie erreicht mit ihren Streams regelmäßig 10 Millionen Menschen gleichzeitig. 

Wie groß der Erfolg dieses Konzeptes ist, zeigt der diesjährige Singles Day. Der größte Shopping-Tag des Landes hat sein westliches Vorbild, den Black Friday, längst in den Schatten gestellt. Handelsriese Alibaba, der den Tag 2009 ins Leben rief, hat alleine dieses Jahr 65 Milliarden Euro in den mittlerweile knapp drei Wochen lang anhaltenden Sonderaktionstagen eingenommen. Und auch Wei Ya setzte im Rahmen des Single Days Erfolgsrekorde: Sie soll Produkte im Wert von 1,15 Milliarden Euro umgesetzt haben - und das alleine in einem einzigen Livestream am Abend des 20. Oktober.

Schlag gegen die Fankultur

Weis Strafe mag die bisher höchste sein, die einzige ist sie aber nicht. Erst im September wurden gegen zwei weitere Livestreamerinnen Strafen in Höhe mehrerer Millionen Euro verhängt, vorher waren zwei Schauspieler den Steuerbehörden ins Netz gegangen. Tatsächlich dürfte durchaus mehr dahinter stecken. Darauf deutet auch der Teil der Strafe hin, der Wei am härtesten treffen dürfte: Sie muss nicht nur die hinterzogenen Steuern, eine Strafe und Gebühren zahlen. Der Staat hat auch sämtliche ihrer Accounts löschen lassen. 

Das passt in eine laufende Kampagne des chinesischen Staates. Seit Sommer geht die Regierung verstärkt gegen die vermeintlich unmoralischen Freizeitbeschäftigungen der vor allem Jüngeren vor, knöpft sich Starrummel, Videospiele und Social Media vor, um ein "Verweichlichen" der Jugend zu unterbinden. Vor allem die extreme Verehrung von Prominenten und Influencern ist den staatlichen Stellen ein Dorn im Auge. Und das wohl nicht ohne Grund. Die Fans sind für ihre Idole auch zu extremen Handlungen bereit. Nicht auszudenken, wenn diese sich irgendwann politisch zu äußern begännen.

Quellen:Chinesische Steuerbehörde, Protocol, WWD

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