Powerboxen boomen seit einigen Jahren. Im Grund ist eine Powerbox ein Akku wie eine Powerbank nur in XL bis XXXL. In aller Regel liefert sie 12 Volt Gleichstrom, USB-Ausgänge zum Laden und vor allem 230 Volt. Die Kapazitäten reichen von einer kleinen Partybox der 500-Watt-Klasse bis zu 50 Kilogramm-Brocken, die sich an 4000 Watt heranarbeiten.
Boom durch Angst vor dem Black-Out
Beliebt sind sie aus verschiedenen Gründen. Bei Handwerkern lösen sich die kleinen mit Benzin angetriebenen Stromgeneratoren ab, in Hütten und Fincas sorgen sie zusammen mit Solarpanels für Strom ohne Netz und Grundgebühr. Dazu kommt der Vanlife-Boom. Gerade in kleineren Campern kann man sich die Installation einer aufwendigen Anlage sparen, indem man einfach eine Box mit ein paar Kabeln verbindet. Und im Jahr 2022 kommt nun auch noch die Angst vor einem Black-Out dazu, dessen Auswirkungen man mittels einer Box zumindest dämpfen kann.
So groß die Nachfrage, so umkämpft ist der wachsende und lukrative Markt. EcoFlow hat ein umfangreiches Portfolio an Boxen und komplexen Lösungen für kleinere Häuser und große Wohnmobile ohne Netzanschluss. Das Angebot wird nun mit der Delta 2 erweitert beziehungsweise modernisiert. Im Vergleich zu dem Vorgänger und manchen Konkurrenzprodukten sieht auch der Laie den erstaunlichen Fortschritt von einer Generation zur nächsten.
Neue Zellen, neues Konzept
Die wichtigste Neuerung betrifft die Akkuzellen des Speichers. Die Kapazität der Delta 2 liegt zunächst bei etwa 1000 Wattstunden. Diese werden aber nun in LiFePO4-Zellen gespeichert. Wurde die Haltbarkeit beim Vorgänger noch mit etwa 600 Zyklen angegeben, liegt sie nun bei 3000. Das heißt die Akkus können 3000 Mal komplett be- und entladen werden und haben am Ende immer noch über 80 Prozent der Anfangskapazität. Das entspricht einem Volllastbetrieb von acht bis neun Jahren, die meisten Käufer werden 20 Jahre brauchen, um 3000 Zyklen abzuarbeiten. Bisher hat sich zudem generell gezeigt, dass Akkus meist langlebiger sind, als bei der Herstellung angenommen.
Das allein ist schon ein gewaltiger Sprung. Hinzu kommt eine zentrale Änderung im Design. Die vorhergehenden, kleinen Boxen waren als Einzellösung konzipiert und folgten meist dem Konzept, dass die Zahl der gespeicherten Wattstunden auch in etwa der Leistungsabgabe in Watt entsprach. Bei einer Box mit 500 Wh konnte also nur schwache Verbraucher mit etwa 500 Watt Leistung eingesteckt, in der 1000er und 2000er Klasse entsprechend. Die Delta 2 hingegen wurde darauf konzipiert, einen weiteren Akku zu unterstützen – so kann die Speicherkapazität verdoppelt oder gar verdreifacht werden. Gleichzeitig wurde die Stromabgabe bei 230 Volt mit 1800 Watt in etwa auf das Level der 2000er-Klasse angehoben. Mit 1800 Watt Abgabe – kurzfristige Spitzenlast liegt bei 2700 Watt - können fast alle Geräte mit Stecker problemlos betrieben werden, denn Geräte die 2500 oder gar 3500 Watt saugen sind recht selten. Um als mobiler Stromspender für den Handwerkereinsatz zu dienen, sind 1000 Watt einfach zu wenig.
Upgrade möglich
Wozu ist das gut? Der Kunde kann so mit einem günstigen Gerät einsteigen und später, wenn er es denn benötigt, Speicher nachordern. Und gerade im mobilen Einsatz kann es von Vorteil sein, das System auf zwei Boxen zu verteilen. Sie sind im Camper leichter unterzubringen als ein großes Trumm und vor allem sind die Einzelkomponenten nicht so schwer und unhandlich. Die Delta Pro der gleichen Firma wiegt fast 50 Kilogramm und kann nur mit gutem Willen noch als mobil bezeichnet werden.
