Robert Cornelius Heute schießt jeder Fotos von sich selbst – das erste Selfie ist aber schon mehr als 180 Jahre alt

Erstes Selfie von Robert Cornelius
Selbstbild von Robert Cornelius – so sah es aus, das erste Selfie
© Picture Alliance
Seit es Smartphones gibt, ist der Siegeszug des Selfie nicht mehr aufzuhalten. Das erste Selfie ist allerdings schon mehr als 180 Jahre alt: Ein US-Amerikaner musste dafür minutenlang stillhalten.

Längst gehört das Selfie zur Grundausstattung des Internets – für die ganze Welt zu sehen auf Instagram-Profilen, in privaten Chats, für Stars und Politiker ebenso wie für Teenager. Aber wer hat das Selbstbild eigentlich erfunden? Paris Hilton reklamiert dieses historische Verdienst für sich. Sie und Britney Spears hätten 2006 "das Selfie erfunden", twitterte das It-Girl 2020. Stimmte aber leider nicht – tatsächlich ist diese Form des Fotos schon deutlich älter.

Nach aktueller Quellenlage und allgemeiner Überzeugung gebührt der Titel "Erfinder des Selfies" nämlich einem Mann namens Robert Cornelius. Und dessen Foto ist deutlich älter als das von Paris Hilton, Britney Spears und überhaupt jedes Selfie, das einmal mit einem Smartphone geknipst wurde. 1839 lichtete Cornelius sich selbst im Hinterhof des Beleuchtungsgeschäfts seiner Familie ab.

Historisches Selfie: Belichtungszeit von drei bis 15 Minuten

Der US-Amerikaner aus Philadelphia war nicht nur Lampenhersteller, sondern hatte auch eine Leidenschaft für die Fotografie – eine Technik, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Und im Oktober 1839 war er gespannt darauf, ein von dem französischen Maler Louis Jacques Mandé Daguerre erst wenige Monate zuvor erfundenes Verfahren auszuprobieren, die sogenannte Daguerreotypie. Dabei wurden versilberte Kupferplatten eingesetzt, durch Quecksilberdämpfe gelang es Daguerre, die Belichtungszeit auf Minuten zu reduzieren und dennoch qualitativ hochwertige Ergebnisse zu produzieren, auf denen sich mit einer Lupe auch noch Details erkennen ließen – eine bahnbrechende Erfindung für die Fotografie.

Trotzdem betrug die Belichtungszeit immer noch drei bis 15 Minuten, für Porträts eher ungeeignet, da die Fotografierten so lange stillhalten mussten. Dennoch wagte Cornelius den Versuch: Er baute sich aus einer Schachtel und der Linse eines Opernglases eine Kamera und posierte selbst als Model. Auf dem so entstandenen Bild ist er als junger Mann zu sehen, etwas versetzt von der Bildmitte stehend, mit verschränkten Armen, einem leicht unsicheren Blick und vom Wind zerzausten Haaren.

Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde für das erste Selfie

An den Begriff Selfie wird Cornelius damals, in der Chestnut Street in Philadelphia, mit Sicherheit nicht gedacht haben. Die historische Dimension seines Bildes war ihm aber sehr wohl bewusst. "Das erste Lichtbild, das je gemacht wurde. 1839" schrieb er auf die Rückseite der Fotografie. Das gilt aber wohl nur für die USA. Nur neun Monate zuvor hatte Louis Jacques Mandé Daguerre selbst das erste Bild aufgenommen, auf dem Menschen zu sehen waren. Das erste Foto überhaupt datiert aus dem Jahr 1826 und wurde von dem Franzosen Joseph Nicéphore Niépce aus seinem Arbeitszimmer geschossen. Das Bild von Robert Cornelius gilt aber zumindest als das erste Porträtfoto der Geschichte. Heute steht das Foto in der Library of Congress und Cornelius' Name im Guiness-Buch der Rekorde.

Legt man die etwas engere Definition eines Selfies zugrunde, wonach das Foto nicht nur ein Selbstporträt sein soll, sondern der Fotograf auch die Kamera selbst in der Hand gehalten haben muss, scheidet Cornelius allerdings aus. Noch viele Jahre lang waren Kameras zu schwer und unhandlich, um sie auf diese Weise zu verwenden. Erst 1909 legte der britische Fotograf Joseph Byron selbst Hand an. In Anzug und Zylinder hielt er die Kamera von sich weg, schaute in die Linse und fotografierte sich selbst. Damit begründete er einen Trend: Fotografieaffine Menschen – meist Männer – stemmten riesige Kameras, um sich allein oder in Gruppen aufzunehmen.

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Der Begriff "Selfie" kam erst mit dem Internet auf

Der Begriff "Selfie" wiederum tauchte erst Anfang der 2000er im Internet auf. 2002 soll er erstmals in einem australischen Forum verwendet worden sein. In Deutschland kam der Ausdruck etwa zehn Jahre später an – mittlerweile ist er auch aus der deutschen Alltagssprache nicht mehr wegzudenken. 

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