Da steht sie nun. Eine Kiste von der Größe eines Sarkophags für einen Hund, anthrazit grau, mit zwei massiven Haltegriffen. Auf den ersten Blick ist die Glacier-Box von Ecoflow eine Kühlbox wie viele andere auch. Dafür gedacht, mobil Lebensmittel und Getränke kalt zu halten. Doch tatsächlich ist die Box eine Revolution, mit ihr verändern sich die Spielregeln. Das sind bombastische Worte, schließlich dreht es sich nur um Kühlboxen, dennoch stimmen sie.
Die Glacier-Box punktet damit, dass sie komplett autonom betrieben werden kann. Das konnte bisher keine Box mit aktiver Kühlung. Möglich wird es durch zwei Innovationen: Die kühle Kiste ist mit einem eigenen Akku ausgerüstet, der den Kompressor antreibt. Dazu kann ein Solarpanel zur Stromversorgung direkt in den Kühlschrank eingesteckt werden, ohne dass weitere Module nötig sind. Und es gibt ein weiteres Killer-Feature: Die Glacier-Box kann Eis zubereiten. In etwa 15 Minuten sind 18 Eiskugeln fertig.
Läuft auch ohne externen Strom
Mobile Kühlboxen für Camper, Segler und Angler gibt es wie Sand am Meer. Doch vergleichbare Boxen benötigen eine externe Stromquelle zum Betrieb, die meisten akzeptieren 230-Volt-Wechselstrom und auch 12-Volt-Gleichstrom. Der Strom kann aus der Dose kommen, aus dem Stromnetz eines Campers oder aus einer Autobatterie – aber ohne externen Strom setzt die Kühlung aus. Wer wirklich autonom sein will, muss bislang zu einer passiven Kühlbox greifen. Das funktioniert in etwa so wie die Kühltasche der Eltern, nur gibt es das auch in Profiqualität – etwa die Yeti-Boxen.
Eine passive Box kühlt gar nichts, sie hält nur kalt. Dafür wird sie mächtig isoliert, dazu kommen neben dem Kühlgut kalte Kühlelemente in die Kiste und dann hält die Box die Kälte. Aber eben nicht beliebig lang. Wenn sie häufiger geöffnet wird und sie zudem noch warme Getränke runterkühlen soll, ist es mit der frischen Kälte schnell vorbei. Eine aktive Box kühlt stärker als ein Küchenkühlschrank, doch benötigt sie dafür Strom. Ecoflow schafft nun als erste Firma das Kunststück, eine vollautonome Kühlkiste vorzustellen.
Hält lange durch
Wir haben die Box ausprobiert. Die wichtigste Frage ist dabei, wie lange der Akku von knapp 300 Wh reicht. Das lässt sich nicht so einfach beantworten. Die Ausdauer hängt sehr stark von der Situation und der jeweiligen Nutzung ab. Zur Einschätzung: Wir haben die Box am Netz aufgeladen und bereits gekühlt und dann vom Netz getrennt. Eine normale Kühlschranktemperatur von etwa 5 Grad konnte sie in einem tüchtig geheizten Raum 48 Stunden halten. Diese Zeit ließe sich durch Tricks weiter verlängern. Etwa wenn wir den Kühlraum mit kalten Getränken gefüllt hätten, oder wenn wir die Box am Netz stärker gekühlt hätten, als am Akku und so eine "Frostreserve" geschaffen hätten.
Andere Faktoren hätten die Akkulaufzeit deutlich verkürzt. Etwa dann, wenn man die Box in den prallen Sonnenschein gestellt hätte, der Kühlraum häufig geöffnet worden wäre oder wenn man als Partynachschub lauwarme Getränke herunterkühlen wollte. Und den Eisautomaten sollte man besser nicht benutzen, wenn die Akkulaufzeit lang sein soll. Nichtsdestotrotz dürfte man einen Partynachmittag plus Partynacht am Strand locker überbrücken können. Und schon mit einem kleinen Solarpanel von 100 Watt Leistung dürfte die Box im Sommer "ewig" laufen können inklusive der Eismaschine.
In die Box hinein geht der Strom mit einem XT60-Anschluss. Von Ecoflow kann man einen Adapter auf das gängige MC4-Format bekommen (etwa 30 Euro), er gehört nicht zum Lieferumfang der Box. Den gängigen Adapter kann man auch selbst löten oder von einem Drittanbieter kaufen. Der Kühlkiste liegt neben einem Netzgerät ein Adapter KFZ-Anschluss auf XT60 bei. So kann während der Fahrt über den Zigarettenanzünder gekühlt werden. Über den Kfz-Stecker kann die Glacier mit jeder Powerbox von Ecoflow oder einem anderen Anbieter betrieben werden. Das kann man mit einer Box ohne eigenen Akku allerdings auch machen.
