Der Fall "Drachenlord" geht weiter: Am vergangenen Mittwoch wurde der Youtuber "Drachenlord", bürgerlich Rainer Winkler, wegen Körperverletzung zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Nachdem die Staatsanwaltschaft schon nach dem ersten Prozess in Revision gegangen war, fechtet sie nun auch das Urteil der zweiten Instanz an. Über eine etwaige Wiederholung des Berufungsverfahrens entscheidet nun das Bayerische Oberste Landesgericht. Der stern hatte ausführlich über die Geschichte des Drachenlords und das Verfahren berichtet, mehr dazu erfahren Sie hier.
Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt eine Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten gefordert, in ihren Augen fiel die Strafe demnach zu mild aus. Tatsächlich kam Winkler im Revisionsverfahren deutlich besser davon, als im ersten Prozess im Oktober des vergangenen Jahres. Damals wurde er zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Auch dieses Urteil hatte die Staatsanwaltschaft angefochten, die Strafe war – obgleich bedeutend strenger – ebenfalls zu wenig. Im ersten Verfahren forderte sie zwei Jahre und sechs Monate Haft.
Entscheidung ohne Gerichtstermin
Richter Axel Dunavs, der am Mittwoch das Urteil gesprochen hatte, muss dies nun schriftlich begründen, während die Staatsanwaltschaft die Revisionsforderung verfassen muss. Die Stellungnahmen gehen dann per Post an das OLG in Nürnberg, wo die Entscheidung auf Rechtsfehler geprüft wird. Eine Beweisaufnahme folgt nicht mehr, ein Gerichtstermin findet nicht statt. Nur wenn der Revision stattgegeben wird, muss der Fall erneut vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verhandelt werden. Erst dann muss auch "Drachenlord" Rainer Winkler zurück auf die Anklagebank, und sämtliche Zeugen werden erneut gehört.
Bis es soweit ist, können Monate vergehen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Bis zur Entscheidung bleibt Rainer Winkler auf freiem Fuß. Unter Beobachtung steht der "Drachenlord" trotzdem. Seit er das Gericht am Mittwochabend unter Polizeischutz verlassen hatte, folgen ihm seine "Haider", so nennen sich die Menschen, die ihn seit Jahren provozieren und im Internet Videos von ihm verbreiten, auf Schritt und Tritt. In einem Telegram-Chat, der inzwischen mehr als 31.000 Abonnenten verzeichnet, werden Bilder von Winklers auffälligem Pick-up-Truck geteilt und aktuelle Standorte durchgegeben.

25 Euro für einen Stein seines Hauses
Der "Drachenlord" tourt seit Wochen anscheinend ziellos im Auto durch Deutschland, nachdem er Ende Februar sein Elternhaus im beschaulichen Altschauerberg endgültig verlassen hatte. Die Stadt hat das Haus inzwischen abgerissen, rund 70.000 Euro soll er dafür erhalten haben. Steine der Ruine werden auf Verkaufsplattformen für rund 25 Euro angeboten – als Andenken für den vermeintlichen Erfolg, den seine Verfolger für sich verbuchen wollen.
Quelle: Nordbayern