Übung mit Anti-Panzer-Rakete Javelin FGM-148: Ukrainische Truppen setzen erstmals den Panzer-Killer aus den USA ein

Teffer am Übungsziel
Teffer am Übungsziel
© Facebook/Joint Forces Operation
Die Javelin gilt als eine der modernsten Panzerabwehrraketen der Welt. Ukrainische Soldaten feuerten sie nun erstmals bei einer Übung ab und zeigten das Video.

Ukrainische Truppen haben ein Video veröffentlicht, wie sie eine Panzerabwehrrakete aus US-Produktion abfeuern. Der Export moderner Waffensysteme wie dieser Javelin-Rakete in die Ukraine ist dem Kreml ein Dorn im Auge. Das Video zeigt, wie die Streitkräfte für den Konflikt mit den Separatisten in der Ostukraine üben. Das Ziel befand sich etwa eineinhalb Kilometer entfernt. Das Übungsziel ist ein alter Panzer, der mit einem zusätzlichen Käfigschutz versehen wurde. Erwartungsgemäß erzielte die Rakete einen Treffer und hätte im Ernstfall den Panzer zerstört. Für das Übungsziel, das nicht einmal mit einer Reaktivpanzerung ausgestattet war, hätte es aber nicht so einer modernen Waffe wie der Javelin bedurft.

Im Krieg mit den von Russland unterstützten Separatisten hatten die Truppen Kiews zunächst Erfolge verbucht, dann aber eine Reihe schwerer Niederlagen erlitten (Lesne Sie hierzu: Analyse zur Ostukraine – hat der Westen den modernen Krieg komplett falsch verstanden?) In Kiew war man schon damals der Meinung, dass der Mangel an wirksamen Panzerabwehrwaffen ein großes Problem sei. In dem Konflikt setzten beide Seiten vor allem Waffen aus dem kalten Krieg ein. Panzerabwehrraketen wie die Kornet funktionierten wegen ihres Alters aber nicht mehr zuverlässig.

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Rakete neuen Typs

Seit etwa 2018 wurde die Javelin in die Ukraine geliefert, nun soll sie zum ersten Mal abgefeuert worden sein. Die Javelin ist eine Abwehrrakete neueren Typs. Ältere Modelle wie die russische Kornet AT-14 oder die amerikanische TOW werden von einem schweren Launcher mit einem Dreibein aus gestartet. Zwei Soldaten können das System mit Mühe ins Gefecht tragen. Dort müssen sie die Abschussvorrichtung aufbauen und das Ziel während des Anfluges der Raketen anvisieren. Die Javelin ist wesentlich kleiner und leichter. Sie sieht aus, wie der Abschnitt eines Ofenrohres. Ihr Operateur bleibt trotz des Waffengewichts von über 20 Kilogramm beweglich. Er muss nur während des Abschusses anvisieren, danach findet die "Fire and Forget"-Waffe selbst ihr Ziel. Der Schütze geht sofort wieder in Deckung. Ein unschätzbarer Vorteil im Krieg in der Ukraine, der im relativ dicht bebauten Gebiet stattfindet.

Die Javelin, FGM-148, ist also nicht größer als ein "Panzerschreck" des Zweiten Weltkrieges, verfügt aber eine Einsatzreichweite von 2000 Metern. Allerdings soll die Waffe auch empfindlich sein, und muss mit Bedacht für den Einsatz scharf gemacht werden. Der Hauptvorteil der Javelin liegt darin, dass sie nicht direkt auf ihr Ziel zu fliegt. Die Waffe sucht eine steilere Flugbahn. Nach dem Start steigt sie 150 Meter in die Höhe und stürzt sich von oben auf den Panzer. Dort ist die Panzerung auch von schwer gepanzerten Main-Battle-Tanks nicht besonders dick. Ein Treffer der Rakete sollte immer durchschlagen. Auf der Oberseite des Tanks fehlen fast immer Elemente einer Reaktiv-Panzerung, die den angreifenden Raketensprengkopf wegsprengen sollen. Überdies sollen selbst die modernsten russischen aktiven Abwehrsysteme wie das Afganit-System des T-14 Armata, Schwierigkeiten haben, einen Gefechtskopf abzuschießen, der sich von oben nähert. Die FGM-148 ist mit einem Tandem-Gefechtskopf ausgerüstet, der auch Reaktivpanzerungen durchschlägt.

Einschlag von oben

Dazu hat die FGM-148 weitere Vorteile gegenüber vergleichbaren Systemen. So wird die Rakete nicht vom Hauptantrieb aus dem Start-Tubus abgefeuert. Sie wird mit einem sanften Start ausgeworfen und zündet erst in einiger Entfernung. Dadurch lässt sich die Position des Schützen schwerer ausmachen und vor allem kann die Waffe in engen Räumen und Deckungen benutzt werden, ohne dass die eigenen Soldaten vom Feuerstrahl der Rakete verletzt werden. Die FGM-148 Javelin ist also eine kleine Waffe mit großer Wirkung. Einziges Problem ist der Preis. Sie ist teurer als viele Ziele, gegen die sie abgefeuert wird.

Keine Wunderwaffe

Kann sie die Rolle eines Gamechangers im Konflikt in der Ostukraine einnehmen? Sicherlich nicht, letztlich kann Moskau die Versuche Kiews eine Ausrüstungsvorteil durch Drohnen oder Panzerabwehrraketen zu erlangen, leicht unterlaufen. Dafür muss der Kreml den Separatisten nur entsprechende Waffen aus eigener Produktion zur Verfügung stellen. Auch Kiews Soldaten setzen Panzer und schweres Gerät ein, das mit entsprechenden Systemen bekämpft werden können.

Derzeit verlegt Moskau große Truppenteile in die Nähe der Ukraine. Direkt an der Grenze kann man angesichts von Entfernungen bis zu 300 Kilometern kaum sagen, aber die Truppen sind nahe genug, um innerhalb weniger Tage in direkte Angriffspositionen v erlegt zu werden. Angesichts dieses Aufmarsches ist das Video der Panzerabwehrrakete eher eine hilflose Geste.

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