Und wieder 1000 Euro mehr. Nur noch 850. Soll ich jetzt aussteigen oder lieber nachkaufen? Puh, der Kurs ist wieder oben. Wer schon einmal in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether investiert hat, kennt den Rausch des rasant steigenden Portfolio-Wertes. Und das Tief nach dem Crash. Für einige Menschen birgt das stetige Auf und Ab in Echtzeit eine echte Gefahr: Sie werden süchtig.
"Es geht im die Mischung aus der sehr schnellen Steigerung und den daraus resultierenden Belohnungen", erklärt Lia Nower, Leiterin der Abteilung für Spielsucht an der Rutgers Universität, gegenüber der "Washington Post". Sie vergleicht den Reiz mit dem von Rubbellosen: "Man kratzt das schnell auf, bekommt sofort die Belohnung und den Dopamin-Stoß."
Gefährliche Kombination
Die Kombination aus potentiell sehr hohen Gewinnen und der quasi in Echtzeit schwankenden Kurse ergibt eine für suchtgefährdete Personen besonders tückische Mischung. Während etwa bei Sportwetten oder Aktienanlagen durch den festen Zeitpunkt des Spiels oder den Handelsschluss eine Beschränkung besteht, fällt diese bei Bitcoin und Co. weg: Sie werden jederzeit gehandelt. Weil die Kurse zudem deutlich drastischer schwanken als bei klassischen Anlageformen, sind viele Investoren quasi an die Bildschirme gefesselt. Schließlich könnte jederzeit ein krasser Ausschlag anstehen, bei dem man Münzen nachkaufen oder zu besonders hohen Gewinnen abstoßen könnte.
"Krypto weckt die dunkelsten Teile deiner Persönlichkeit, wenn man Sucht-affin ist. Leider bin ich eine hochgradig Sucht-affine Person", gestand Investorin Joanna Garzilli der "WaPo". Sie hatte durch ein schlechtes Investment Zehntausende Dollar an einem Tag verloren. Und investiert trotzdem bis heute weiter.
Tatsächlich zeigen Studien, dass diese Einschätzung richtig sein könnte. In einer finnischen Studie zeigte sich etwa, dass die auf Krypto-Handel spezialisierten Anleger im Verhältnis zu anderen Anlagearten deutlich öfter auch andere exzessive Verhaltensmuster bei Glücksspiel, Internetnutzung und weiteren zeigten. Zudem berichteten sie öfter als alle anderen Gruppen von psychologischen Problemen, Einsamkeit und Stress. Weitere Studien zeigen, dass teilweise mehr als die Hälfte der befragten Spielsüchtigen auch in Kryptowährungen investierte.
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Ein digitales Puppenhaus mit schier unendlichen Möglichkeiten zu spielen - das ist "Toca Life: World". Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt, solange es im kinderfreundlichen Rahmen bleibt. Dazu kann man auch das Alter der Kleinen eintragen und es durchaus auch mal alleine mit dem Spiel hantieren lassen. Das kostenlose Grundspiel bietet schon sehr viele Möglichkeiten, einige kleinere Käufe erlauben weitere Szenarien und Zusatzgegenstände. Teure Kostenfallen wie bei manchen anderen Spielen gibt es nicht, selbst das teuerste Zusatzset ist mit einem einmaligen Kauf von 13 Euro noch moderat bepreist.
Krypto-Entzug
Das Psychologenpaar Aaron und Lin Sternlicht bieten in New York gezielt Therapien für Krypto-Süchtige an. Um mehr als 40 Prozent seien die Anfragen bei ihnen gestiegen, erklärten sie der "Washington Post". Die Behandlung ist intensiv, aber sehr teuer. Die Sternlichts treffen sich in Intensivprogrammen mehrmals die Woche mit den Betroffenen, beziehen auch die Familien ein. 25.000 Dollar kostet die sechswöchige Behandlung. Diese ähnele der eines Spielsüchtigen, erklärt Aaron Sternlicht. Weil die Sucht nach dem schnellen digitalen Geld auch in den USA nicht offiziell als Variante der Spielsucht anerkannt ist, zahlen die meisten Betroffenen aus der eigenen Tasche. Viele von ihnen hätten schon zu Beginn der Therapie Schulden in den Hunderttausenden, so der Psychologe.
Die Betroffene Managerin Garzilli musste ebenfalls lernen, mit dem ständigen Drang zu leben, berichtet sie. Sie versucht diesen mit Meditation und Spaziergängen in den Griff zu kriegen, verbietet sich selbst den Blick nach den Kursen, indem sie den Bildschirm abstöpselt. Ganz losgekommen ist sie aber nicht. Ihr Geld liegt nun in weniger volatilen Kryptomünzen. So will sie für die Rente vorsorgen.
Quellen:Studie 1, Studie 2, Washington Post