Verliebt in die Eiswürfel
Das Autonome an der Glacier überzeugt. Nun zum Rest der Kühlbox. Die Glacier fasst 35 Liter, das Kühlfach ist in zwei Segmente aufgeteilt, für die unterschiedliche Temperaturen gewählt werden können. Das System arbeitet mit einem Kompressor, ist daher nicht lautlos, kühlt aber bis minus 18 Grad. Dazu gibt es eine kleine Eismaschine. Hier wird Wasser in ein Fach gefüllt – bitte nicht zu wenig Wasser nehmen, dann verweigert die Maschine den Dienst. Um die 18 Kühlzapfen aus Stahl bilden sich dann in etwa 15 Minuten 18 Eisbälle. Jetzt werden die Zapfen noch kurz angeheizt, dann kann man die Eisbälle mit einem Sieb entnehmen. Das sind die eigentlichen Funktionen, die bei einer Kühlbox eben begrenzt sind. Wie üblich bei Ecoflow lässt sich die Box komplett über eine App steuern.

Wie stets bei Kühlboxen erschreckt das Verhältnis von Außendimension und nutzbarem Inhalt. Die Maße sind 38,5 x 45 x 78 cm mit Griffen und Füßen, ohne Griffe beträgt die Länge 66 cm, die Höhe ohne Füße 41 cm (alle Werte abgemessen, im Netz wird teilweise die Länge der Verpackung angegeben). Das sind über 130 Liter Volumen gegenüber 38 Liter Nutzinhalt. Die Box kann mit einem Fahrwerk mit Rollen und einem stabilen Zugriff versehen werden, dann lässt sie sich auf festem Boden locker ziehen. Über einen Strand wird man sie zu zweit tragen müssen, wenn das Fach gefüllt ist und die Getränke zu den 23 Kilogramm der Box noch hinzukommen. Sollte die Box raumsparend in einem Boot, einer Hütte oder einem Camper installiert werden, kann man auf das Fahrgestell verzichten, auch die beiden Griffe an den Fronten lassen sich demontieren. Der Zugriff in die Box erfolgt von oben. Beide Fächer klappen nach oben weg. Einziger Kritikpunkt an der Verarbeitung: Der Deckel für das Eisfach könnte energischer einrasten. Die Glacier kann man nicht so recht vertikal im Stehen betreiben, dass Wasser würde dann aus dem Becken der Eismaschine fließen.
Bedarf muss sein
Kühl-Revolution hin oder her – für wen kommt so ein Gerät in Frage? Schon angesichts des Preises kann man sich so eine Kühlbox nicht aus Jux zulegen. Die Box kostet 1199 Euro, der Akku weitere 299 Euro. Alle Kühlboxen der 35-Liter-Klasse sind in etwa gleich groß – also richtig groß. Sie kann man nur mit einem Kfz transportieren. Es sind keine Kühltaschen, die die Kinder mal ins Freibad mitnehmen können.
Die Glacier sollte häufiger zum Einsatz kommen. Also beim Zelten, beim Campen oder wenn man seine Wochenenden gern am Grillplatz verbringt, Beachparties organisiert oder man, sei es nun in Wacken oder am Nürburgring, auf Festivals standesgemäß kühle Getränke servieren will. Dergleichen für Firmen oder Vereine, die mobile Kühlung brauchen. Für spezielle Fälle mag auch die Fähigkeit zum Einfrieren interessant sein. Besonders praktisch ist es, wenn mehrere Anwendungen zusammenkommen, die man nur mit einer mobilen Box bedienen kann – Strandparty und Angelhobby etwa. Für Gelegenheitsuser tut es auch eine Tasche mit Kühlelementen oder eine einfache Kühltasche mit Akku und ohne weiteres Chichi. Wenn man in den Ausbau von Camper, Boot oder Tinyhouse 25.000 Euro steckt, fallen die Ausgaben für die High-End-Kühlbox auch nicht weiter auf.
Gegenüber einer herkömmlichen Kühlbox würden wir eine autonome mit Akku und Solardirekteinspeisung in jedem Fall vorziehen. Um den Mehrpreis einzuschätzen: Eine Dometic CFX3 35 mit ähnlichem Volumen und ohne Eismacher, Akku und Solar kostet eben auch schon 800 Euro. Ihre Maße sind auch nicht merklich bescheidener (69,4 x 40,7 x 39,8 Zentimeter). Ecoflow ist mit der Glacier als erste Firma mit so einem Gerät am Start, aber schon ziehen Konkurrenten nach.
*Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links zu Produkten in Online-Shops. Klickt ein Nutzer darauf und kauft etwas, erhält der Verlag eine Provision vom Händler, nicht vom Hersteller. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.