Powerboxen Growatt Infinity 1500 – High-End-Station der autonomen Stromversorgung

Auch dafür ist sie gut: Hier übernimmt die Infinty 1500 die Stromversorgung des Campers.
Auch dafür ist sie gut: Hier übernimmt die Infinty 1500 die Stromversorgung des Campers.
© stern
Mit Growatt betritt ein weiterer Elektrogigant den Markt der mobilen Stromboxen. Die Infinity 1500 überzeugt mit starken Leistungsdaten.

Powerboxen und kein Ende. Seit diesem Monat ist auch Growatt mit einer Box, der Infinity 1500, in Deutschland auf dem Markt. Growatt ist schon lange im Energiesektor im Bereich Solarwechselrichter und Speicher tätig. Es ist kein Kleinunternehmen, in der Entwicklung arbeiten 500 Ingenieure. Powerboxen und Solartaschen sind ein relativ neues Geschäftsfeld. In den USA wurde die Stromkiste zuvor auf den Markt gebracht.

Die Infinity 1500 entspricht dem Trend, mehr Wattabgabe als Speicherkapazität zu bieten. An der Box kann man 2000 Watt abzapfen, sie speichert 1512 Wattstunden. Effektiv nutzbar sind, wie immer, weniger, weil eine Box selbst Strom im Betrieb verbraucht. Kurzfristig verdaut die Box auch 4000 Watt. 2000 Watt und etwas mehr sind im Dauerbetrieb möglich.

Üppige Ausstattung

Die Infinity 1500 verfügt über die üblichen Anschlüsse. Vier Mal 230 Volt, 12 Volt-Kfz-Stecker, USB-A und USB-C (zweimal zu je 60 Watt). Insgesamt sind es zwölf Stück. Bei der Stromaufnahme ist die Infinity State of the Art. Aus dem Netz nimmt sie 1500 Watt auf, in einer Stunde tankt sie 80 Prozent ihrer Kapazität, die letzten 20 Prozent dauern dann länger. Solar kann man die Box in 2,5 Stunden aufladen. An die Box dürfen auch satte 800 Watt Solarkapazität angeschlossen werden. In die Box hinein geht ein XT60 Stecker. Beigelegt ist ein Adapter zum gängigen MC4-Standard. Das macht es leichter, Solarpanel von Drittanbietern anzuschließen. Kann die Box gleichzeitig Solar- oder Netzstrom ziehen, hat der Ökostrom Vorrang. Auch nett: Die Box beginnt schon bei Eingangsleistungen unter 50 Watt zu laden. Die Aufladung im Auto ist wie bei allen Boxen begrenzt. Über den Kfz-Stecker können stets nur 120 Watt fließen.

Unterbrechungsfreie Stromversorgung  

Das alles ist gut, nun kommt das Besondere der Box. Die Infinity 1500 ermöglicht eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV). Wozu braucht man das? So schützt man Geräte, die immer laufen müssen. Das können medizinische Apparate sein, aber auch Büroausstattung. In die Box geht dann ein Netzkabel hinein und der Verbraucher wird an der Ausgangsseite eingesteckt. Im Normalbetrieb leitet die Box den Netzstrom nur durch, bricht das Netz zusammen, schaltet die Box in 20 Millisekunden auf ihren eigenen Strom um.

Dazu bietet die Infinity 1500 die Steuerung über eine App. Besonderheit hier, man kann nicht nur über Bluetooth, sondern auch über Wifi auf die Box zugreifen, so ist eine echte Fernsteuerung möglich. Das ist dann praktisch, wenn die Box versteckt untergebracht ist. Ein vollständiger Fernbetrieb ist nicht möglich, sobald die Box ausgeschaltet ist, kann sie nicht per App zum Leben erweckt werden.

Dazu gibt es ein auch von anderen Boxen bekanntes Problem: Ist die Box mit einem Solarpanel verbunden, fährt sie hoch, sobald Strom angeboten wird. Dann aber sind Bluetooth und Wifi deaktiviert, um die Box zu steuern, muss man manuell an sie heran. Netter Zusatz: Auf der Oberseite der Box besteht die Möglichkeit zum Wireless-Charging.

Noch handlich

Mit 16.5 Kilogramm ist die Box vergleichsweise leicht, wenn man auf die Speicherkapazität schaut, die das Gewicht maßgeblich bestimmt. Bei der Langlebigkeit garantiert die Box 800 Zyklen, bis die Kapazität auf 80 Prozent sinkt. Das ist der Preis für das geringe Gewicht. Mit den Abmessungen von 418.7 x 230 x 287 Millimeter ist die Box noch übersichtlich groß. Sie wurde aber nicht auf ein minimales Volumen getrimmt. Die Oberflächen bestehen aus grau-schwarzem Kunststoff. Die ganze Box sieht daher "edel" aus und kann unbesorgt in Appartement und Büro aufgestellt werden. Ungewöhnlich schick ist auch die Form. Der obere Teil ist wie ein "Kopf" abgesetzt, so kann man die 16 Kilogramm leicht an den Hörnern packen. Das Ladegerät ist integriert. Praktisch, weil man kein weiteres Gerät einstecken muss.

