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iPhone 7 ohne Klinke Apple killt den Klinkenstecker – und stößt Kunden vor den Kopf

Beim neuen iPhone 7 hat Apple einem der letzten universellen Standards in der Tech-Branche den Todesstoß versetzt und den Klinkenanschluss rausgeworfen. Für die Kunden ist das ein echter Nachteil. Vor allem, wenn sie sich nicht an Apple ketten wollen.

Der Wegfall der Klinke beim iPhone 7 sorgt für viele Diskussionen - und spaltet auch die stern.de-Redaktion. Hier schreibt Malte Mansholt, warum der fehlende Klinkenanschluss ein echter Nachteil ist. Christoph Fröhlich dagegen ist der Meinung, dass sich der Anschluss längst überholt hat - und die Zukunft kabellos ist.

Apple schneidet gerne alte Zöpfe ab, sagt man in der Tech-Branche. Schon vor der Jahrtausendwende begann man damit, das Disketten-Laufwerk wegzulassen, später musste auch das DVD-Laufwerk draußen bleiben. Jetzt ist mit dem iPhone 7 also die gute, alte Klinke dran. Freuen wird das die wenigsten Kunden. Und zwar völlig zu Recht.

Denn wer teure Klinkenkopfhörer benutzt, kann sie mit dem Kauf eines iPhone 7 eigentlich in Rente schicken. Ein Adapter liegt zwar bei, benutzen wird den aber wohl kaum einer dauerhaft. Wer nicht schon vorher auf Bluethooth gesetzt hat, darf sich also neue Kopfhörer kaufen. Aber am besten gleich welche ohne Kabel. Der Klinkenstecker ist einer der letzten Standards, die von der Anlage, über den PC bis zum Smartphone und Tablet an jedem Gerät funktionieren. Und damit macht Apple nun ein Ende.

Keine echte Alternative

Den Wegfall der Klinke wird Apple zum einen mit kabellosen Bluetooth-Verbindungen auffangen wollen, zum anderen setzt man auf den Lightning-Anschluss – der allerdings Apple gehört. Allgemein durchsetzen kann er sich also nicht. Selbst wenn andere Hersteller Geräte mit Lightning-Buchse bauen wollten, sie dürften es nicht. Wer sich einen Lightning-Kopfhörer kauft, kann den nur bei Apple-Geräten nutzen. Und das, obwohl selbst aktuelle Macs ihn nicht mitbringen. Am Fernseher, der Anlage oder einem Smartphone, das nicht von Apple stammt, kann man den Anschluss ohne Bluetooth ohnehin vergessen.

Dabei gäbe es sogar einen Standard, der sich in Zukunft wohl Geräte-übergreifend durchsetzen wird: Mit USB-C kann man nahezu alles machen, wofür man bisher noch ein ganzes Bündel von Kabeln braucht. Aufladen, Bild und Ton übertragen, Datentransfer und sogar ein Monitor-Anschluss: Alles kommt in eine Buchse. Beim extrem dünnen Macbook hat Apple den Anschluss schon verbaut – neben einem Klinkenstecker. Lightning hat es nicht.

Ein Kopfhörer - pro Gerät

Bei den anderen Herstellern dürfte sich USB-C in den nächsten Monaten immer rasanter durchsetzen. Einige Android-Smartphones haben so schon Micro-USB ersetzt, an aktuellen Laptops ist USB-C ebenfalls immer häufiger zu finden. Nur Apple setzt stur auf Lightning. Wohl auch, damit das iPhone 7 weiter mit dem Zubehör der älteren Geräte kompatibel ist. Das ist zwar durchaus nett für die vielen Besitzer von iPhone-Anlagen. Wenn aber der Preis ist, dass alles andere nicht mehr verbunden werden kann, muss man es trotzdem hinterfragen.

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Eines dürfte aber sicher sein: Wenn Apple den Wegfall des Klinkensteckers vormacht, wird der Rest der Smartphone-Hersteller wohl nachziehen. Schließlich wird ohne die verhältnismäßig große Buchse viel Platz im Gehäuse frei. Und auch die Kopfhörer-Branche dürfte vermehrt auf Bluetooth setzen – um nicht in einem der Lager gefangen zu sein.

Ob Bluetooth auf Dauer Kabel ganz ersetzen kann, muss sich erst noch beweisen. Bis es die Datenraten und die Zuverlässigkeit einer Kabelverbindung erreicht, könnten noch Jahre vergehen. Selbst das Koppeln mit mehreren Geräten soll der Standard erst in naher Zukunft lernen. Bis dahin braucht man theoretisch für jedes Gerät einen eigenen Kopfhörer - den man dann auch noch immer aufladen muss.

Die Klinke ist tot - und wird nicht wiederkommen

Die Langzeitfolgen von Apples Entscheidung sind noch nicht abzusehen. Der Konzern hat in der Vergangenheit zwar schon öfter früh erkannt, wohin der Trend geht. USB hatte etwa keiner so früh im Einsatz wie Apple, heute ist der Standard nicht wegzudenken. Was aber gerne vergessen wird: Apple hatte auch oft daneben gegriffen. Bei Firewire hat der Konzern genauso sein eigenes Süppchen gekocht wie bei Thunderbolt. Das Ergebnis: Die beiden technisch spannenden Standards haben sich außerhalb des Apple-Universums nie durchgesetzt. Wer nicht nur Apple-Produkte nutzte, konnte mit ihnen wenig anfangen. An ihre Stelle traten dort andere Standards wie USB 3 - das Apple erst spät aufgriff. Etwas Ähnliches könnte nun noch einmal passieren, weil Apple lieber auf das eigene Pferd setzt. Wieder einmal.

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