Ugreen gehört noch nicht zu den "großen Marken" im Bereich Powerboxen. Doch die Ugreen 1200 kann sich durchaus sehen lassen. Mit einer Speicherkapazität von 1024 Wh gehört sie in das mittlere Segment der Powerboxen. Nicht so groß und schwer wie Boxen mit 2000, 3000 oder gar 4000 Wattstunden. Aber groß genug, dass man mit diesem Speicher auch Geräte mit 230 Volt betreiben kann. Also weitaus mächtiger als die kleinen Boxen, mit denen man die Ausdauer von Smartphone und Laptop verlängern kann.
Viel Strom für unterwegs
Falls man noch nie etwas von Powerboxen oder Solargeneratoren gehört hat, eine kleine Einordnung. Eine Powerbox ist so etwas wie eine Powerbank für das Handy – nur in größer, bis sehr viel größer. In einem kompakten Gehäuse ist ein Akkuspeicher verbaut, dazu gibt es jede Menge Ein- und Ausgänge unter anderem für 230-Volt-Wechselspannung. Man kann seinen Strom so überall hinnehmen.
Im Fokus der Werbung stehen Outdoor-Aktivitäten und Vanlife, weil es schick aussieht. Aber solche Boxen sind auch für Handwerker und Drohnenpiloten interessant. Oder für Kleingärtner, die sich die monatliche Grundgebühr sparen wollen. Sie helfen bei einer autonomen Solar-Ernte und schützen für den Fall, dass das öffentliche Stromnetz Probleme macht.
Derartige Boxen gibt es erst seit ein paar Jahren, zuvor musste man einen Benzingenerator mitnehmen, wenn man ohne Netz Strom benötigte, entsprechend boomt heute der Markt. Und von dem will nun auch Ugreen eine Scheibe abhaben. Groß ist die Firma mit Elektronikzubehör wie USB-Kabeln und Ladegeräten geworden. Beim Start ins Akkugeschäft hilft BYD, der chinesische Auto- und Akkugigant.
Zellentechnik von BYD
In ihrer Klasse punktet die Ugreen mit mehreren Besonderheiten. Normalerweise speist sie bis zu 1200 Watt, im Turbo Modus jedoch auch mal 2500 Watt. 2500 Watt deckt fast alle Geräte mit Stecker ab. Natürlich laufen sie nur kurze Zeit, bis der Akku leergesaugt ist – doch für Werkzeuge macht der Leistungsboost durchaus Sinn. Mit 2500 Watt Spitze geht die Ugreen über das Level anderer Firmen hinaus. "Turbo" meint aber auch, für den Notfall. Wer in der Regel über 1200 Watt hinausgeht, sollte eine größere Box wählen.
Dazu sind LiFePO4-Zellen verbaut, die halten deutlich länger als Lithium-Ionen-Zellen halten. Hier werden 3000 volle Zyklen versprochen, bevor die Kapazität auf 80 Prozent sinkt. Im Hobby- oder Campingbereich kann man das mit "ewig" übersetzen. Und selbst Handwerker, die die Box jeden Werktag komplett leersaugen, kämen auf etwa 12 Jahre. Tatsächlich sollen die Zellen standfester sein als angegeben, also mehr als 3000 Zyklen schaffen.
Mit 12 Kilogramm ist die Box nicht sonderlich schwer. Mit der hohen Turbo-Abgabe (2500 Watt) und einer Aufladung am Netz von 80 Prozent in einer Stunde vermeidet die Ugreen die klassischen Probleme der LiFePO4-Zellen. Was bleibt, ist, dass diese Zellen nicht nur standfest sind, sondern auch der gefürchtete Lithiumbrand nicht möglich ist.
Die Verarbeitung ist auf hohem Niveau – wie bei den Mitbewerbern auch. Uns ist noch keine Klapperkiste untergekommen. Diese Box ist in einem dunklen Grau gehalten, das Material ist fest, aber dennoch angenehm griffig. Der große Henkelbügel liegt angenehm in der Hand. Ugreen gibt an, dass die Box fallsicher konstruiert wurde. Das haben wir nun nicht mit Falltests ausprobiert. Mit der dazugehörigen App lässt sich nach einem Malheur ein Selbsttest durchführen.
