Luxus-Smartphone S22 Ultra im Test: Auf dieses Galaxy haben Samsung-Fans seit Jahren gewartet

Das Samsung Galaxy S22 Ultra
Riesiges Smartphone, kleiner Stift: Das Samsung Galaxy S22 Ultra ist ein edler Gigant.
© stern / Christian Hensen
Es soll der neue Goldstandard bei Android-Smartphones sein: Mit dem Galaxy S22 Ultra will Samsung kaum Wünsche offen lassen und zeigen, dass auch in dieser Generation die S-Klasse den Ton angibt – zumindest in der Android-Welt. Ob das gelingt?

Es ist relativ offensichtlich, was Samsung mit dem S22 Ultra erreichen wollte: Ein Android-Smartphone, das sämtliche Bedürfnisse von Vielnutzern abdeckt, die Schwächen des Vorgängers ausräumt und sich innerhalb der eigenen Modellreihe deutlich absetzt. Und weil die inneren Werte moderner Smartphones sich oftmals so sehr ähneln, legte Samsung einen besonderen Fokus auf die Kamera und einen Stift. Der Test soll zeigen, ob das Gesamtpaket überzeugt.

Die Bildschirmdiagonale beträgt 6,8 Zoll und fällt damit noch ein wenig größer aus als das iPhone 13 Pro Max (6,7 Zoll). Dadurch, dass Samsung das Edge Display mit dem S22 Ultra zurückbringt, sprich die Display-Ränder rechts und links seitlich abfallen, wirkt das Bild riesig. Einen Vorteil bei der Bedienung hat das nicht unbedingt, aber der erzielte Effekt ist hübsch anzuschauen und fühlt sich an der Seite gut an.

Harte Kante

Die Haptik muss man aber mögen. Das Galaxy S22 Ultra ist, anders als sein Vorgänger, am oberen und unteren Rand deutlich eckiger. Während also die Seiten mit dem abgerundeten Display besonders gut in der Hand liegen, "piekst" besonders die kantige Unterseite merklich in die Hand. Ein schönes Beispiel: Fährt man mit der unteren rechten Ecke über einen Karton, hinterlässt das S22 Ultra deutliche Spuren in der Pappe. Ein iPhone 13 tut das nicht.

Die Materialauswahl ist wirklich gelungen, das Gerät ist sehr gut verarbeitet und macht einen edlen Eindruck. Der Rahmen ist aus Aluminium, Vorder- und Rückseite bestehen aus bruchsicherem Glas (Gorilla Glass Victus+). Einen grünen Anstrich will sich Samsung mit der S22-Reihe auch verpassen: Stolz verkündete man, dass einzelne Plastikteile auch mit recyceltem Material aus Fischernetzen hergestellt würden. Ein schöner Gedanke, der in einer Massenfertigung hochkomplexer Smartphones für die Umwelt aber so viel für die Umwelt erreichen dürfte, wie drei aufgesammelte Zigarettenfilter am Ballermann. Sagen wir: Der Gedanke zählt.

Kameras des Samsung Galaxy S22 Ultra
Imposante Ansammlung: Die Rückseite des Samsung Galaxy S22 Ultra besteht eigentlich nur aus Kameras und Sensoren.
© stern / Christian Hensen

Das Riesen-Display passt sich an

Das große Display löst mit 3088 x 1440 Pixeln auf, die Pixeldichte beträgt glatte 500 Pixel per Inch. Die Helligkeit beträgt laut Hersteller 1.750 Candela pro Quadratmeter, ist auf dem Papier also nochmal deutlich heller als ein iPhone 13 Pro. Aber: Die maximale Helligkeit spielt im Alltag kaum eine Rolle, kostet auf Anschlag auch zu viel Energie. Die automatische Einstellung der Helligkeit reicht in jeder Situation völlig aus. 

Die Farbintensität lässt sich in den Einstellungen der Software anpassen, standardmäßig ist "lebendig" eingestellt, was für eine teils übertrieben knallige Darstellung sorgt. Bei der Bildwiederholrate bringt es das Galaxy S22 Ultra auf maximal 120 Hertz, nutzt das aber nur bei entsprechend schnellen Inhalten, um zum Beispiel hektische Actionfilme oder Spiele ohne Schlieren darzustellen. Das klappte im Test sehr gut, generell sind Filme, Spiele oder auch einfach Web-Inhalte auf dem Ultra-Display ein Genuss.

