Können Kanonen statt Raketen das beste Mittel sein, um Nutzlasten ins All zu bringen? Green Launch sagt ja und arbeitet an einer Spacekanone. Die Vorteile liegen auf der Hand, man benötigt keine aufwendigen Raketen. Es wird nur die viel leichtere Nutzlast mit einer kleinen Endstufe ins All geschickt. Entsprechend weniger Weltraumschrott fällt an. Die Kapazität so einer Kanone lässt sich mit einem Raketenstart nicht vergleichen. Green Start nimmt an, alle 90 Minuten einen Abschuss vornehmen zu können. In zehn Minuten wäre die Nutzlast dann im All.
So exotisch ist die Idee nicht. Seitdem der Mensch davon träumt, auf den Mond zu kommen, spielt die Kanone eine Rolle. Schon in Jules Vernes Roman "Von der Erde zum Mond" (1865) werden die Weltraumreisenden von einer Haubitze ins All geschossen. Das war damals nur Science-Fiction doch bis in die 1960er Jahre arbeiteten die USA am Konzept so einer Superkanone, um Nutzlasten ins All zu bekommen. Doch mit den damaligen Plänen war es nicht möglich, eine große, bemannte Kapsel bis zum Mond zu bringen. Und so verdrängten die Raketen des Apollo-Programms von Wernher von Braun die Kanonenkonkurrenz von Gerald Bull.
Der gab aber nicht auf und forschte unentwegt weiter an der Superkanone, immer auf der Suche nach Geldgebern. Zuletzt für Saddam Hussein, dort wurde der Bau einer Kanone begonnen – das Projekt Babylon. Doch 1990 wurde Bull vor seinem Appartement in Brüssel ermordet.
Gedrosselte Austrittsgeschwindigkeit
Auch der CEO von Green Lauch, Dr. John W. Hunter, blickt auf eine Karriere in staatlichen Forschungsorganisationen zurück. Am Lawrence Livermore National Laboratory baute er den stärksten "Wasserstoffimpulsstarter" der Welt. Auf dem Konzept basiert auch die Technik von Green Launch. Die Technik ist ganz anders als die der Artillerie beim Militär. Der Starter ist eine sehr lange Röhre, sie benutzt keine Treibladung oder Patrone. In die Röhre wird ein Gemisch von Wasserstoff und Sauerstoff gepresst. Bei der Zündung dehnen sich die Gase sehr viel schneller aus als in einer Militärkanone.
Dadurch erreicht das Projektil eine sehr hohe Austrittsgeschwindigkeit. Die muss bei einer Spacekanone so hoch sein, weil der Impuls, den das Projektil im Lauf erhält, reichen muss, um es ins All zu bringen. Ohne zusätzliches Triebwerk verliert das Projektil nach Verlassen des Laufes nur Energie und Geschwindigkeit. Auf diese Weise wurden bereits die 32,7-fache Schallgeschwindigkeit erreicht, das sind etwa 40.000 Stundenkilometer. Green Launch will die Geschwindigkeit bei 17,5-facher Schallgeschwindigkeit drosseln. Schon bei den Arbeiten von Bull war es das anspruchsvollste Problem, die Belastungen für den Lauf unter Kontrolle zu bekommen.
Trotz eines erfolgreichen Starts ist Green Launch wie auch die vergleichbaren Projekte von einem kommerziellen Einsatz noch weit entfernt. Doch die zunehmende Zahl von Satellitenstarts macht das Konzept der Einmal-Rakete immer problematischer. Menschen wie im Roman von Jules Vernes kann man auf diese Weise nicht ins Weltall bringen, sie würden die extreme Beschleunigung nicht ertragen.
Quelle: Green Launch