Telekom-Kunden können sich ab Donnerstag besser vor unliebsamen Überraschungen durch hohe Telefonrechnungen schützen. Eine selbst einstellbare, kostenlose Anschlusssperre ist eine von zahlreichen Neuheiten, die der Konzern in Bonn zur Computermesse Cebit angekündigt hat. Weitere Highlights sind schnellere DSL-Anschlüsse und Telefonieren über das Internet (Voice over IP, VoIP).
Die Anschlusssperre bietet acht verschiedene Kombinationen. Wahlweise können zum Beispiel Anrufe zu teueren 0190/0900-Nummern und Auslandsgespräche blockiert werden. Damit haben so genannte Dailer-Programme in Computern keine Chance mehr. Auch der Anruf der lieben Kleinen zur Hotline ihres Lieblingspopstars hinter dem Rücken der Eltern fällt aus. Im Extremfall können sogar alle abgehenden Gespräche außer den Notrufnummern 110 und 112 gesperrt werden. Telekom-Kunden können die Sperre telefonisch (08003301000) oder im T-Punkt beantragen. Sie erhalten dann schriftlich eine PIN sowie die Anleitung für die Bedienung.
T-DSL wird schneller
Beim schnellen Internetzugang per DSL bietet die Telekom ab dem Sommer eine Verdoppelung der Höchstgeschwindigkeit von 3 auf 6 Megabit pro Sekunde an. Preise sollen in Kürze veröffentlicht werden. Damit aber nicht genug: Testweise will die Festnetztochter T-Com noch in diesem Jahr in einer noch nicht genannten deutschen Großstadt sogar DSL mit 25 Megabit pro Sekunde anbieten. Eine Anwendung wäre zum Beispiel hochauflösendes Fernsehen (HDTV) per Internet.
Hoffnung für DSL-Wüsten
Neue Hoffnung auf schnelle Internetverbindungen gibt es auch für bisher aus technischen Gründen von DSL ausgeschlossene Regionen mit Glasfasertechnik in Ostdeutschland. Die neue Technik "Outdoor-DSLAM" soll den Anschluss ermöglichen. Die Zahl der Hotspots mit drahtlosen WLan-Zugängen wird in diesem Jahr von 4.000 auf 8.000 verdoppelt, darunter fast alle Autobahnraststätten.
Und als erstes Unternehmen in Deutschland will die Telekom auch die neue WiMax-Technik einführen. Pilotprojekte starten im Sommer in Siegburg und Rheinbach. Bietet WLan bisher Zugangsgeschwindigkeiten von maximal 56 Kilobit pro Sekunde, könnte WiMax nach Angaben von T-Com-Chef Walter Raizner "zunächst im unteren DSL-Bereich" liegen. Das wären etwa 1.000 Kilobit pro Sekunde. Die Bandbreite sei entfernungsabhängig, sagte Raizner. Optimistische Prognosen von bis zu 70.000 Kilobit seien aber jedenfalls unrealistisch.
Zunächst keine Anrufe von außen zu VoIP
Relativ zaghaft erscheinen die ersten Schritte der Telekom zum Telefonieren per Internet. Ab der kommenden Woche bietet T-Online eine kostenlose Software an, mit der per Computer Telefongespräche geführt werden können. Im Laufe des Jahres sollen Anschlussboxen für normale analoge Telefone folgen. Wer VoIP nutzen will, muss sich bei T-Online registrieren und erhält eine mit 032 beginnende Telefonnummer. Um eine vernünftige Sprachqualität zu erhalten, empfiehlt sich ein DSL-Anschluss.
Gespräche zwischen T-Online-Kunden via Internet sind kostenlos, Ferngespräche ins normale nationale Festnetz kosten 2,9 Cent pro Minute und sind damit zwar billiger als tagsüber (Ferngespräche 4,9 Cent, Ortsgespräche 3,9 Cent), aber nicht günstiger als der Normaltarif am Abend und an Sonn- und Feiertagen (Fern 2,9 Cent, Ort 1,5 Cent). Anrufe aus dem Festnetz oder vom Handy zu VoIP-Anschlüssen sollen erst im Laufe des Jahres möglich werden. Die Preise dafür stehen noch nicht fest. Überlegungen, DSL-Anschlüsse ohne gleichzeitigen Telefonanschluss anzubieten, gibt es nach Angaben von Raizner derzeit nicht.
Die Telekom bringt zur Cebit noch weitere Neuheiten. Unter anderem sind mehrere neue Telefone und Telefonanlagen angekündigt, ferner eine Box zur drahtlosen Verbindung von Fernseher oder Stereoanlage mit dem Internet und dem heimischen PC. T-Online will sein Angebot von Spielfilmen und Dokumentarfilmen per Internet (Video on Demand) ausbauen. Neue Kooperationsverträge wurden mit CBS Paramount und mit der ProSiebenSat.1-Gruppe geschlossen. Der Musikverkauf per Internet soll durch ein neues Programm für einfacheres Herunterladen sowie zwei tragbare MP3-Abspielgeräte angekurbelt werden. Und in Zeiten größerer verfügbarer Bandbreiten will die Telekom auch das Videotelefon wiederbeleben.