Kamera läuft – auch bei Nacht

Herzstück und wohl wichtigstes Bauteil ist ohne Zweifel die Kamera. Zur Selfie-Kamera ist nicht viel zu sagen. Beim S22 Ultra arbeitet auf der Vorderseite eine Knipse mit 40 Megapixeln, die sehr gute Bilder macht und einen hohen Detailgrad abliefert. Beim Porträt-Modus fransen strubbelige Haare etwas zu sehr aus.

Auf der Rückseite will Samsung mit großen Zahlen beeindrucken: 108-Megapixel-Hauptkamera, Superweitwinkelkamera mit 12 Megapixeln, zwei Teleobjektive mit je 10 Megapixeln und zwei optische Zoom-Stufen. Zumindest auf dem Papier steht das iPhone 13 Pro mit "nur" drei Kameras und 12 Megapixeln mit leeren Taschen da. Aber ist das wirklich so?

Zunächst ein Test bei Tageslicht, im Vergleich mit einem iPhone 13 – ohne Pro. Bei normalen Lichtverhältnissen ist kaum ein Unterschied zu sehen, auch Nahaufnahmen unseres Test-Dackels sind in puncto Schärfe kaum zu unterscheiden, wobei das S22 Ultra tendenziell dunkle Bereiche merklich aufhellt, das iPhone 13 Fotos kontrastreicher aufnimmt. 

Den automatischen Fokus setzen beide Smartphones unterschiedlich. Das S22 Ultra versucht stets, die goldene Mitte zu finden, während das iPhone 13 eher den vorderen Bildbereich scharf stellt. Selbstverständlich lässt sich bei beiden Smartphones manuell bestimmen, wo der Fokus zu liegen hat, aber halten sie mal einen Dackel lang genug still für sämtliche manuelle Kamera-Einstellungen.

Gigantischer Zoom, aber Spielkram

Noch ein Wort zum Zoom, bevor die Nacht dran ist. Denn sobald es dunkel wird, verschlechtert sich die Qualität der hohen Zoomstufen zu sehr, sodass eine faire Beurteilung nicht möglich wäre. Also: Das S22 Ultra bietet einen drei- und zehnfachen optischen Zoom. Digital geht es bis zur 100. Aus der Hand ist das unmöglich bedienbar, da im hundertfachen Zoom die kleinste Bewegung den kompletten Bildausschnitt verschiebt, aber auf einem Stativ geht’s. 

Beispiel Kran: Aus großer Entfernung rückten wir der Person in der Kanzel in sechs Schritten auf den Leib. Was im Weitwinkel nur ein kleiner Punkt ist, wird mit zunehmender Annäherung deutlich erkennbarer. Bis zum zehnfachen Zoom bleibt alles gut erkennbar, danach wird es verwaschen. Das liegt natürlich daran, dass Samsung hier softwareseitig deutlich nachhilft und der optische Zoom längst nicht mehr ausreicht. Aber: Auch bei hundertfacher Vergrößerung ist es noch möglich, Umrisse von Personen oder Schriftzüge zu erkennen. Eine nette Spielerei.

Gute Bilder, gute Nacht

Bei der Kommunikation des Herstellers war es Samsung ein besonderes Anliegen, auf die Stärken von Nachtaufnahmen hinzuweisen. Man wolle mit dem S22 Ultra "die Nacht zum Tag" machen. Wobei das eigentlich nur eingeschränkt das Ziel sein sollte, denn man will in der Regel den Charakter dunkler Aufnahmen möglichst realistisch einfangen.

Im Test haben wir das iPhone 13, das iPhone 13 Pro und das S22 Ultra auf einen Spaziergang entlang des Hamburger Hafens mitgenommen. Das iPhone 13 lieferte dabei immer noch akzeptable Aufnahmen, konnte iPhone 13 Pro und S22 Ultra aber nicht das Wasser reichen. Die beiden Top-Smartphones sind nahezu gleichauf. Das iPhone 13 Pro stellt Nachtaufnahmen tendenziell etwas farbechter dar, während das S22 Ultra tatsächlich eher "die Nacht zum Tag" macht und dunkle Bereiche teils deutlich aufhellt. Das sorgt beim S22 Ultra für mehr Details im Bild, der Stimmung dunkler Aufnahmen schadet es nach unserem Geschmack allerdings ein wenig.

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Sehr gut kann das S22 Ultra mit direkten Lichtquellen bei Nacht umgehen, das iPhone 13 Pro streute das Licht über große Teile der Aufnahme. Etwas besser steht Apple oft beim automatischen Fokus da: Wie auch bei den Nahaufnahmen des Test-Dackels setzt das iPhone den Fokus oft auf den vorderen Bildbereich, das Samsung Galaxy S22 Ultra entscheidet sich meist für die Mitte.

