Es sieht aus wie ein Amazon-Zentrum, ist aber ein Schweinestall. China ist immer für Superlative gut, bei der Mega-Schweinefarm stellt sich ein unbehagliches Gefühl ein. Der Schweineproduzent Muyuan Foods will in der Provinz Henan in 21 Hallen jährlich zwei Millionen Schweine produzieren. Es ist die größte Anlage der Welt und etwa zehnmal so groß wie eine typische Großzuchtanlage.
Diese automatisierten Megafabriken boomen in China. Dafür gibt es viele Gründe. Mit steigendem Wohlstand steigt in China der Fleischverbrauch. Die inländische Produktion soll die Importe verringern. Die Ansiedlung erfolgt meist in strukturschwachen Regionen. Dort sollen im Rahmen des Kampfes gegen Armut Arbeitsplätze entstehen. Die industrialisierten Schweinezuchtanlagen ersetzen kleine, traditionelle Farmen.
Boom im Schweinemarkt
Das ohnehin rasante Tempo des Strukturwandels nahm durch die Schweinegrippe noch einmal Fahrt auf (""Schweinebraten-Mafia" wirft Pest-Erreger über Farmen ab"). Viele kleine Züchter verloren die Existenz, parallel stiegen die Schweinepreise auf das Doppelte. "Wir haben eine sehr günstige Zeit für die Entwicklung getroffen. Die Schweinepreise sind sehr hoch, unsere Gewinne sind wirklich gut, und der Cashflow ist wirklich reichlich", sagte Qin Jun, Muyuans stellvertretender Geschäftsführer, gegenüber Reuters.
Wie groß der Schweinemarkt in China ist, zeigt folgender Vergleich. Im Jahr 2020 hat Muyuan etwa 40 Milliarden Yuan – fünf Milliarden Euro – für neue Schweinefarmen ausgegeben, so Qin. Das ist ungefähr das Doppelte der Investitionen von Tesla im gleichen Zeitraum. Allein die Anlage in Henan hat drei Milliarden Yuan gekostet, das sind fast 400 Millionen Euro.
Abgeschottet von der Außenwelt
Diese Farmen sind abgeschottete Fabriken, so will man Krankheiten von den Beständen fernhalten. Die hohe Konzentration von Schweinen an einem Ort soll den Appetit der Chinesen auf Schweinefleisch stillen und gleichzeitig die Auswirkungen auf die Umwelt geringhalten. Im Inneren der Schweineställe wird die Luft gefiltert, und es werden Wärmebildkameras getestet, um die Körpertemperatur der Schweine zu überprüfen. Roboter schaufeln den Kot weg. Leidtragende sind die Tiere. Sie werden in mehreren Stockwerken gehalten und dürften kaum einmal in ihrem Leben den Himmel sehen.
Diese Investitionen werden auch für den Weltmarkt Folgen haben. Als in China die Schweinegrippe wütete, stiegen die Importe. Für europäische Hersteller war China besonders interessant, weil dort auch Teile des Tieres als Delikatessen gelten, die in Europa kaum zu vermarkten sind. Diese Sonderkonjunktur wird durch den Aufbau der Riesenställe ein Ende finden.