Mit festem Bügel und Scheinwerfer
Die Abschlüsse sind sehr intuitiv und übersichtlich angebracht. Die beiden 230-Volt-Anschlüsse befinden sich an einer Seite, die Eingänge und die Turbo-Taste an der anderen. An der Front sind das Bedienpanel, die USB-Anschlüsse und der 12-Volt-Kfz-Anschluss. Die beiden USB-C-Ausgänge liefern je 100 Watt. Der Griff ist fest und lässt sich nicht wegklappen. Das fühlt sich angenehmer an, erhöht jedoch das Packmaß. Außerdem gibt es einen Scheinwerfer in der Front – so wie man das von den Jackery-Boxen kennt. Die App hat einige nette Features zu bieten. Unter anderem einen Notfallmodus, dann schaltet sich die Box bei einer Restkapazität von sieben Prozent ab. Damit kann man sich beim Camping immer noch eine eiserne Reserve für Laptop oder Smartphone bewahren.
Im praktischen Betrieb gefällt das vergleichsweise geringe Gewicht der Ugreen 1200. Die größeren Powerboxen sind merklich schwerer und entsprechend unhandlich. An Werkzeug konnten wir alles Mögliche anwerfen, von Bohrmaschine bis zur großen Flex. Auch der "große" Wasserkocher in der Küche und die Espressomaschine liefen anstandslos. Neben dem Laden über 230 Volt oder Kfz-Stecker kann die Ugreen natürlich solar aufgeladen werden. Hinein geht es mit einem X60-Stecker. Er verbindet die Solartaschen der Firma mit der Station. Sie liefern bis zu 200 Watt. Uns sind im regendicken Frühjahr nur geringere Werte geglückt, aber das lag am Wetter und nicht an den Panel.
Zwei Taschen mit zusammen 400 Watt lassen sich mit einer X60-Weiche an die Box anschließen. Dann sollte die Box in etwa vier Stunden voll sein. Hier versteht man auch das Konzept der Ugreen 1200. Gemessen an 2500 Watt maximaler Abgabe sind die 1024 Wh Speicher knapp bemessen, doch zusammen mit dem Panel füllt man den Speicher eben schnell wieder auf. Die Solartasche besteht aus vier Segmenten, die zusammengeklappt werden. Dadurch entsteht das kleine und handliche Packmaß von 57,5 x 54 x 5 cm. Nettes Detail ist eine eingebaute Positionierungshilfe, um die Panel optimal in die Sonne zu stellen. Die Box funktioniert auch mit Panels oder Taschen anderer Hersteller.
Vergleichsmodell
Die Ugreen 1200 entspricht in etwa der Delta 2 von Ecoflow. Auch wenn sich das Design und einzelne Leistungsdaten unterscheiden, muss sich die Ugreen hier nicht verstecken, kann das Konkurrenzgerät aber auch nicht deklassieren. Eine Besonderheit beider Geräte ist die sogenannte unterbrechungsfreie Stromversorgung. Das bieten nur wenige Boxen.
Hier wird die Box zwischen Endverbraucher und Netz gesteckt. Kommt korrekter Strom aus dem Netz, macht die Box nichts, gibt es Netzprobleme, übernimmt die Ugreen in nur 20 Millisekunden. Dieses Feature ist vor allem in Gegenden mit Netzproblemen wichtig. So kann man Rechner, technische Geräte aber auch medizinische Apparaturen oder seine Aquariumtechnik vor den Folgen eines Schluckaufs im Stromnetz schützen.
Lange Garantie
Die Hauptunterschiede zwischen der Delta 2 und der Ugreen 1200 dürften für viele User im Aussehen und in der Handhabung liegen – also im Bereich des persönlichen Geschmacks. Der Delta 2 wird ein lautes Lüftergeräusch vorgeworfen, selbst wenn nur geringe Strommengen entnommen oder eingespeist werden. Das konnten wir bei der Ugreen 1200 nicht feststellen, sie blieb mucksmäuschenstill. Bei größeren Mengen springt natürlich der Lüfter an, der durchaus hörbar ist. Doch in den Fällen, in denen wir über 1000 Watt gezapft haben, war der Verbraucher immer lauter als die Box.
Für einen Newcomer ist das ein respektables Ergebnis. Ecoflow ist immerhin der Platzhirsch der Branche. Im Listenpreis liegen die Geräte auf dem gleichen Niveau. Im Markt werden die tatsächlichen Preise von den Sonderaktionen bestimmt. Je nachdem, wann man sucht, kann man merkliche Nachlässe finden. Als wir schauten, war die Ugreen 1200 Box gerade 200 Euro billiger. Auch bei der Garantie liegt Ugreen auf dem Niveau der besten in der Branche, sie beträgt fünf Jahre.
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