Für die kleine Größe bietet die Box eine Menge Anschlüsse. Vier 230 Voltsteckdosen, zwei USB-C-Anschlüsse und einiges mehr. Gut gefällt, dass Solar-In über ein Standardformat (XT60) funktioniert und nicht über eine Eigenlösung. Die Box nimmt maximal 500 Watt solar auf, es können auch Panel von Fremdfirmen angeschlossen werden. Die Box kommt mit 11 bis 60 Volt zurecht. Die angegebenen schnellen Aufladezeiten relativieren sich in der Praxis allerdings, wenn der Zusatzakku angeschlossen wird, und auch der gefüllt werden will.
Beruhigende Garantie
Mit 12 Kilogramm ist die Box noch akzeptabel leicht. Ein Rekord kann sie den langlebigen, aber schweren Zellen nicht aufstellen. Die Größe von 400 x 211 x 281 Millimeter ist handlich, zumal die Box kein zusätzliches Netzteil benötigt. Mit den integrierten Griffen lässt sie sich gut tragen und auch befestigen. Derzeit faucht der Lüfter gewaltig, auch bei mässiger Last. Vermutlich wird ein Update das Problem etwas entschärfen, aber nicht ganz aus der Welt schaffen. Die App zur Box erleichtert die Bedienung enorm, vor allem wenn man in die Tiefe der Einstellungen geht. Sehr schön für unterwegs, dass die App nicht nur mit Wifi, sondern auch mit Bluetooth funktioniert. Für jemand, der seine Box nur daheim auflädt und unterwegs mal ein Gerät einstöpselt, ist die App nicht unbedingt notwendig. EcoFlow bietet eine Garantie von fünf Jahren – beim Kauf ist man also vor Überraschungen sicher.
Zu erwarten ist, dass Platzhirsch EcoFlow eine breite Palette an Ergänzungen für diese neue Generation von Boxen auf den Markt bringen wird. Kleiner Wermutstropfen für Fans: Das Fortschreiten der Technik schränkt die Abwärtskomptabilität von Boxen und Speichern deutlich ein. Unabhängig vom Hersteller muss man damit rechnen, dass viele Dinge nur in den jeweiligen Generationen wirklich miteinander harmonieren.
Die Preisempfehlung für die Box liegt bei 1199 Euro. Auch wenn 2022 nicht das Jahr der Schnäppchen ist, lohnt es sich auf Rabatt- und Couponaktionen und die bekannten Sonderverkaufswochen zu achten. Wie oben im Text erwähnt, kämpfen die großen Anbieter um Marktanteile und rücken teilweise doch erhebliche Rabatte heraus.
Fazit
Preislich liegt die Box auf dem Level der Konkurrenz etwa von Bluetti und Jackery. Ein direkter Vergleich ist immer schwierig, weil die großen Marken ihre Produkte immer etwas anders ausstatten und eine andere Zielgruppe ansprechen. Positiv kann man aber sagen: Die langlebigen Zellen, das Aufpowern auf die Leistungsabgabe von 1800 Watt Wechselstrom und die Möglichkeit den Akku zu ergänzen, werden nicht mit einem merklichen Aufpreis erkauft. Es ist aber natürlich zu erwarten, dass das Vorgängergerät im eigenen Portfolio angesichts des potenteren Nachfolgers mit deutlichen Abschlägen verkauft wird. Grundsätzlich bewahrheitet sich der Satz "Das Bessere ist der Feind des Guten." Der Sprung von einer Generation zur nächsten ist enorm. Das heißt aber auch: Von Vorgängergenerationen sollte man die Finger lassen.
Niemand kann sagen, was die „richtige Box“ und die „richtige Dimension“ ist – das kommt auf die individuelle Situation an. Besteht die die Nutzung – wie beim Verfasser – im Wesentlichen aus Heimwerken und Campen, kann man sagen: Mit der Delta 2 macht man kaum was verkehrt. Garantie und langlebige Akkuzellen könnte ich getrost mit lebenslang übersetzen. Wichtig ist mir, dass 230 Volt Geräte bis ungefähr 2000 Watt betrieben werden können, ob das nun Werkzeug oder Föhn oder auch eine Induktionsplatte ist. Da macht die Delta 2 – so ziemlich als Einzige in dieser Größe. Hier kann man vergleichsweise günstig einsteigen und später den Akku verstärken. Andere und größere Boxen verkraften mehr Solar-Input. Doch wer kann in einem Camper sechs 200 Watt Module wirklich transportieren? 500 Watt solar tun es durchaus. In der Praxis würde man eine Falttasche mit 400 Watt oder zwei kleinere zu je 200 Watt benutzen. Dann kann man – zumindest in der sonnigen Jahreshälfte – mit den 1000 Wattstunden Kapazität des Akkus locker auskommen. In jeweils etwa drei Stunden hat man die Box mit Sonnenkraft wiederaufgefüllt. Jeden Tag kann man so leicht 2 bis 3 kWh „tanken“.
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