Im Praxisbetrieb hält die Box, was sie verspricht, wie bei einem Markengerät nicht anders zu erwarten ist. Mit 2000 Watt Abgabe kann man fast jedes Gerät mit Strippe anschließen, nur bei sehr starken Verbrauchern über 2000 Watt ist nach kurzer Zeit dann Schluss. Für Werkzeuge kann das Zeitfenster ausreichen, einen 2500 Watt Föhn sollte man besser eine Stufe niedriger schalten.

Boxen lassen sich clustern

Uns haben Optik und Haptik sehr gefallen. Bei der Größe einer Box muss jeder Kunde wissen, was für ihn passt. Mit etwa 15 Kilogramm ist die Infinity 1500 jedenfalls noch deutlich besser zu bewegen als eine 25 Kilogramm Box der 2000-Wattstunden-Klasse. Die Kapazität einer Box lässt sich übrigens steigern. Aber nicht durch einen reinen Akku ohne weitere Anschlüsse, dafür lassen sich bis zu drei Boxen hintereinander verkabeln. Zuerst mutet die Daisy-Chain-Verbindung merkwürdig an und ein reiner "dummer" Zusatzakku wirkt einleuchtender. Wenn man aber bei der Konkurrenz die Preise von Boxen und reinen Akkus vergleicht, sieht das anders aus. Der Preisnachlass für die Akkus, die ohne eine Masterbox nutzlos sind, ist häufig gering, so dass es schlauer sein kann, den Aufpreis für eine vollwertige Box in Kauf zu nehmen.

Die Aufladung mit Solar und Netz funktioniert sehr schnell – 80 Prozent in der Mittagspause sind ein gutes Ergebnis. Hier macht sich aber auch die Kapazität der Box bemerkbar. Es versteht sich von selbst, dass eine Box mit dreifacher Kapazität länger braucht, bis sie wieder voll ist. Die unterbrechungsfreie Stromversorgung ist ein Feature, das bei weitem nicht jede Box bietet. Wenn man darauf angewiesen ist, schrumpft die Auswahl deutlich zusammen. Das Einsatzspektrum ist breit. Als Insellösung, um Strom in eine Hütte zu bringen, kann man damit nichts anfangen, aber schon für den Besitzer eines Terrariums kann das ein entscheidendes Kriterium sein.

Merkliches Brummen

Im Betrieb ist die Box nicht laut, aber auch nicht still. Schon ein geringer Solarladestrom von 150 Watt führt zu einem Summen – laut ist das nicht, aber doch störend wahrnehmbar. Auch wenn wenig Strom gezapft wird, brummt die Box merklich vor sich hin. Hier ist zu hoffen, dass ein Update den Lüftereinsatz begrenzt. Bei hoher Stromabnahme brummen alle Boxen, doch in der Praxis sind die Verbraucher meist weit lauter als der Stromspender.

Gut gefallen hat auch die App. Wer mag, kann vollständig auf sie verzichten. Wenn man die Box nur einschaltet und benutzt, muss man Einfaches nicht komplizierter machen. Wenn man sie aber benötigt, kann man sie eben auch in ein Wifi-Netz einbinden und die Box so aus der Ferne überwachen. Wer einen Vergleich sucht, kann sich die Ecoflow Delta 2 ansehen. Im Markt entspricht sie am ehesten der Infinity 1500, doch ihr Speicher ist mit 1024 Wattstunden ein Drittel kleiner. Dafür sind die Akkus langlebiger.

Mit der Infinity 1500 macht Growatt einen starken ersten Aufschlag. Bei der Lüfterlautstärke muss man die Entwicklung verfolgen, gut möglich, dass ein Update das Problem merklich lindern kann. Growatt hat die leichteren Li-Ionen Akkus verbaut und nimmt dafür 800 Ladezyklen in Kauf, statt der eigenen  LiFePo4-Akkus, die zwar etwas schwerer sind, aber 3000 Zyklen schaffen. Für ein Gerät, das nicht primär fürs Camping gebaut ist, eine schwierige Entscheidung. 

Regulär kostet die Infinity 1500 von Growatt 1599 Euro. Zur Markteinführung wird sie im Growatt Shop für 1399 Euro abgegeben. 

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