LED-Lampen Neues Licht für die Straßen

Die elektrische Straßenbeleuchtung in Deutschlands Städten und Gemeinden muss sich neuen Herausforderungen stellen: Stromverbrauch und Ökobilanz sind nicht mehr zeitgemäß. Deutsche Firmen entwickeln Straßenlampen auf der Basis von Leuchtdioden. Auch die neue Technik hat Vor- und Nachteile.

Sie ist ebenso selbstverständlich wie unspektakulär: Elektrische Straßenbeleuchtung ist aus deutschen Städten und Dörfern seit mehr als 100 Jahren nicht mehr wegzudenken. In Zeiten hoher Energiepreise und neuer Umweltanforderungen wächst jedoch der Druck auf die Kommunen, sich nach Alternativen zu den jetzt genutzten Quecksilberdampf-, Natriumdampf- und Metallhalogenidlampen umzusehen. Vier Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht allein die öffentliche Beleuchtung pro Jahr, was dem gesamten Energieverbrauch von Berlin, Brandenburg und Mecklenburg- Vorpommern entspricht. Mehr als zwei Millionen Tonnen des klimaschädigenden Kohlendioxids gehen so in die Atmosphäre.

Ein neues Konzept haben Tüftler aus Sachsen-Anhalt und Brandenburg zur Serienreife entwickelt: Ihre Straßenlampe "AuLED" besteht aus Leuchtdioden (LED) und soll deutlich weniger Strom verbrauchen. "LED wird den Markt in fünf Jahren dominieren", ist sich Ulrich Fischer-Hirchert sicher, Professor für Telekommunikation an der Hochschule Harz in Wernigerode und Chef der ausgegründeten HarzOptics GmbH. Zwei Jahre brauchten seine Mitarbeiter sowie Experten der Autev AG in Brandenburg/Havel für die Entwicklung der neuen Straßenbeleuchtung: Ein flexibles Aluminiumgehäuse ist mit 72 Leuchtdioden bestückt.

Lange Haltbarkeit, niedriger Stromverbrauch

"Im Vergleich zu Natriumdampfleuchten liegt der Stromverbrauch mindestens 40 Prozent niedriger", verspricht HarzOptics- Entwicklungsfachmann Christian Reinboth. Eine stufenlose, über die Stromleitung steuerbare Dimmung biete sogar Energieeinsparungen von 60 Prozent. Zudem sei die Lebensdauer mit 50.000 Stunden - etwa zwölfeinhalb Jahren - dreimal so lang wie bei heutigen Lampen. "Die ökonomischen Vorteile liegen auf der Hand, es gibt noch weitere", sagt Reinboth. So werde die so genannte Lichtverschmutzung, die Studien zufolge für Mensch und Tier nachteilig sei, vermieden. Durch ihre flexible Konstruktion wird nur das ausgeleuchtet, was auch ausgeleuchtet werden soll.

Autev, bisher in der Industrie-, Gebäude- und Kommunikationstechnik aktiv, baute in Brandenburg/Havel für zwei Millionen Euro eine Produktionslinie für die Leuchten. Feldversuche in Zusammenarbeit etwa mit der Justizvollzugsanstalt in der Stadt verliefen erfolgreich, sagt der zuständige Geschäftsführer Tim David. "Weitere Projekte sind in Planung, etwa in Wernigerode." Zudem gebe es Gespräche mit Kommunen im europäischen Ausland.

Für den Unternehmensverbund mit mehr als 100 Beschäftigten wären die Leuchten ein riesiger Markt. Doch mit 600 bis 700 Euro sind sie doppelt so teuer wie herkömmliche. Eine mittlere Stadt wie Brandenburg hat allein 8000 Straßenlampen.

Einsetzbar wäre das System auch zur Beleuchtung von Tunneln, Grünanlagen oder um Kirchen ins rechte Licht zu rücken. Die Vermarktung indes ist schwierig: "Die Kommunen scheuen die hohen Anfangsinvestitionen, obwohl diese sich nach drei bis fünf Jahren durch geringere Folgekosten amortisiert haben", schildert David.

Versprechungen nicht gehalten

"LED hat bisher nicht das gehalten, was die Hersteller versprochen haben", nennt Christoph Mordziol vom Umweltbundesamt einen weiteren Grund. Der Experte meint damit LED-Leuchten für Haushalte, die von großen Konzernen als Alternative zur Glühbirne gepriesen wurden. Im Alltag erfüllten sie häufig nicht die Erwartungen zu Leuchtkraft, Energieverbrauch oder Optik. Gleichwohl könne die Technologie für die Straßenbeleuchtung eine Alternative sein, zumal für Dampflampen zunehmend Beschränkungen durch die EU gelten.

Laut einer Studie der Bundesregierung ist ein Drittel der Straßenbeleuchtung in Deutschland 20 Jahre oder älter. Jährlich werden bisher nur drei Prozent erneuert. Angesichts solcher Daten sehen sich die Partner in Wernigerode und Brandenburg/Havel mit der LED-Technologie auf dem richtigen Weg. Und sie sind nicht die einzigen: An der TU Darmstadt oder in Düsseldorf laufen ebenfalls Projekte. "Wir sehen das als etwas, was LED weiterbringt", sagt Reinboth. "Das spornt uns weiter an."

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