Abseits von wenigen Unterschieden, die zu großen Teilen vom persönlichen Geschmack abhängen, gefallen uns beide Kameras im Test sehr gut. Das setzt sich auch bei Videos fort, hier lassen sich mit beiden Geräten tolle Aufnahmen machen, wobei das S22 Ultra mit dem Profi-Modus auch ohne zusätzliche Apps mehr Optionen bietet und mit 8K-Aufnahmen dem iPhone etwas voraus hat. Im Grunde aber das alte Spiel: Wer schnell und einfach tolle Ergebnisse will, wird das iPhone bevorzugen, wer gerne alle Fäden selbst in der Hand hat, tendiert womöglich zu Android. Den wenigen Menschen, die 8K-Smartphone-Aufnahmen benötigen, bleibt hingegen keine Wahl.

Harte Fakten zur Hardware

Bei der Hardware gibt es, zumindest wenn man sich die Ergebnisse der gängigen Benchmarks anschaut, einen klaren Sieger – nämlich Apple, und das auch schon mit dem iPhone 13 ohne Pro. Samsung setzt in Europa auf den hauseigenen Exynos-2200-Prozessor. Im Geekbench 5 erreicht er 3.372 Punkte, 3D Mark quittiert 6.836 Punkte. Das iPhone 13 mit dem A15-Bionic-Chip erreicht 4.607 Punkte bei Geekbench 5 und 9.210 Punkte bei 3D Mark. In beiden Fällen sprechen wir also von einer rund 30 Prozent höheren Leistung bei Apple, im Alltag wird das aufgrund des hohen Niveaus beider Geräte kaum auffallen.

Der Akku des S22 Ultra misst 5000 Milliamperestunden. Damit kommen Sie locker über den Tag, aber nicht so weit, wie mit einem iPhone. Zum Aufladen bietet Samsung zahlreiche Möglichkeiten, darunter auch Schnellladen mit 45 Watt. Leider liegt dem Luxus-Smartphone mit einer UVP von 1249 Euro aber kein Ladegerät bei, auch kein langsameres. Im Gegenteil: Im Lieferumfang ist nur ein USB-C-auf-USB-C-Kabel enthalten, was zwar zukunftssicher ist, aber in der Gegenwart für Probleme sorgen kann, sollte ein entsprechendes Ladegerät noch fehlen.

Den eklatanten Fehler des Vorgängers S21 Ultra hat Samsung zum Glück nicht wiederholt: Der beigelegte Stift hat endlich ein Zuhause – und damit sind sämtliche Hoffnungen, dass Samsung doch noch ein Galaxy Note baut, verflogen. Das S22 Ultra ist das neue Note – basta. Der Umgang mit dem Stift ist super, es gibt zahlreiche praktische Anwendungen und wenn es nur das Auslösen der Kamera oder Zeichnungen auf Fotos sind. Und wenn man den Stift nicht braucht, stört er auch nicht – die Aussparung an der Unterseite des S22 Ultra ist perfekt im Rahmen integriert.

Der Stift des Samsung Galaxy S22 Ultra
Sehr gut gelöst: Der S-Pen des Samsung Galaxy S22 Ultra verschwindet einfach im Gehäuse, wenn man ihn nicht braucht. 
© stern / Christian Hensen

Samsung Galaxy S22: Das Test-Fazit

Das S22 Ultra ist ein wirklich gutes, durchdachtes Android-Smartphone. Die Kamera macht tolle Bilder, die Hardware ist ausreichend schnell für jegliche Anwendung und das Display ist eine Wucht. Der S-Pen fällt nur dann auf, wenn man ihn braucht. Und das durchweg positiv. Das S22 Ultra ist definitiv eines der besten Android-Smartphones, die aktuell erhältlich sind, setzt sich aber nicht allzu deutlich von anderen Geräten in der Preisklasse ab.

Wer sich nicht am kantigen Design stört und ein riesiges Smartphones benötigt, wird mit dem Galaxy S22 Ultra glücklich. Erst recht, wenn ein Stift nicht fehlen darf. Reicht die Bedienung mit den Fingern, bieten sich alternativ das unwesentlich schlechtere Samsung Galaxy S22 Plus oder das Google Pixel 6 Pro an.

Den begehrten Titel für das rundum beste Smartphone am Markt kann sich Samsung mit dem S22 Ultra aber nicht sichern. Die Leistung, das Durchhaltevermögen und auch zumeist die Kamera des iPhone 13 Pro sind dem Android-Flaggschiff überlegen.

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