Es ist ein altbekanntes Spiel: Wenn Frauen sich öffentlich äußern, gibt es immer einen Mann, dem das nicht passt. Besonders auffällig ist das Phänomen des "Mansplaining", des männlichen Besserwissens, in den sozialen Medien. Denn dort muss man(n) nicht einmal laut werden oder eine sprechende Frau unterbrechen – er kann einfach einen entsprechenden Kommentar posten.
Da wird auf Twitter oder Facebook dann ein Witz, den eine Frau postete, noch einmal in anderen Worten "besser" nacherzählt, da wird die gleiche These in "besseren" Worten wiederholt, oder es wird aus Prinzip widersprochen, selbst wenn es um nicht diskutable Fakten geht wie die korrekte Aussprache des Vornamens einer Frau, oder deren Größe (beides reale Vorkommnisse). Von tatsächlichen Meinungsäußerungen oder Aussagen von Frauen zu Politik, Sport oder Wissenschaft mag man da gar nicht erst anfangen.
Frauen kennen das Phänomen Mansplainung
Wie stark der Mansplaining-Reflex bei vielen Männern tatsächlich ist, zeigte sich nun wunderbar an einem Beispiel aus den USA. Die Bestseller-Autorin Margaret Atwood, 82, die unter anderem die Buchvorlage für die erfolgreiche HBO-Serie "The Handmaid's Tale" ("Der Report der Magd") schrieb, hatte nicht einmal selbst ein Statement auf Twitter gepostet, sondern dort nur einen Link zu einem Zeitungsartikel geteilt. Darin ging es um einen skurrilen Rechtsstreit in Alabama: Zwei Frauen waren dort offenbar in Streit geraten, eine hatte eine Waffe gezogen und der anderen in den Bauch geschossen. Die Schützin hatte später auf Notwehr plädiert – und Recht bekommen. Die andere Frau hätte den Streit angeblich angefangen.

Diese Kontrahentin war allerdings auch im fünften Monat schwanger. Sie überlebte den Schuss zwar, doch ihr ungeborenes Baby nicht. Wenig später stand diese Angeschossene vor Gericht – wegen Totschlags an dem Fötus. Als Schwangere hätte sie keinen Streit beginnen dürfen, da sie mit einer Gefährdung des Kindes hätte rechnen müssen. "In Alabama wird 'The Handmaid's Tale' zur Realität", zitiert Atwood die Überschrift des Artikels auf Twitter, in Anspielung auf die Handlung ihres Romans. Und offensichtlich als Kritik am merkwürdigen Rechtsverständnis der Justiz in Alabama gemeint.
Mansplainer tappt ins Fettnäpfchen
Doch unter diesen Post eines Zeitungsartikels kommentierte ein Mann nach kurzer Zeit den denkwürdigen Satz: "Sie und ich müssen verschiedene Serien gesehen haben", womit er offenbar sagen wollte – sie habe "The Handmaid's Tale" nicht richtig verstanden. Woraus sich schließen lässt, dass der Herr sich weder mit der Serie wirklich auseinandergesetzt haben kann (sonst würde er auch die Buchvorlage und deren Autorin kennen), noch mit dem Tweet, sonst wäre ihm aufgefallen, wer ihn verfasst hat.
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Sein Kommentar zog schnell die Häme der anderen Twitter-Nutzer auf sich. "Sie hat höchstpersönlich das Buch geschrieben, du Macker", teilte ihm jemand mit. Ein anderer Tweet lautete, ironisch: "Ach Süßer, versuch's nochmal!" Der Verfasser schien nach einer Weile selbst seinen Fauxpas bemerkt zu haben – und löschte beschämt seinen Kommentar. So souverän gehen Mansplainer also damit um, wenn sie einmal selbst kritisiert werden.