Als Boyan Slat als Teenager in Griechenland tauchte, war er schockiert, wie viel Plastik-Müll im Ozean treibt und er beschloss, etwas dagegen zu unternehmen. Nun ist der Niederländer 23 und steht vor der Erfüllung seiner Wünsche: Am 8. September wird ein fast 700 Meter langes Rohrsystem in San Francisco zu Wasser gelassen und seine Arbeit aufnehmen. Slats Ocean Cleanup Project nimmt dann eine Art gigantischen Plastikmüll-Staubsauger in Betrieb.
Für die Anlage hat Boyan Slat Millionen an Spenden- und Steuergeldern eingesammelt. In den Weltmeeren gibt es Zonen, in denen sich der Plastikmüll sammelt, an manchen Orten ballt sich der Dreck in gigantischen Strudel. Jedem leuchtet Slats Grundidee daher ein: Warum fischt man das Zeug nicht einfach aus den Meeren?
Müll statt Fische fangen
Die Röhren der Anlage beschreiben eine flache U-Form. Dazwischen liegt ein Gebiet so groß wie fünf Fußballfelder, unter den Rohren ist ein Netz gespannt. Es wirkt wie ein Treibnetz für Fische, nur dass es Müll einfangen soll. Die Anlage bewegt sich langsamer als das umgebende Wasser, so soll der Müll in der Mitte des Feldes gesammelt werden. Zunächst wird die schwimmende Anlage von Technikern auf einem Boot in der Nähe überwacht, grundsätzlich soll sie aber weitgehend autark arbeiten können. Wenn das Müll-Netz gefüllt ist, soll ein Schiff den Kunststoff einsammeln.
Noch ist das System allerdings nicht erprobt. Es muss sich erst zeigen, ob die Anlage auch die erwünschten Mengen an Müll einfängt und ob nicht auch Fische in dem Netz gefangen werden. Außerdem kann sich der Ozean in einen sehr rauen Ort verwandeln, dann wird sich zeigen, ob die Rohrkonstruktion der Gewalt des Meeres gewachsen ist.
Löst nicht alle Probleme
Wie nicht anders zu erwarten, gibt es auch Kritiker des Projekts. "Ich begrüße alle Bemühungen, Kunststoffe zu entfernen - offensichtlich ist es gut, wenn ein Stück Schutt aus dem Ozean entfernt wird", sagte Rolf Halden, Professor für Umwelt-Gesundheitstechnik an der Arizona State University "USA Today". Aber nur mit dem Einsammeln des Mülls werde man das Problem nicht lösen können. "Wenn sie die Türen während eines Sandsturms öffnen, während sie Staub saugen, werden sie nicht viel Erfolg haben", sagte Halden. Der Fokus dürfe nicht auf der Säuberung liegen, man müsse sich darauf konzentrieren, dass kein Kunststoff in die Meere eingebracht werde.
Tatsache bleibt aber, dass der Müll nun einmal da ist. Und weltweit gültige Regelungen, die den weiteren Eintrag von Müll in die Meere verhindern, sind nicht in Sicht. "Die Plastikbelastung wird nicht von selbst verschwinden", sagte der Sprecher der Organisation, Rick van Holst Pellekaan.
Ihr Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 ganze 60 Anlagen in Betrieb zu nehmen. Sie sollen im sogenannten "Müllgürtel" zwischen Kalifornien und Hawaii eingesetzt werden. Die Organisation glaubt, dass dann dort in fünf Jahren 50 Prozent des Mülls abgefischt sein könnten.