Eine Sieges-Rolle am Himmel, ein gestreckter Erfolgs-Daumen bei der Landung und tosender Beifall von tausenden von Schaulustigen: Das private Raketenflugzeug "SpaceShipOne" hat den ersten von zwei Rekordflügen für den mit 10 Millionen Dollar dotierten "Ansari X-Prize" mit Bravour gemeistert. Dies sagte Astronaut Mike Melvill auf der Pressekonferenz in der kalifornischen Wüstenstadt Mojave. Melvill genoss in einer Höhe von 102,865 Kilometer die Schwerelosigkeit. Das teilte Greg Maryniak vom Richter-Ausschuss des "Ansari X-Prize"-Komitees in der kalifornischen Wüstenstadt Mojave mit.
Melvill flog nach eigenen Angaben höher als 100 Kilometer bis an den Rand des Orbits. Nach dem rund 90 Minuten langen Kurztrip und sicherer Landung auf der Erde um 8.35 Uhr Ortszeit (17.35 MESZ) sagte der 62-Jährige: "Es war ein sehr guter Flug. SpaceShipOne fliegt wie ein Traum". Schon vor einer offiziellen Bestätigung des Rekordfluges flog Melvill mit seinem Raketenflugzeug eine "Sieges-Rolle".
Montag folgt der zweite Flug
Am kommenden Montag will das in der kalifornischen Mojave-Wüste beheimatete "Mojave Aerospace Ventures Team" mit einem zweiten Rekordflug seine Pioniertat in der Weltraumgeschichte perfekt machen.
Anekdote am Rande
Teddybär Terence aus Cumbria in Großbritannien wird erster Stofftier-Astronaut. Das Kuscheltier mit der orangefarbenen Rettungsweste und dem schwarzen Piratenkopftuch istmit "SpaceShipOne" an den Rand des Weltraums geflogen. Nach seiner Rückkehr zur Erde soll Terence versteigert werden. Der Erlös geht an den North Air Ambulance Service.
Außerdem hat Astronaut Mike Melvill nach einem Bericht des US-Fernsehsenders MSNBC bei seinem Rekordflugversuch unter anderem Fotos, Glücksbringer, Werkzeug seiner Mitarbeiter, einen Rechenschieber aus dem Jahr 1961, eine alte Uhr, Baumsamen sowie eine Ausgabe des Buchs "The Spirit of St. Louis" von Flugpionier Charles Lindbergh an Bord. Hintergrund: Die Wettbewerbsregeln schreiben vor, dass außer dem Piloten entweder zwei erwachsene Personen von jeweils mindestens 90 Kilogramm oder umgerechnet deren Gewicht im Raumschiff sein müssen. Statt Sandsäcken entschied sich das Team von "SpaceShipOne" für eine ausgefallenere Zusatzladung.
Um den derzeit renommiertesten Preis in der Raumfahrtindustrie wetteifern derzeit mehr als 20 Teams aus sieben Ländern, darunter auch Exoten wie Rumänien oder Argentinien. Der Preis wird jenen Pionieren verliehen, die bis zum Jahresende innerhalb von zwei Wochen zwei Mal mit dem selben Raumschiff bis in eine Höhe von 100 Kilometer an den Rand des Orbits fliegen. Das ausschließlich privat finanzierte "SpaceShipOne" ist dabei allen Konkurrenten eine Nasenlänge voraus.
"Es ist Zeit für die zivile Raumfahrt
Die Initiatoren wollen mit dem 1996 gestifteten Preisgeld die Tür zum Weltraumtourismus und zur kommerziellen Nutzung des Alls öffnen. "Die Raumfahrt war bislang eine Angelegenheit von Regierungen. Jetzt ist es Zeit für die zivile Raumfahrt", sagte Stiftungspräsident Peter Diamandis.
Seit der US-Astronaut Neil Armstrong 1969 als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte, schießen die Visionen von Weltraumhotels, Weltraumfahrstühlen und Pendelflügen ins All ins Unermessliche. Die frühere US-Fluggesellschaft Pan American World Airways nahm bis 1971 von 93.000 Interessenten schon Buchungen für künftige Mondreisen an, darunter auch dem früheren US-Präsidenten Ronald Reagan.
"Relativ preiswerte" Ausflüge
Auch die beiden "SpaceShipOne"-Pioniere Burt Rutan und Milliardär und Microsoft-Mitbegründer Paul Allen treibt die Vision von "relativ preiswerten" Ausflügen für die Reichen dieser Welt. Allens Investitionen in Höhe von mehr als 20 Millionen Dollar könnten sich rasch auszahlen.
Der britische Milliardär, Abenteurer und Fluglinienmogul Richard Branson kündigte am Montag an, fünf Raumflugzeuge auf der Basis von "SpaceShipOne" zu kaufen. An Bord der Raketenflugzeuge sollen von 2007 an jeweils fünf Touristen einen zwei Stunden langen Trip ins All machen. Die Kosten - Getränke inklusive - sollen bei 170.000 Euro pro Weltraumtourist liegen.
Die verschlafene, rund 3500 Einwohner zählende Wüstenstadt Mojave, könnte - vorausgesetzt der US-Kongress ändert bestehende Gesetze - der erste Weltraumbahnhof für die private Raumfahrt werden.