Kolumne - Neulich im Netz Arzneien via Web: Geht nicht gibt's nicht

Ob Potenzproblem oder Depression: Im Internet warten Mittelchen gegen alle körperlichen Malaisen. Auf unzähligen Seiten werden allerlei Medikamente angeboten - vom Hustenbonbon bis zum Schlafmittel.

Ob Potenzproblem oder Depression: Im Internet warten Mittelchen gegen alle körperlichen Malaisen. Auf unzähligen Seiten werden allerlei Medikamente angeboten - vom Hustenbonbon bis zum Schlafmittel.

Ruckzuck ist die Bestellung aufgegeben, wenig später sind die Medikamente im Haus. Rezepte will keiner sehen, lästige Fragen stellt auch niemand. Klick und schluck - nie war es einfacher, an verschreibungspflichtige Medikamente zu kommen.

So kann jedermann etwa auf den Seiten eines bekannten amerikanischen Heilmittel-Händlers das Antidepressivum L-Tryptophan bestellen. Ein vermeintlicher Stimmungsaufheller, der weltweit fast 100 Menschenleben forderte und in Deutschland nur in seltenen Fällen verschrieben wird. Bei diesem Händler gibt es die Familienpackung mit 120 Kapseln für 82,95 US-Dollar. Bestellen kann jeder. Zwar wird in den Geschäftsbedingungen erklärt, dass nur Surfern ab 21 Jahren der Zutritt erlaubt ist, aber über solche Hinweise amüsieren sich heutzutage schon Grundschüler.

Thomas Hirschbiegel

Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das H der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.

Strafbar, aber kaum zu belangen

Das Internet ist ein Eldorado für Medikamenten-Missbrauch. Wenn ein amerikanischer Händler Ware an einen deutschen Surfer verkauft, obwohl diese hierzulande nicht zugelassen ist, macht er sich zwar nach hiesigem Recht strafbar, ist aber juristisch kaum zu belangen.

Was hierzulande rezeptpflichtig oder gar verboten ist, gibt es andernorts ohne lästige Fragen. Knallharte Psychopharmaka werden da schon mal zu sanften "Intelligenzverbesserern", ein Mittel gegen die Schüttelkrankheit kann angeblich schlaffe Glieder fest und standhaft machen. Zudem werden die Pillen und Pasten oft in beschädigten Verpackungen oder ohne Beipackzettel versendet, sind im schlimmsten Fall abgelaufen oder gar Fälschungen.

Da bleibt man am besten gesund.

<a class="link--external" href="mailto:stern@ha-net.de">Thomas Hirschbiegel</a>

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