Nicht jedes Foto ist für die Ewigkeit bestimmt – vor allem nicht auf Messengern wie Whatsapp. Manche Bilder oder Motive sollte das Gegenüber eben nur als Blick erhaschen, aber nicht auf dem Smartphone speichern können. Dass Bilder gleich wieder verschwanden galt schon vor fast zehn Jahren als einer der wichtigsten Erfolgsgründe für Snapchat. Nun kommt die Funktion auch zu Whatsapp. Aber leider nicht besonders durchdacht.
Seit heute Nacht rollt der Messenger die Funktion serverseitig aus, wer schon die neueste Version benutzt, muss nichts weiter unternehmen, um sie nutzen zu können. Wählt man ein Bild zum Versenden aus, kann man nun im Textfeld auf die eingekreiste "1" tippen, um das Foto nur ein einziges Mal abrufbar zu machen. Danach wird es im Chat als nicht mehr ansehbar angezeigt. Als Beispiel nennt Whatsapp das Versenden eines Wlan-Passwortes. In der Regel dürfte es aber andere Motive betreffen.
Keine Schutzmaßnahme
Allerdings lässt die Umsetzung sehr zu wünschen übrig. Anders als andere Messenger unternimmt Whatsapp keinerlei Schritte, um die einmalig gesendeten Bilder auch zu schützen. Während etwa Snapchat den Nutzer benachrichtigt, wenn das Bild per Screenshot oder Bildschirmaufzeichnung gesichert wird, fehlt eine solche Funktion bei Whatsapp. Das ist besonders deshalb ärgerlich, weil die Bilder im Chat explizit als nur einmal ansehbar markiert sind. Will eine Person das Bild also trotz der vermeintlichen Flüchtigkeit speichern, kann sie sich einfach vor dem Ansehen darauf vorbereiten und etwa die Bildschirmaufnahmefunktion starten. Das macht die Funktion deutlich weniger diskret, als Whatsapp den Anschein haben lässt.
Angesichts dieser Lücke verwundert es umso mehr, wie lange Whatsapp für die Implementierung der Einmal-Bilder brauchte. Snapchat punktete schon vor der Übernahme von Whatsapp durch Facebook 2014 vor allem bei jüngeren Nutzern mit der Funktion. Obwohl sie oft mit Sexting in Verbindung gebracht wurde, schätzten viele die Flüchtigkeit der Fotos auch deshalb, weil sie eine unperfektere Darstellung der eigenen Person erlaubte, als es in anderen sozialen Medien der Fall war. Spätere Snapchat-Funktionen wie Stories hatte Facebook erheblich schneller übernommen. Und sogar im Konzern selbst waren andere Dienste schneller: Obwohl die Chat-Funktion bei Konzern-Schwester Instagram nur ein Beiwerk ist, können Nutzer des Bild- und Videonetzwerkes ihre Chat-Fotos schon seit letztem Jahr verschwinden lassen.

Dass Whatsapp bei der Funktion derartig schludert, ist durchaus verwunderlich. Facebook kämpft seit Monaten um das Image seines Messengers. Seit Anfang des Jahres eine neue Benutzerrichtlinie umgesetzt werden sollte, sahen viele Nutzer ihre Privatsphäre in Gefahr und wechselten zu Alternativen wie Signal. Whatsapp verschob die Einführung der umstrittenen Richtlinien daher mehrfach. Mit einer sicheren Implementierung der Einmal-Funktion hätte der Messenger eventuell etwas Vertrauen zurückgewinnen können.
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Quellen: Whatsapp Blog