Groß, größer, am größten – das Wettrennen bei den Windturbinen geht weiter. Bislang war die Haliade-X von GE die größte Windturbine der Welt, nun hat das chinesische Unternehmen MingYang Smart Energy eine noch stärkere Windturbine zumindest angekündigt. Die MySE 16.0-242 ist für den Offshore-Einsatz gedacht, im nächsten Jahr wird der erste Prototyp gebaut. Die MySE 16.0-242 ist nur ein Element einer Familie von Turbinen in verschiedener Größe.
Diese Windmühlen können sowohl auf dem Meeresboden wie auch auf einer schwimmenden Plattform errichtet werden. Die drei Schaufeln sind jeweils 118 Meter lang, das führt zu einer Höhe von 242 Metern. Die Kapazität beträgt 16 Megawatt. 25 Jahre lang wird die Turbine 20.000 Haushalte mit Strom versorgen. Jede Einheit soll im Jahr 80 Gigawattstunden Strom erzeugen.
Ein Blick in das Portfolio von MingYang Smart Energy zeigt auch, warum die Turbinen immer mächtiger werden. Der Rotationsdurchmesser der gigantischen MySE 16.0-242 ist nur 19 Prozent größer als die der nächst kleineren MySE 11.0-203, die jährliche Stromerzeugung steigt aber um 45 Prozent. Offenbar gelang der chinesischen Firma auch eine Effizienzsteigerung. Genau genommen ist die MySE 16.0-242 zwar die stärkste, aber nicht die höchste Windturbine der Welt. Die GE Haliade-X ist mit 260 Meter fast 20 Meter höher, ihre Kapazität beträgt aber "nur" 13 Megawatt im Vergleich zu den 16 der MySE 16.0-242.
Taifunsicher gebaut
MingYang Smart Energy wirbt damit, dass ihre Produkte auf schlechtes Wetter und schwere See vorbereitet sind. Sie seien taifunsicher heißt es. Die Firma gibt an, dass sie ein für die Kapazität sehr geringes Gewicht der Gondel erreicht hat. Sie sei mit weniger als 37 Tonnen pro MW konkurrenzlos leicht. Im Vergleich zu einer schwereren Gondel ermögliche die geringe Kopfmasse eine effizientere Nutzung der Turm- und Fundamentkonstruktion. Im Unterschied gegenüber früheren Modellen wurden die gesamte Leistungselektronik und der Mittelspannungstransformator turmaufwärts in die Gondel verlegt, was die Verkabelung vereinfacht und den Wartungskomfort des Systems erhöht.
Außerdem soll ein luftdichtes Design die Gondel vor aggressiver Salzsprühkorrosion schützen und gleichzeitig eine interne natürliche Luftkühlung ermöglichen. Im Laufe ihres 25-jährigen Lebens soll die Turbine mehr als 1,6 Millionen Tonnen CO2-Emissionen einsparen.
Hohe Kosten der Offshore-Anlagen
Offshore-Anlagen stehen vor einem großen Kostenproblem. Auf dem Meer ist vor allem für schwimmende Turbinen sehr viel Platz, dort muss man auf keine Anwohner Rücksicht nehmen. Doch die Kosten explodieren bei Anlagen auf dem Meer. Die US Energy Information Administration hat die Energieerzeugungskosten für 2026 berechnet – ohne direkte Subventionen. Und ohne Kosten einer Zwischenspeicherung. Demnach kostet landgestützte Windenergie 31 US-Dollar pro Megawattstunde. Auf dem Wasser werden daraus stolze 120,52 US-Dollar. Das ist fast doppelt so teuer wie Strom aus dem Kohlekraftwerk. Solarenergie kostet sogar nur 32,78 US-Dollar, also nur etwa ein Viertel.
Die Riesenturbinen sollen helfen, die Kosten der Offshore-Windkraft bis 2050 um 37 bis 49 Prozent sinken zu lassen. Aber eines werden sie kaum aus der Welt schaffen können: Auf Land werden die Mammutturbinen weit billiger arbeiten können. Ein Vorteil für Länder, die Windparks in wenig besiedelten Regionen errichten können.
Quelle: MingYang Smart Energy